Bismarck 03
durchaus exzentrische Richtung, die garnicht an die Yser, sondern nach Ypern führte? Warum denn Haltmachen, wo rasches Vorrücken zum damals noch unbesetzten Ypernkanal höchst vorteilhaft gewesen wäre? Dann brauchten 22., 23. R. K. nicht weit nördlich auszugreifen und konnten Langemark vor Haighs Ankunft besetzen. Solch wirre Unklarheit legt den Verdacht nahe, daß solche Fabulierung ebenso künstlicher wie unverständlicher Manöver nicht den Aufmarsch Albrechts – diese Sorgen nahm Kleist dem Beseler ab –, sondern die Umwölkung der sonstigen Glanzleistung Beselers »verschleiern« soll. Von Antwerpen bis Schore sind rund 100 km. Beseler marschierte durchschnittlich 11 km pro Tag auf lauter Ebene und guten Straßen, das nennt G. St. Schr. »unaufhaltsam«! Bei solchem Schneckengang ließen sich die Belgier natürlich nicht mehr diesseits der Yser ereilen. Am 14. war man in Gegend Brügge? Das stimmt leider, da man am 11., 12. dort stehen konnte, damit fällt aber der Zusatz »und westlich Thielt« ganz dahin. Daß Beseler seine drei Divisionen derart auf endlose Strecke bis zur Küste auseinanderzog, wo doch der Feind noch stark diesseits der Yser stand, darf man kaum einem Neuling zumuten. Bei dieser Absurdität hätte er wohl erneut südwestlich marschieren müssen, um die Yser zu erreichen mit unglücklicher Marsch- und Zeitvergeudung. Will man ihn damit also gegen Kritik seiner sträflichen Langsamkeit schirmen, so belastet man ihn wieder in anderer Hinsicht, als hätte er sich förmlich verabredet, seine braven Truppen in die Irre zu führen und ihnen jedes rechtzeitige Überschreiten der Yser zu verunmöglichen. 23. R. K. hatte natürlich einen weiten Bogenmarsch zu vollbringen, wenn es erst am 19. gegen Houtholst-Merkem vorrückte, doch 22. R. K., das sich rechts von ihm setzte, hätte viel früher über Thurutt die Dixmuidengegend erreichen können. Was bedeutet der neue Zeitverlust, daß die 4. A., am 14. bei Oudenarde versammelt, erst am 19. den Vormarsch antrat?
Die Belgier wehklagten über die Freiwilligenkorps: »Welche Beute (!) versprach man ihrer tierischen Wut!«, die ihre Heldentaten durch Flandern trug. Der nie neutrale König hatte ja längst Partei ergriffen und blieb zum Äußersten entschlossen. Da die Verbündeten einen näheren Gang nach Ypern–Yser hatten, mit ungeheurer Bahnbelastung von 230 Zügen pro Tag und Verwendung erstaunlich vieler Kraftwagen, so brachte d'Urbal sogar sechzig schwere Geschütze mit, French noch viel mehr. Ein Teil davon spickte die Yserufer; doch Beselers Belagerungspark kam auch heran, sodaß ein artilleristisches Übergewicht der Verbündeten hier nicht wie vor Ypern sich entlud. Auch genügten 41 Batl. Beseler, 26 Falkenhayn »65 000« (? wohl zu hoch gegriffen), Belgier 20 000 (vielleicht mehr) Franzosen zu überwältigen.
Daß die G. St. Schr. andauernd besondere Ehren aufs 22. R. K. häuft, ist wohl ein Kompliment für des hochvermögenden Falkenhayns Bruder. Wir sind die Letzten gerade diesem Berliner Freiwilligenk. seine unsterblichen Verdienste zu schmälern, die sich in Galizien, Rußland, Serbien so vermehrten, daß wir es neben der Garde für die Mustertruppe des Reichs im Weltkrieg halten. Doch wir möchten der Legende steuern, daß gerade hier das Ringen um Dixmuiden als das Hauptmonument deutschen Heldenmuts in der Oktober-Novemberschlacht in bengalische Beleuchtung gesetzt wird. Denn das bleibt eine schwere Ungerechtigkeit gegen andere bei Ypern fechtende Nichtpreußen, deren ruhmvolle Aufopferung wir noch höher werten. Es sind gewisse romantische Umstände der Yserschlacht, die ihr ein solches Relief der Tradition geben. –
Ronachs Marinefüsiliere wollen am 15. Baerst, 2 km vor Dixmuiden, zurückerobert haben, als die Deutschen noch garnicht drinnen waren. Am 20. abends verjagte sie dort 205. R. mit ganz geringem Verlust. 43. R. D. folgte östlicher am 21. über Bovekerke mit 201., 204. R., während links davon der rechte Flügel 23. R. K. sich gegen Brückenkopf Die Grachten vorschob, wo Yser und Ypernkanal sich mischen. Ursprünglich stand dort 5. belg. D. und sollte gegen Baerst ausfallen, während 3. D. sich nach der Mitte zog und Dixmuiden besetzte. Die Deutschen handelten aber zu schnell: 202. R. eroberte Woummen weit südlich Dixmuiden und faßte so die 4. D. in der Flanke, die sich eiligst weit westlich zur Uferfront bei Keyem warf. Teile 5. D. folgten. Die Linke des Territorialk. Bridon bezog jetzt den Kanalposten, den die
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