Bismarck 03
zu hoch geschätzt.
General Grossetti schob sich längst südöstlich, er wird es gewesen sein, der dem Lt. Bergholz in Perwyse Kapitulation anbot. Jetzt aber marschierte er, wie einst vor St. Prix nach Champenoise, flugs nach Nordosten fort. Die Franzosen bestärken den früheren deutschen Irrtum, Dixmuiden sei Ende Oktober gefallen, indem sie sich eine Waffentat andichten, 42. D. habe es uns wieder entrissen. Solche Vervollständigung des ruhmlos unwürdigen Wassersiegs gönnen wir ihnen. Tatsächlich marschierte Grossetti viel weiter, nämlich auf Merkem am Ypernkanal und mag dort Erfolg gehabt haben, trotz gegenteiligen deutschen Berichts. Jedenfalls trat er im November ganz ins Yperngebiet über. Freilich gehört guter Wille dazu, überhaupt etwas zu glauben, was Franzosen auftischen, die Anekdote » vouz en avex menti «, »Ich habe ja nichts gesagt«, »Aber sie wollten etwas sagen«, liefert leider die treffendste Selbstpersiflage. Diese Ausschmückungslust ließ tausende von Württembergern ersaufen!!! In Tausendundeiner Nacht ihrer geistigen Verdunklung kräht solche Scheherezade zu mißtönig in den Aufruhr der Elemente.
Die Lage bei Ypern.
Ursprünglich den andern Korps zeitlich und räumlich weit voraus, hatte K. Kleist nicht mehr die Vorhand, es wartete bis rechts und links ein Aufschließen möglich. 45. R. D. war am 19. bei Kortemark, Vorhut der 46. erst am 20. wieder bei Stade, erreichte zwar obsiegend den Ostsaum des Houthoulstwaldes und entrang den Territorialen schon am 21. das ganze Waldgebiet über dem Steenebekebach, kam aber dann wenig mehr vor. Die Stettiner Schwesterdivision lehrte den im Aufmarsch begriffenen Belgiern bald Mores, nahm das verschanzte Merkem und nördlicher Laghem mit 209., 210. R. Griff Kleist nur einen Tag früher an, ehe Haigh ausmarschierte, so hätte der Angriff nie gestockt. Und hätte Falkenhayn gleichzeitig früher angegriffen, so bekam der Stoß über Merkem solche Stütze und Bedrohlichkeit, daß French schwerlich Schlacht östlich des Kanals fortsetzen konnte. Jetzt war es zu spät, frontales Anrennen der 4. A. mit zersplitterten Kräften konnte nichts wesentliches erzwingen. Den Bogen im Osten und Südosten zu spannen war unnütz. Machten die damals noch sehr unvollzähligen Briten Miene, über Roulers–Menin in die scheinbar offene Südostflanke vorzugehen, wo ja das 3. engl. K. nicht mehr wie gehofft hinreichen konnte, so genügte 27. R. K. sie aufzuhalten und jeder Schritt nach vorn entfernte sie weiter von ihrer Rückzugsbasis, 26. R. K. hätte besser dorthin gehört, wo jetzt die Linke des 23. stand, es konnte von Poel schon Haigh in die Flanke fallen, brauchte sich nicht so breit auf Paschendaele zu entfalten. Doch natürlich gehörte zu dieser ganzen Kombination rechtzeitiges Eingreifen einer starken Südgruppe. Dann Ade! Die alten Illusionisten French und Foch konnten dann das Wort beherzigen »Klappe zu«! Doch das ominöse Wort »rechtzeitig« gewann hier traurige Bedeutung. Die Verstärkungen der großen Westverschiebung kamen der 4. A. erst im November zu gute, wo es wieder zu spät und falsch war: da sie im Oktober ihre Aufgabe nicht erfüllte, so war dies im November gegen den verstärkten Gegener ebenso unmöglich und man hätte nur die Südgruppe bis aufs äußerste verstärken sollen. Jedes Glanzstück der Truppen zerrann durch strategische Rechenfehler und gedankenlose Stärkeverteilung. Es bleibt traumhaft schön, daß die Begeisterung der Freiwilligenkorps noch mancherlei Erfolge pflückte, trotz anscheinender Unmöglichkeit bei zeitlicher Ungleichmäßigkeit des so schlecht angelegten Vorgehens. Das Übermaß zwecklos verbrauchter Mechanik südlich Arras sollte nun ganz nordwärts verlegt werden, im November trat eine wahre Verstopfung sich ineinander schlingender Massen bei Ypern ein, doch die Schicksalstage zu angemessener strategischer Schürzung und Lösung des Knotens waren unwiderbringlich dahin. Jetzt kam der um viele Tage verspätete Angriff obendrein noch um 10 Tage verfrüht, denn an Einwirkung der Südgruppe über die Lys, was Rupprecht und Falkenhayn persönlich am 14. vereinbarten, war noch gar nicht zu denken. Man vergegenwärtige sich, daß French schon am 14. seine Lage kritisch nannte. Der selbstgefällige Dorien sah seine Bahn durchkreuzt, Poultenay sich durch General Lafferts Operation beiseite gedrängt, Rawlinson hing bei Menin ganz in der Luft. Unter solchen Umständen war es alles Mögliche, daß French seinen
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