Bismarck 03
doch blieben am 31. nur noch sein II/80., III/115. u. III/118. R. an der Klinge mit sehr mäßigem Verlust, 27. Art. mußte nochmals lästige feindliche Tirailleure ausräuchern. Die Hanauer Ulanen sprengten im Maastal vor, es wurde aber wenig Beute gemacht. Die Schlacht kostete den Hessen 7200 (115. allein 1300, 116. auch 940), den Rheinländern 8000. Langles Verlust dürfte an Toten und Verwundeten ungefähr das Gleiche betragen haben. Im Grunde entschied auch hier das Vorgehen des Kronprinzen, denn ohne sein Vorschnellen bis Dieulet wäre Roques erst später zurückgegangen. Da schlesische Artillerie schon vom Dieuletwald südlich Beaumont hinüberfeuerte, schlossen schon beide deutsche Heere aneinander und Langle wich schleunigst aus, um sich dem Kneifen dieser Scheren zu entziehen. Da er sich aber auch an Hausen vorbeischlängeln mußte, begreift man kaum sein Entkommen. Französische Historiker haben es leicht, alles Wunderbare auf Eigenschaften ihres Nationalnaturells zu schieben, doch gerade auf Rückzügen pflegen Franzosen nicht zu glänzen. Langle gewann einen ganzen Tagesvorsprung nur dadurch, daß bei den Hessen Erschöpfung, bei den Rheinländern Klein- und Mißmut herrschte, Herzog Albrecht sich nichts Großes mehr zutraute und auf weiteres Übermaß von Arbeit verzichtete. Wahrheitsforschung sieht die Dinge anders als die Fama, die einseitig und meist falsch hell oder schwarz färbt. Sowohl die Art, wie der Heeresbericht über die Sedanschlacht weghuschte und immer nur einen großen Sieg bei Neufchâteau betonte, als das tadelnswert matte Nachmarschieren der 4. A. verrät genügend, daß man ihr damals keinen wirklichen Sieg einreden konnte. Man empfindet eben die eigenen Wunden, ohne die des Gegners zu bedenken. Die Schlacht kostete bedeutend mehr als die bei Charleroi, ohne im geringsten ein ähnlich schönes Ergebnis zu bringen. Nur die Befürchtung, von Hausen aufgerollt zu werden, bewog Langle, sich nicht mehr bei Reims zu setzen. Anderseits war die Lage nicht danach angetan, daß seine Truppen sich »siegesbewußt« fühlten. Wohl ging er taktisch unbesiegt vom Schauplatz seiner Taten ab, doch seine losgelöste Rechte holte sich durch den Kronprinzen eine schreckliche Niederlage und mußte erst wieder zu ihm abgedreht werden, ohne rasches Ausbiegen nach Südwesten wäre sie weiter ins Garn gelaufen. Es gelang Langle an Hausen vorüberzuschlüpfen, doch das Kartenbild sieht unschön genug aus, wie er bei Vouziers knapp vorbeikam. Er zeigte zu lange nach Norden die Zähne, ohne Hausens Mißgeschick wäre es mit ihm aus gewesen, doch Glück muß der Mensch haben. Die deutsche Heerführung hatte kein Glück, es floh von ihr an der Oise wie an der Maas, nur die taktische Überlegenheit der unübertrefflichen Truppen erzwang Erfolge, die bei der 3. und H. A. obendrein ausblieben. Freilich machten sich äußerlich die Dinge immer noch gut, der von zwei Seiten durch 14 Divisionen angepackte Langle verfügte zwar über die gleiche Divisionszahl, seine Rechte war aber derart geschwächt, daß er vorerst nicht mehr das Feld hielt, sondern unaufhaltsam durch die Champagne bis Vitry und zum Marnekanal retirierte. Die 4. A. marschierte zu träge, um ihn noch am Ornain zu erreichen. Das Ansetzen der Hessen bei Mouzon war gewiß sehr richtig gedacht, doch wenn man bedenkt, daß am 27. ihre 52 Bataillone (6 L. W. überzählig) schon südlich der Maas kaum 30 französische Bataillone umkreisten und dennoch Roques nichts Entscheidendes anzuhaben vermochten, so muß es an der Führung gefehlt haben. Im ganzen bot diese Schlacht doch eine gewisse Revanche für die weiland Ereignisse bei Sedan-Beaumont und insofern durfte Langle darauf stolz sein.
Die 5. Armee. Von Longwy zu den Argonnen.
I. Longwy.
Zum Kriegführen gehört erstens Glück, zweitens Glück und drittens nochmals Glück, doch man muß es zu erfassen verstehen. Es traf sich glücklich für die Franzosen, daß den Stoß von Langles Kol. und 2. K., die sich zwischen der 4. und 5. A. eindrängen sollten, und Ruffeys 4. K. vorerst nur 6. schlesisches und 5. Posener Korps auffingen; es schien möglich, daß Ruffeys 5. und 6. K. aufs weiter rückwärts anmarschierende 13. Württemberger K. fallen konnten. Dagegen fügte sich glücklich für die Deutschen, daß der Vormarsch des Gegners auf St. Vincent-Virton unvorsichtig erfolgte. Gegenhieb parierte den zugedachten Schlag derart, daß der Kronprinz umgekehrt seine Harste zwischen die Staffellücken des
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