Bismarck 03
die ganz vom wahren Ziel abirrten. Französische Kritik spricht vom Scheitern des deutschen strategischen Plans, wobei sie um den heißen Brei herumgeht, daß die Übermacht der Alliierten oft taktische Ausbeutung des strategischen Manövers aufhob. Je tiefer man den Feind nach Frankreich hineinpreßte, desto enger schloß er zusammen, während die Deutschen sich von ihrer Basis entfernten und Kräfte für Etappenbewachung verschwenden mußten. Indessen erwies sich das strategische Übergewicht noch stark genug, um Zurückwerfung der Verbündeten bis östlich Paris zu erzwingen. Daß bei St. Quentin keine taktische Entscheidung fiel, verschuldet nur Kluck, der sich, wie später noch unheilvoller im September, durch angebliche Flankenbedrohung verblüffen ließ, zu deren Abwehr Marrwitz allein genügt hätte. Fünf Inf.-Div. dorthin zu werfen war ganz unangemessen, geradezu unverantwortlich. Man beschönigt es damit, schon sei die neue 6. Armee Maunoury entgegengetreten und zwar in damals ganz unmöglicher Stärke. Als d'Amade sich mit unverhohlener Geringschätzung von Frenchs Seite los und erneut von Arras nach Bapaume aufmachte, hatte er sich nur verstärkt durch etwa die Hälfte der Territorialen, deren Mehrzahl, schlecht ausgerüstet mit ungenügender Artillerie, schon vor den Lanzen der 13. Ul. Reißaus nahm. Das Reservekorps Lamaze wurde erst bei Monatsende von der Orne nach Paris verladen, desgleichen die 14. D. des 7. K. aus Belfort. Klucks treuherzige Verehrer lassen ihn schon jetzt die »13. D.« vernichten, offenbar weil diese im September nicht genannt wird, wie denn auch Bülow bei seinen wirren Angaben das franz. 7. K. vereint wähnt, dessen übrige Teile vorerst alle bei Epinal blieben. Die wahre Komik liegt aber darin, daß die 13. D. überhaupt nicht zum 7. K. gehörte, wie man naiv nach der Nummer annimmt, sondern zum 21. K. in Lothringen! So schreibt professorale Unwissenheit vom Katheder herab Geschichte »zum Ruhm der 1. Armee« und bläst die belanglosen Raufereien bei »Chambray« und »Combles«, unter welchem Sammelnamen allerlei Gefechte bei Bapaume und Amiens zusammengefaßt wurden, zu Großkämpfen auf. Sie kosteten der 4. Bromberger Division 950, der 3. D. inkl. 2. Art. 350 (237 vom III/2.), der 7. und 8. D., 22. R. D. 500, Marrwitz' 4. Naumburger Jägern bei Douai 170. Zu viel für zwecklose Episoden, zu wenig für ernstes Ringen. Das sind doch keine Verluste, um von einer großen Schlacht »in der Ebene von Santerre« gegen sieben Divisionen Maunourys zu fabeln, welchem französischen Kluck eine Pariser Schreiberei hier auch schon ein Kränzlein winden möchte. Dieser General, von der Orne herversetzt, befand sich aber noch hinter der Front, um seine neue Armee anzufertigen. Der immer geschlagene und doch nie loslassende Amade erkannte, daß hier nicht taktische Mißhelligkeit, sondern die strategische Lage zu berücksichtigen war und Kluck weiter verlockt werden mußte, von French abzulassen. Kluck aber rannte wie jeder mittelmäßige Haudegen dem taktischen Spatzen nach und ließ die strategische Taube entwischen. Ein gewisser »neutraler« Historiker ergreift die Gelegenheit, um der Manövrierkunst seines Lieblings Kluck ein Testimonium (eigener Paupertatis) auszustellen. Tatsächlich hatte Kluck gar keinen Flankenangriff zu gewärtigen, da d'Amade nicht mehr auf Arras, sondern auf die südliche Somme bei Bray und Maucourt zurückwich. Die Landsturm-Territorialen gaben sich in Gegend Bapaume noch einige Mühe, wanderten aber dann als Drückeberger nach Noyon oder Paris, wo man sie im September umherirren sah. Bei Amiens stand wohl die 63. Pariser R. Div. der 61. und 62. zur Seite, daraus macht man 3 ½ Korps, die auf 2 ½ durch Klucks Vernichtungsschlacht geschmolzen seien! Kuhl redet von Alpenjägern und Marokkanern, d. h. allen späteren Bestandteilen Maunourys, der unmöglich mit schon zerrütteter Macht die ihm für September zugedachte Rolle spielen konnte. Bei Proyart Tastversuche ohne Nachdruck, Angriff der gegen Noyon verladenen 55. R. D. blieb aus. Zum Überfluß spricht die deutsche Heeresmeldung selbst nur von » schwachen französischen Kräften bei Combles«.
Über die alten Schlachtfelder von Proyart, Hallu und Bretonneux zogen die Deutschen in Amiens ein, zuerst besetzt vom 32. R., später vom 53. L. W., 39. L. W. besetzte Bray, 20. Brandenb. L. W. legte sich vor Arras. Denn bei seiner Extratour tat Kluck des Guten so viel, daß er auch seine zwei Landwehrbrigaden
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