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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Gardenachhut bei Chalons unmittelbar an Planitz und andere sächsische Nachhut. Fochs Hineinstoßen der Garde in den Gondsumpf ist tragikomische Illusion. Nackte Prosa der Tatsachen überzeugt vielmehr, daß Garde, Emmich und Montmirailgruppe nicht so ganz unbelästigt entkommen konnten, wie geschah, wenn die französischen und Bülows Ort- und Zeitdaten nur einen Schimmer von Wahrheit hätten. Das alles steht auf gleicher Höhe wie die 7000 Leichen bei Montmirail und die 3000 bei Mondemont, ein kalter Aufschnitt in Pariser Sauce als Ragout fein erfinderischer Gloirekochkunst.
    French schickte sich erst am 9. an, den Kavallerieschleier vor ihm zu lüften. Er war am 5. und 6. sicher um einen Tagemarsch hinter Esperet, wie er sich von Joffre ausbat. So schließt sich von vornherein die Fabel aus, daß Linsingen je östlich Meaux mit drei englischen Divisionen anband, da diese weit südlich des Grand Morin standen. Desgleichen beweist die Marschentfernung, daß French bestimmt nicht vor 9. den Grand Morin überschritt, wobei ihn der Übergang bei Tretorin »großen Aufenthalt« bereitete und seine Marschleistung höchstens 12 km betrug. Er erzählt, daß seine Vorhut am 9. abends »La Ferté« erreichte, wo sie nicht Brücken schlagen konnte. Doch welches La Ferté? Kothe hält sich darüber auf, französische Oberflächlichkeit rede hier von F. Milon. Doch solcher planmäßigen Entstellung, um weiteres Vordringen Frenchs vorzutäuschen, halten wir entgegen, daß es sich nicht mal um L. F. s. Jouarre handelt, wie French angibt, sondern höchst wahrscheinlich nur um F. Gaucher, wie eine französische Angabe sich auch gelegentlich entschlüpfen ließ. Nach der Marschferne ist unmöglich, daß er F. s. Jouarre vor 10. abends erreichte, auch hier wieder die geflissentliche Vordatierung. Diesen Tag erklärte er übrigens unverfroren für das Ende der Marneschlacht, weil er nämlich überhaupt nichts mehr tat. Hier überführen Joffres eigene Direktiven, wie toll man die von Tag zu Tag schwankende Stimmung in einen vorbedachten Plan überbrüht hat. Am 1. gab er nämlich die Weisung aus: »Man wird bis zur Aube und wenn nötig bis zur Seine zurückgehen«, was sich speziell auf Esperet und Foch bezieht. Am 3. fordert er French auf, sich 30 km weiter zurückzuziehen, um hinter der Seine (man möchte spotten: hinter der Szene!) Stellung zu nehmen. Sieht das nach »Vorbereitung einer Offensive« aus? Wenn man am 5. alles am 4. Befohlene widerrief, wer soll sich aus solcher Verworrenheit ein Bild machen? Was änderte sich denn seit 24 Stunden? Eins ist jedenfalls klar: daß er damals kein Überschreiten der Marne durch Kluck voraussetzte, sonst hätte er jeden Angriffsbefehl an Esperet unterlassen müssen, zumal an French, der sich natürlich Joffres Konzession vom 3. zu Nutzen machte, also am 5. sich schon der Seine näherte. Joffre wußte , daß Kluck noch zwischen Marne und Oise stand, sein Angriffsbefehl vom 5. ist ein neuer indirekter Beweis für die bodenlose Leichtfertigkeit, Klucks Anwesenheit am Morin für möglich zu halten. Wir wiederholen, daß Marrwitz' Vorhut erst am 3. bei Pontoise 30 km von Paris streifte, das Fußvolk also sicher noch 50 km weiter zurückstand, konnte also niemals am 5. nach Überschreitung verschiedener Flüsse am Grand Morin stehen. Daher konnte Joffre niemals die ihm angedichtete Absicht haben, Klucks Vormarsch über Meaux zuvorzukommen und ihm keinen Anschluß an Bülow zu gestatten. Er wußte Klucks Hauptmassen noch südlich Compiegne und jenseits der Marne, der angeblich von Gallieni gemeldete Vorbeimarsch an Paris bezog sich auf eine Spitze 4. D. (II/14.) und möglichenfalls eine der 7. (II/26.), erst später mag Frenchs Angst ihm zeitweise suggeriert haben, Kluck sei mit einem übermenschlichen Purzelbaum über Maunoury nachgesprungen. Vielleicht verwirrten auch 8. K. und Marrwitz, die aber aus ganz anderer Richtung bei Ch. Thierry die »Marne überschritten«. Später muß man französischerseits den Unsinn durchschaut haben, ließ aber die Legende schlendern, um Frenchs Untätigkeit damit zu decken. In Paris vernahm man Kanonendonner bei Lizy-Meaux überhaupt erst am 7. (93er), sonst warf nur eine »Taube« Bomben als Visitenkarten ab. Daß man deutsche Kolonnen im Weichbild von Paris vorüberwogen sah, ist Mythe; kein Pariser Fort löste einen Schuß. Wahrscheinlich erfuhr Joffre aber am 5. die Zersplitterung der 1. und 2. A. an den verschiedenen Standorten, und disponierte daraufhin

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