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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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daß Moltke »überrascht war vom Wegziehen des 3. und 9. K., von dem er erst erfuhr, als die Bewegung schon im Gange war.« Doch Kluck ließ während der ganzen Krise überhaupt nichts von sich hören; Bülow beklagte sich: »2. A. hat keinerlei Nachrichten von 1. A.«, wir unterstreichen nochmals Moltkes verwunderte Anfrage: »Wie Lage, welcher Feind gegenüber?« Im Dunkeln ist gut munkeln, Kluck der verschleierte Prophet, ließ sich nicht herab, seine Schlachtresidenz anzugeben, er verschleierte geheimnisvoll, was hernach die Reklame für ihn entschleiern durfte. Bülow winkt spöttisch: »Auf Eingreifen der O. H. L. rechnete ich nicht mehr«, nämlich am 8. und 9., doch wie sollte sie da noch eingreifen? Sie hatte keine Reservepfeile mehr zu versenden. Baumgarten wirft Moltke vor, er habe angeblichen Rückzug des 9. K. nicht verhindert, wie sollte er das, nachdem Kluck schon so verfügte? An Bülow war es einzuschreiten. Was er nicht zu wissen vorgibt, bleibt darum doch wahr, nämlich daß Abzug des 9. K. in diesem Sinne nicht erfolgte, erst recht nicht am 7. Insofern griff aber Moltke wirklich ein, als er die hoffnungsvolle Auffassung Hausens teilte. Dieser scheidet für die Schuldfrage glatt aus; Baumgartens Reinwaschung sagte uns nichts Neues, die Sachsen empfanden den Rückzug förmlich als persönliche Beleidigung. Sie wurden auch der durch Bülow verfahrenen Lage gerecht, und waren nahe daran, Langle von Foch abzuschneiden. Es gehörte die Dreistigkeit der Unwissenheit dazu, Hausen verantwortlich zu machen. Bei Egli hat sich der Unsinn so verdichtet, schon am 6. sei Rückzug angeordnet worden! Doch vernunftgemäß setzten auch wir voraus, so weit unsere Anklage gegen Kluck gedieh, irgendwelcher formale Rückzugsbefehl der O. H. L. habe doch vorliegen müssen. Wenn laut üblicher früherer Legende dies am 8. erfolgte, so gehorchten also die 3., 4. und 5. A. nicht, denn sie fochten, wie wir sahen, bis 11. Doch wir konnten uns das Hin- und Hererwägen sparen, denn Moltke dachte selber nie vor 11. an Retirade. Zuletzt verschworen sich Bülow und Kluck gleichsam, als ob sie sich mit des Gegners Zeitfälschung verständigen wollten, ihren Rückzug auf den 9. vorzudatieren, während er am 10. und 11. begann. Da die Botschaften von 3., 4. und 5. A. zuversichtlich lauteten, durfte aber Moltke sich durchaus nicht zum Rückgang verstehen, so lange er Fassung bewahrte. Sein Abwinken an 4. und 5. A. bezüglich des Nachtangriffs war schon ein Umfallen aus seiner offensiven Haltung. Am 10. noch voller Siegeshoffnung, warum steckte ihn am 11. Bülows Rückzugsfieber so an, daß er sich überwunden bekannte? So band ihm Bülow noch nicht die Hände, daß er nicht mit 3. und vor allem mit 4. und 5. A. forthämmern konnte, da die Aussichten bei Revigny–Laimont glänzend waren. Wozu übertriebene Verzweiflung, statt Bülow mit Strenge in seine Schranken zurückzuweisen? Dieser hätte noch am 11. kehrtmachen und die südliche Marne samt der Vesle behaupten können. Blieben die Sachsen bei Chalons, wozu sie willens waren, hätte man jeden Anprall überstanden. Albrecht wiegte sich lange in dem Wahn, die Schlacht werde siegreich durchgekämpft, um so peinlicher traf ihn der plötzliche Abmarschbefehl. Dann hätte er eben Vorstellungen erheben und nicht so weit retirieren sollen, wodurch er Hausen zweimal aufscheuchte. Moltkes Schwäche ließ das zu. Auch entgeht er dem Vorwurf nicht, daß er keinerlei leitende Idee für die Schlacht ausgab. Der Zentrumsstoß auf Hausens rechten Flügel entstand zufallmäßig durch mechanische Kausalität. Ist das die Art, wie Feldherrn sich auf Entscheidung vorbereiten? Man vergleiche Friedrich und Napoleon vor ihren Hauptschlachten. Die Ausrede mit modernen Massenverhältnissen verfängt nicht, bei Hindenburg sehen wir das Unveränderliche der wahren Grundsätze. Wir wollen die O. H. L. nicht weißbrennen, nur bezüglich angeblichen Rückzugsbefehl führt die Untersuchung zu überwältigender Ehrenrettung Moltkes, dem Bülow-Kluck das Heft aus der Hand wanden und den anmaßenden Pfuscher Hentsch nur als Handlanger ihrer eigenen bösen Absicht unterstützten. »Bösen«, denn daß sie natürlich von sich aus nach bestem Gewissen ihren Unfug trieben, ist belanglos und unerheblich, das können auch Ney und Grouchy für sich sagen.
    Bülow läßt durchblicken, er habe von Anfang an die Einfädelung der Schlacht mißbilligt. Das mag schon sein, doch im Grunde war er ja selbst der Urheber. Laut

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