Bismarck 03
westlich Zandvorde) nicht am 30., 31. schon Osttaverne genommen hätte, was aber natürlich der von uns festgestellten kleinen Vorhut unmöglich war. Denn es ist entschieden unrichtig, daß damals schon bedeutende feindliche Streitkräfte bei Hollebeke standen, höchstens war die Hälfte 16. K. am 31. dort anfangs aufmarschiert, rückte aber eiligst nach Osten ab, wo ihre Gegenwart zur Rettung von Gheluvelt–Zwartelen–Kl. Zillebeke unbedingt nötig schien. Sie scheint nach 1. Nov. durch das 22. K. abgelöst zu sein, außerdem schob French am Kemmel eine oder später zwei indische Brigaden ein, wodurch sich das Zünglein numerischen Übergewichts erst recht auf Ententeseite neigte. Durch das falsche Mitkämpfen des Pfälzer Korps schon im Oktober, sei es auch nur mit einer Division, wird lediglich die Ententefabel von deutscher Übermacht gestärkt, während in Wirklichkeit jetzt am 1. November schon acht französische, mindestens vier britische Divisionen gegen höchstens neun deutsche unvollzählige oder nicht voll eingesetzte fochten. Die Ententeberichte zählen einfach fast alle im November aufgetretenen deutschen Truppen schon Ende Oktober mit, naiv oder absichtlich, doch an jedem Punkt hatten die Deutschen sich damals einer Überzahl zu erwehren. So arbeiten deutsche Oberflächlichkeit und fremde Ruhmredigkeit Hand in Hand, um Wasser auf die Mühle des Gegners zu treiben, so schreibt man amtlich Kriegsgeschichte.
Selbst bezüglich der Geschützüberlegenheit des Feindes an Zahl und Wirkung wird nicht die volle Wahrheit gesagt. Die Ypernschlacht ist die einzige im Weltkrieg, wo eine bessere Beschaffenheit unserer Artillerie nicht in Erscheinung trat. Die mit schlauer Findigkeit eingebauten und versteckten feindlichen Batteriemassen behielten im ganzen die Oberhand. Es war grausam unüberlegt und geradezu unverantwortlich, daß man junge Truppen nicht durch besonders reichliche Zugabe von schwerem Geschütz kräftigte, uneingedenk des Napoleonischen Wortes: »Eine Infanterie braucht um so mehr Artillerie, je schlechter sie ist.« Schlecht war diese wahrlich nicht, doch zu jung an Alter und Ausbildung, aller Heldenmut schützte diese bewundernswerten Freiwilligen nicht vor Folgen ihrer Unerfahrenheit im Grabenkrieg, den die Ententeveteranen, besonders die Briten seit dem Burenkrieg, aus dem Grunde verstanden. Um so ruhmvoller die Haltung besonders der Sachsen. Doch selbst hier gibt man nicht der Wahrheit die Ehre, sondern vertuscht im Interesse des Generalstabs, daß auch die Elsässer ohne ausreichende Artillerie eingriffen. Tatsächlich trafen nur 84. und Teile der 80. Artillerie ein, während zwei andere Elsässer Batterien nach Poel hinter der Front herum abfuhren, ein schlagender Beweis, wie man auch dort genügender Artillerie entbehrte. Statt dessen wird lang und breit erzählt, daß Fabecks schwere Heeresartillerie schon am 30. bombardierte. Da wir jedoch nach den Listen jeden Artillerieverlust sogar batterieweise, z. B. der sächsischen Haubitzenbatterie feststellen, so können wir ruhig sagen, daß alle in Frage kommenden schweren Batterien Fabecks, z. B. vom 1. bayer. oder 4. Magdeburger Fußartillerieregiment nur für Novemberverlust verzeichnen. Wie sollen wir also an Ankunft der schweren Artillerie schon am 30. glauben, da die Überlieferung doch ausdrücklich den Verdruß der Elsässer über Artilleriemangel betont? Bei den Bayern feuerte nur die schon bei Houthem den Vortrab begleitende 5. Art., nicht die 6. bayr. R. Art., die doch gewiß zur Stelle gewesen wäre, wenn ihre Div. focht.
Daß zum ersten Mal ins Feuer gehende Truppen leicht unterliegen, soll die bayer. R. Div. in der Nacht zum 1. Nov. erfahren haben. Ihr 17. R. warf sich plötzlich auf Wytschaete? Obwohl rote Leuchtkugeln vom Feind her durch mondhelle Luft flogen, gelang überraschender Anlauf, ohne einen Schuß zu tun? An der Windmühle vor Wytschaete vorbei stießen die braven bayrischen Reservisten bis zum Westrand der Ortschaft durch, gerieten aber nicht nur ins Feuer der eigenen Artillerie (welcher? Ihrer 6. R. Art., die noch gar nicht da war?), da diese Wytschaete auch bei Nacht beschoß, sondern auch des aus Süden anrückenden 21. R., und es war sechs Uhr vorüber, als am ersten Novembermorgen sich sechs französische Regimenter (von welchem Korps?) auf 17. R. stürzten und es aus dem Höhendorf trieben? So ungefähr, wenn auch mit andern Worten, lautet die Erzählung, gegen welche wir an sich nichts einzuwenden hätten,
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