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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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vorläufigen Gegenstoß auf deren Vorhuten. Das ist die wahre Schöpfungsgeschichte der Marneschlacht. Geisterseher French verbreitete lange Nebel, am 9. aber vergewisserte sich Esperet, daß die deutschen Teile vor ihm keine Reserve hätten und Angriff auf Montmirail durchführbar sei. Selbst dieser Anlaß zu Optimismus fiel weg, wenn Kluck nur am 7. vereint zwischen Acy und Meaux stand. Joffre muß also die wahre Lage gekannt und weder südlich, noch nördlich der Marne Vereinung Klucks befürchtet haben.
    Es ist, rundheraus gesagt, eine Frechheit der Klucklobredner, daß sie aus seinen Sünden eine Tugend machen und seine Skandalosa als vorbildlich empfehlen. Durch zwei Dinge konnte er entscheidend einwirken: entweder am Morin schlagen oder Maunoury über den Haufen werfen. Gerade hierdurch hätte er Bülow entlastet, weshalb Moltke es ihm am 10. befahl. Er tat weder das Eine, noch das Andere. Der Unheilknoten wurde schon geschürzt, als Kluck eben nicht zum Morin abrückte und herzhaft loslegte, ohne sich um Maunoury zu kümmern. Dann gab es keine Marneschlacht, Joffre wäre auf Troyes retiriert, wie er früher ins Auge faßte. Denn wie wir French und Esperet kennen, hätten sie fassungslos das Spiel aufgegeben. Dies wäre kühne weitsichtige Selbsttätigkeit gewesen, auf eigene Verantwortung, obwohl mit bewußtem Ungehorsam gegen Moltkes Direktive, »zwischen Oise und Marne« zu bleiben. Da in der Wirklichkeit die Dinge anders zugehen, als in Kleists »Homburg«, so hätte man ihn dafür sozusagen zum »Herzog von Magenta« ernannt, welche Anspielung ein Geschichtskundiger verstehen wird. Wie wir sehen, fallen er und seine Korybanten von einer Unwahrheit in die andere, weil eben hier alles faul ist, alles Legendenschwindel. Erste Begriffsstellung: der törichte Moltke befahl Vormarsch zum Morin, weil er in harmloser Unschuld von einer Pariser Armee nichts ahnte, während des weisen Kluck Seherinstinkt das schon vorher wußte. Antwort: letzteres ist nur zu wahr, deshalb blieb eben Kluck hübsch dieseits der Marne; wäre dem aber nicht so, dann steht aktenmäßig fest, daß nicht Moltke, sondern er selbst den Vorsatz ins Auge faßte, bis zur Seine an Paris vorbeizumarschieren. Zweite Begriffsstellung: obschon er diesen »Fehler« beging, (wohlbemerkt auf eigene Faust gegen Befehl der O. H. L.), machte er ihn sofort gut, indem er schleunig kehrtmachte und mit Vergeudung kostbarer Marschkraft seine armen Truppen den langen Weg zurückführte, den sie gekommen waren. Antwort: so entblößte er Bülows Flanke, d. h. sein eigenes 9. und angeblich 3. K., und wäre vermutlich schon zu spät angelangt, nachdem 4. R. K. überrannt war. Also nicht sein Marsch zum Morin wäre der grundlegende Fehler, sondern seine Umkehr zu »glänzender Parade«, die so wenig glänzend ausfiel, daß er sich zu viel auf seine Truppen einbildet und ihre mittelmäßige Leistung triumphierend herausstreicht. Nun, Gottlob, sprechen wir ihn hier frei, sintemal ja alles nur Chimäre. Er blieb gehorsam »zwischen Oise und Marne« (außer 9. K., 5. D.), deshalb konnte Maunourys Bluff schon am 6. pariert werden, obwohl ungenügend. Exposition: Verstreuung der 1. A. in getrennte Gruppen; Peripetie: Einstellen jeder Offensive, sei es bei Meaux, sei es bei Nanteuil; Ende des Trauerspiels: sinnloser Rückzug. Es hätte genügt, wenigstens bei Meaux gegen Frenchs Flanke zu demonstrieren, was diesen und Esperet stillgelegt hätte. Selbst noch am 10. wäre er zurecht gekommen, jede Bedrohung Bülows zu vereiteln, wenn er nur Maunoury gründlich schlug, Gott schütze ihn vor seinen Freunden! Die Schwätzer wissen wirklich nicht was sie tun. Selbst angebliche Abberufung des 9. K. soll ihm noch zum Ruhm gereichen, woran sich Bülow eiligst klammert, um das Untunliche dieser rücksichtslosen und unverantwortlichen Maßnahme darzutun. Es ist aber auch dies Chimäre, und wir befinden uns in der ebenso angenehmen wie unerwarteten Lage, auch hier als Verteidiger Klucks aufzutreten, sintemal er weder das ganze 9., noch das 3. K. in eigentlichem Sinne nach dem Ourcq berief, sondern nur deren Hälfte. Immerhin schwächte er in Bülows Meinung dessen Flanke im kritischsten Augenblick, denn eins bleibt doch bestehen: wenn er auch nichts abberief so schickte er doch auch nichts, 6. und 18. D. am Petit Morin hätten natürlich Bülows Lage sehr gestärkt. Kluck tat aber weder das Eine, noch das Andere, weder stärkte er Bülow, noch benutzte er die eigene Stärkung. Wie,

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