Bismarck 03
vorerst nur 2. D. Jedenfalls war es nur eine Frage weniger Tage, daß man Alberts Abzug verhindern oder gleichzeitig mit ihm in die Stromschranke überschreiten konnte. Er zog freilich schon am 7. mit der Hälfte von Antwerpen ab, doch da es am 9. endgültig kapitulierte, so behielt Beseler Zeit genug, bei rastloser Verfolgung über Gent am 17. vor Keyem einzutreffen, statt sich langsam längs der Küste zu nähern. Allerdings bedrückte ihn immer noch das Ausbleiben der 4. A., doch K. Kleist deckte ihm genügend die Flanke. Den bisher seit Mons nicht mehr bewährten Kriegsruhm der Brandenburger riß er nun freilich glänzend heraus. Doch Großtaten der Truppen entschädigen nicht für Missetaten der Strategen, die sich nie wieder gutmachen lassen. Kriegskunst ist, abstrakt betrachtet, die Lehre von Raum und Zeit. »Raum läßt sich wiedergewinnen, verlorene Zeit – nie.« (Napoleon).
Ob auch Albert entkam, d'Urbals und Haighs Einrücken nicht bemerkt und frühzeitiges Sammeln großer Kriegskräfte an der Lys statt bei Arras verabsäumt wurde, – etwas mehr pflichtgemäße Beschleunigung, etwas mehr berechnender Überblick und gemeinsam rascher Angriff am 18. fand immer noch den Feind in ungünstiger Lage.
Die Problemstellung, ob der Yserstoß dringend nötig war, fällt dahin. Denn er hätte nur gedacht sein sollen bei gleichzeitigem Angriff über die Lys. Isoliertes Vorbrechen Beselers ohne diese Beihilfe taugte wenig; bloßes Stehenbleiben in Brückenköpfen übte schon einen Druck auf die Bahnausladungen bei Poperinghe, was den Feind in Besorgnis versetzte. Wie aber erst, wenn statt der eingeschlagenen falsch kalkulierten Angriffsrichtung längs der Küste, wo bei solcher Nähe der englischen Flotte ein Durchbruch auf Nieuport–Dünkirchen ausgeschlossen, der wahre Durchbruchspunkt, sonst den Feind nur neckend und beschäftigend, bei Woummen gewählt wurde. Dazu konnte man das ganze 22. R. K. und Teile des 23., 26. über Merkem verwenden. Denn nicht Überschreiten der Yser, sondern des Ypernkanals auf dessen Westufer war das Wichtigste; eine wahre strategische Umgehung des ostwärts orientierten Gegners. Dorthin schob sich aber nur 202. R. vor. Grossetis später Abmarsch auf Merkem zeigt, wie schwere Gefahr aus jener Richtung drohte. Doch alles geschah ohne planvolle Überlegung, mit Verspätung oder Überstürzung.
Die G. St. Schr. fabelt von erheblichen Aufklärungsgefechten der 6. R. D., um das völlige Versagen ihrer Märsche bis 18. zu verhüllen. Die V. L. beweisen, daß höchstens 90 Mann vom 13. bis 18. dort bluteten; offenbar wird das Keyemgefecht am 19. damit vermengt. Den nötigen Aufschub gewährte den Belgiern allein der unerträgliche Stillstand in Beselers Verfolgung. Auch er konnte wie die Quatrechtgruppe am 10. mit dem Feind handgemein werden, die Ers. D. erreichte aber erst am 15. Ostende auf ganz geringe Entfernung; verhältnismäßig wurde die weit größere Strecke Middelkerke–Ostende rascher zurückgelegt unter Gefecht, doch immer nur der Vorderbrigade. Der Vormarsch 3. R. K. hatte freilich den Kanal Ostende–Brügge und den von diesen auslaufenden Kanal Brügge–Nieuport zu überschreiten, doch so geringe Geländeschwierigkeiten, die ja ebenso den belgischen Rückzug behinderten, entschuldigen nicht so unglaubliche Marschverzögerung. In gerader Luftlinie beträgt der Raum Antwerpen–Yser drei Tagemärsche. Beseler brauchte neun. Die G. St. Schr. braucht sonderbare Wendungen. Copper sei vor Beselers »Verfolgungskolonnen« zurückgegangen? Vor welchen und wohin? Copper, der sich verlassen und vereinsamt fühlte, bog schon vor schwachen deutschen Posten aus. Vom 66. R. hat die G. St. Schr. nie gehört; es steht aber fest, daß 26., 66. R. und anscheinend laut V. L. Kleists 18. R. J. gr. am 9. bei Stade ein Gefecht hatten, das nur Copper betreffen kann, der mit Beseler nie in Berührung kam. Dieser habe den Aufmarsch der 4. A. verschleiert? Wie konnte er im Norden verschleiern, was aus Osten kam? Wäre er je bis »westlich Thielt« gelangt, wären 22., 23. R. K. förmlich in seine angebliche Armeestraße Thurould–Roulers hineinspaziert. Bei diesem sinnlosen Manöver hätte er das ganze belgische Heer in der Flanke gehabt, das damals noch zu Energie aufgelegt schien, zunächst vier Divisionen, die man bei Dixmuiden an den Fluß zurückführte. Er sollte dann haltmachen, um nicht frühzeitig die Aufmerksamkeit des Feindes auf diese Gegend zu lenken? Und um dies zu vermeiden, eine
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