Bismarck 03
wir später die Marburger und Sachsen wieder bei Keiberg finden. Am 29. – so genau vermögen wir jedes Datum festzustellen – griff endlich auch das Karlsruher 238. ein und nun scheint General v. Hügel auch am 31. einen Gewaltstoß unternommen zu haben, der Paschendaele–Morslede–Broodseinde völlig sicherte, so daß die Sachsen sich erneut zwischen Reutel und Gheluvelt entfalten konnten in neuem Vollbesitz ihrer früheren eroberten Linie Keiberg–Becelaere.
Im wesentlichen flaute die Schlacht nur am 30. im Norden und Osten ab, am 29., 31. wurde noch heftig gekämpft unter dem Einfluß der im Süden hitzig entbrennenden neuen Kämpfe. Am 28. siegten die Leipziger bei La Gher und verhinderten bei Woulverghem das 3. engl. K. an Unterstützung Allenbys. Marwitz' Reitergefechte zwischen Warneton, Houthem und Kruiseeke, zu unserem Vorteil endend, verschleierten den Anmarsch der hierher verpflanzten sechs Divisionen der Armee Rupprecht, denen noch alle Bromberger und später nichts geringeres als eine Gardedivision von der 1., 2. Armee folgen sollte. Beide Parteien entblößten also die Linie Roye–Arras von Kräften, um stark bei Ypern auftreten zu können. Auch die beiderseitige Heereskavallerie war dort vollzählig versammelt, der Feind vermehrte später seine drei englischen, vier französischen, zwei belgischen noch um die 9. franz. Kav. Division, so daß er auch in dieser Waffe die Überzahl hatte. Die deutsche Reiterei wies zwar mit ihrem 1., 2. K. auf schlechtem Gelände in mühevollem Fußgefecht englische Vorstöße aus Messines–Douves ab, ihre Linke (2. K. K.) kam aber gegen Plogstreetwald nicht vorwärts, während ihr 4. K. Stetten nach dem Erfolg bei Kruiseeke gegen Zandvorde vorging, um Carlowitz von Süden her zu entlasten und den Elsässern Deimlings die Hand zu bieten. Daß die Gruppe bei Gheluve (etwa 7 km westlich Menin) rechts von Stetten bei Zandvorde mitwirkte, ist unmöglich; offenbar beobachtete sie längs der Chaussee Gheluvelt (nördlich Zandvorde südwestlich von Pozelhoek–Becelaere). Die G. St. Schr. stellt ferner die überraschende Behauptung auf, die 6. b. R. Div., diese neugebildete Truppe, sei bei Dadizeele (östlich Becelaere, dort stand früher Ravlinsons Mitte) mit den Sachsen in Verbindung getreten, als man am 29. anfing, langsam Gheluvelt zu umringen, wenigstens 16. b. R. Die Listen offenbaren aber nicht das Geringste von Einsatz dieses Regimentes im Oktober und später heißt es plötzlich richtig, daß die Division noch bei Wervicq lag, also gar nicht mitfocht! Von Wervicq war aber der Weg nach Wytschaete, wo die Truppe am 1. Nov. stand. Wie sollte sie auf so riesigem Umweg von Dadizeele dorthin gelangt sein, da sie dann erst einen weiten Südmarsch bis zur Lys zurücklegen mußte, um von da neuerdings nach Norden vorzurücken? Übrigens wäre auch arge Verstopfung der Straße Wervicq–Houthem eingetreten, wenn sich nur dort acht Brigaden (Pfälzer Korps, 3. Div., 6. R. Div., Vorderbrigade der 25. R. Div.) durcheinanderdrängten. Der dieser bayerischen Division zugehörige Verfasser der G. St. Schr. sollte doch am besten die Wahrheit kennen, hat aber als Artillerieleutnant sich einen Bären durch Infanteriekameraden aufbinden lassen, da ihm anscheinend jeder Überblick fehlte. Sonst wäre nur zu folgern, daß er solche Geschichten erzählt, um den Ruhm seiner Division zu erhöhen. Wer aber von Hörensagen urteilt, kann bloß Verwirrung stiften, Richtiges und Falsches bunt durcheinander werfen. Denn es ist richtig, daß die bayer. R. Div. sich erst am 31. zwischen Pfälzer und Württemberger einschob, das würde aber ein unmögliches Gefechtsbild geben. Der Gegner müßte ja ein wahrer Trottel gewesen sein, wenn er dann nicht in dieser Lücke durchgebrochen wäre und die Pfälzer gründlich abgefertigt hätte. Aber es ist falsch, solche Lücke anzunehmen, denn die Pommern kamen nicht am 1. Nov., sondern schon am letzten Oktobertag vor Wytschaete im Verein mit 168. Inf., 118. R. Die Hessen hatten ihren blutigen Sieg bei Le Quesnoye hinter sich und waren frei zum Vormarsch über die Lys, es ist daher grobe Unkenntnis, sie erst am 10. Nov. eingreifen zu lassen (siehe Listen). Doch was soll man von einer Abhandlung sagen, die weder wie Stegemann etwas vom blutigen Hessenkampf an der Lys weiß, noch den wichtigen Reiterkampf bei Houthem berücksichtigt, welcher allein erklärt, daß die Straße nach Hollebeke geöffnet war! Es wird auch nur undeutlich erwähnt, daß bestimmt
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