Bismarck 03
ungleichmäßigen feindlichen Angriffs einpreßte. Und da wir die fragwürdige Leistung der 4. deutschen A. vor Augen stellten, so sei gleich hier vorausgeschickt: welch leuchtendes Beispiel gab der Kronprinz, der nach viel härteren Kämpfen und örtlichen Mißlichkeiten und bei peinlicher Irrung seiner Linken dennoch sein Nachdrängen nie aussetzte und so schon am 1. den Argonneneingang erreichte! – Seine 6. Kav. D. Schmettow kundete schon früh weit südwärts aus bis Pillon-Manginnes westlich Spiucourt, wo es am 10. und später zu verlustreichem Gefecht kam. Deutscherseits totgeschwiegen, mag es ungünstig ausgefallen sein, was bei so weitem Vorprallen einer isolierten Truppe nicht Wunder nähme. Doch französische Ausschmückung ist nicht danach, Glauben zu erwecken. Selbst über das Datum wird man nicht einig. Am 12. und 13. seien die abgesessenen 21. badischen Dragoner »vernichtet«, 5. Fußjäger, 7. und 8. Dragoner in Panik verfallen, 1000 (!) Gefangene und eine Batterie den Siegern überlassend? Welche Aufschneiderei! 7. und 8. Dragoner waren überhaupt nicht da, 21. Dragoner litten gar nicht, die wohl gemeinten 20. Dragoner ganz unerheblich. Die Hirschberger Jäger melden allerdings in zwei Listen 7 Offiziere 207 Jäger als verloren, wovon sich aber nur die erste Liste auf dies Gefecht beziehen kann. Joffre erboste sich über unwahre deutsche Meldung, ein französisches Regiment sei bei Briey vernichtet worden. Warum erfand er denn selber? So war man quitt. Bald lohnte es sich nicht mehr, kleine Gefechte zu erfinden! Der tragische Ernst machte solchen Scherzen ein Ende. Französischerseits wird nicht etwa 6. Kav. Brig. Commercy, eine besonders ausgebildete Grenztruppe, hier genannt, sondern zwei Brigaden des K. Gérard und 130. Inf. des 4. K., also riesige Übermacht, vor der man notgedrungen das Feld räumte. Übrigens schwärmten noch andere deutsche Schwadronen aus, wie einige Verlustlisten lehren, so die Württemberger Ulanen des Herzog Urach, 1. Ul., 1. Königsjäger z. Pf. des Posener K., 11. J. z. Pf. Tarnowitz des schlesischen und bestimmt 12. J. und 14. Ul. des Metzer. An Verwogenheit fehlte es den deutschen Reitern nicht, doch lüfteten sie nicht den Schleier des feindlichen Aufmarsches, so daß die am 16. ziemlich versammelte 5. A. bis 21. Zeit vertrödelte, um keinen Luftstoß ins Leere zu machen. Gegen das kleine Felsnest Longwy spielten schon Mörser und Haubitzen, 121. Würt. berannten das Bergfort Martin. Im unübersichtlichen Wald- und Berggebiet versagte die französische Aufklärung vollends. Dem östlich Longwy vorrückenden 6. K. Chalons meldeten die 19. Ch. à Ch. nichts davon, daß das 16. Metzer K. Mudra bereits im Südosten auf Landres marschierte. Von ihm, mit besonders schwerer Artillerie (8. Fuß, 14. Mörserregiment) ausgestattet, versprach sich der Kronprinz sozusagen Breschewirkung auf Ruffeys rechter Flanke. Westlich davon näherte sich 5. K. Bronchin mit 46. Inf. Langwy, wo man den Belagerer donnern hörte; westlicher gestaffelt ging 4. K. Boelle auf Virton, 14. Hussards ritten voraus, fanden aber am 21. Virton von II/123. besetzt, offenbar mit einer Batterie 65. Art., deren Anfangsliste 2 Offiz. 6 Mann verwundet verzeichnet, das Bataillon 105 Mann. Die franz. 7. Kav. D. war vor ihm ausgewichen, jetzt ging es selber vor dem Auftreten solcher Massen nach kurzem Scharmützel rückwärts. Auch Schmettows Geschwader machten überall die Front frei, um den jetzt gleichfalls herandrängenden deutschen Angriffssäulen Platz zu machen. Beide Parteien tappten im Ungewissen, von wo der feindliche Stoß kommen werde; so entstand eine Begegnungsschlacht. Da Keiner so rasches Entgegenkommen in Betracht zog, widerlegt sich die Doppelsage, die Franzosen hätten vorbereitete Stellungen eingenommen oder umgekehrt die Deutschen vereint gelauert, um über den Feind plötzlich herzufallen. 6. R. K. Goßler, 5. R. K. Gündell und 16. K. Mudra berührten mit ihren Spitzen noch kaum die Kampfzone; rasches Vorbrechen Ruffeys hätte 5. und 13. K. allein gefunden bei seinem Vorsatz, den Kronprinzen von Longwy wegzudrücken. Langles ihm angeschlossene Rechte stieß aufs 6. K. Pritzelwitz, das am 21. noch mit der hessischen Vorhut bei Neufchâteau in Verbindung stand. Offenbar gibt man sich einer irrigen Vorstellung hin, als ob am 22. die Kronprinzenschlacht plötzlich und unvermittelt begonnen habe. Vielmehr belehren frühe Anfangsverlustlisten, daß Vorpostenkompagnien der 13. Posener Brigade und
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