Bismarck 03
wenigsten aufschneiden, sobald sie » sérieux « sein wollen. Thiers und alle Berichterstatter der Napoleonsfeldzüge tischten weniger »patriotischer« Fälschungen auf als die Österreicher über Aspern, die Preußen über die Befreiungskriege. Wir behaupten nicht, daß die französischen Ypernberichte wahrheitsgemäß seien, doch verdunkeln sie die Tatsachen minder als die englischen und teilweise die deutschen, die dem Volk glänzende Scheinbilder vorführen. Allzumenschliches spielt mit hinein. Die G. St. Schr. verweilt bei belanglosen Vorfällen der Württemberger, um recht oft den königlichen Prinzen Urach nennen zu dürfen, der ein gnädiges Gefallen daran finden soll, dafür werden die wichtigsten Zentrumkämpfe im November totgeschwiegen. Von Rückschlägen erfährt man so gut wie nichts. Wenn French dreist die Südkämpfe ableugnet, so ist dies kaum lächerlicher, als wenn der amtlich zu schriftlicher Übung kommandierte bayrische Offizier die Bayern in den Vordergrund rückt, als ob sie Wunder verrichteten, und das Wichtigste im Zentrum obenhin übers Knie bricht, nur um's Ansehen aller Bayern und aller Brandenburger besorgt, die beide dessen nicht bedürftig sind.
IV.
Verknüpfen wir die Ententeangaben mit unparteilicher Betrachtung vom deutschen Standpunkt, so machen wir darauf aufmerksam, daß nach den V. L. das Oberkommando der 4. A. seit 3. Nov. in Poel Kapelle, das Stabsquartier der 54. R. D. in Mildenhoek lag, deren Ankunft erst Ende Oktober ihre vorausstreifende Kavallerie ebendort ankündigte. Diese Standorte deuten an, daß man die Front schon für hinreichend gesichert hielt. Dies war sie nicht und die Hauptquartiere mußten später sicher zurückverlegt werden. Wahrlich, diese Schlacht ist zu bedeutend, als das wir uns mit Allgemeinheiten begnügen dürfen, man muß sehr ins Einzelne gehen, um das richtige Maß zu finden. Für die Gruppe Deimling liegen die Verhältnisse klar genug, daß man die lange Strecke der Meninchaussee von Gheluve bis über Herethagewald Ende November inne hatte, der Feind im Westwinkel des Chausseedreiecks Menin–Roulers–Ypern bei Zillebeke–Hooge zusammengedrückt war. So lange aber Zonnebeke, Schnittpunkt der Landwege nach Langemark, sich hielt, konnte man am Polygonwalde nichts durchsetzen und auch der Gardeerfolg nördlich der Meninchaussee änderte vorerst nichts daran. Daher messen wir an sich dem heroischen Angriff von 238., 239., 246., 247. R., 25. R. J. große Bedeutung bei, doch er war eben voreilig und deshalb verfehlt, weil beim damaligen Stand der Dinge die großen Opfer umsonst verschwendet wurden. Der unübertrefflichen Tapferkeit der Milizregimenter widerstanden die Verbündeten vermöge ihrer vorzüglich ausgebauten Stellung und vorerst überlegenen Artilleriewirkung mit anerkennenswerter Entschlossenheit. Während dessen hofften sie erneut bei Broodseinde-Morslede durchzubrechen, an der Ecke, wo die Ost- in die Südfront überlief. Morslede liegt noch viel östlicher als Broodseinde und daß sie ihren Keil zwischen Paschendaele lange wieder so einzwängen konnten, war bedenklich. Man stelle sich die gegenseitige Schlachtlinie als vielfach gebrochene Zickzackkurve vor. Die Franzosen gaben zu, ihr 9. R. sei schon am 3. geworfen, am 7. ihr 66. Rgt. bei Paschendaele aufgerieben worden. Auch darin haftet kein Zweifel, daß sie am 12. Broodseinde wieder verloren, und behaupten sie, es am 13. zurückerobert zu haben, leugnen aber nicht, daß in späteren Tagen die ganze Linie Poel-Broodseinde erneut und diesmal dauernd in unserem Besitz blieb. So umschrieb die verbündete Front von Gr. Zillebeke einen Bogen bis Dickebusch mit östlichen Vorsprung St. Eloi und lief dann ganz südlich hinab, paralell zur deutschen Front. Auf der anderen Seite buchtete sie sich von Zonnebeke bis Langemark aus, wo die deutsche Linie sich bei Poel am Schnittpunkt der Landwege nach Lichterfelde und Dixmuide etwas zurückbog, und teilte sich von dort in dem Winkel zwischen Poel und Bixschoote. Daher an beiden Zentrum-Brennpunkten die gegenseitige Gefahr, die einerseits deutsche Abwehr drohenden Einbruchs erforderte, andererseits den Feind unter konzentrische Umklammerung bei Langemark setzte und jeden seiner Vorstöße dort doppelt verlustreich machte, während auch sein Zurückfluten bis 10. aus der gewonnenen Offensivlinie rückwärts nach Reutel–Herethagewald durch Druck von Südost her in Flankenfeuer geriet. Der erste Anprall richtete sich offenbar ganz nach
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