Bismarck 03
keineswegs ausgiebig Castelnau traf, zeigt sein Bestreben, sich auch fernerhin der Lawine entgegenzustemmen. Schon verlangsamte er seine Bewegung, die Mortagne im Rücken, als Joffres Befehl am 21. einlief, sich nur zwischen Meurthe und Mosel zu halten. Hochstrebende Siegeszuversicht verging ihm also sehr plötzlich; er fand das klassische Wort: »Die beste taktische Lösung war hier der Rückzug«. Solche Einmischung betrachten wir skeptisch. Große Massen lassen sich nicht pünktlich aufs Kommando aus der Ferne handhaben, Übereinstimmung läßt sich nicht leicht erzielen; Prinz Rupprecht schlug ja auch früher los als andere deutsche Heere. Am 25. schlugen Castelnau und Dubail beide Joffres Rückzugsbefehl in den Wind, weil er ihnen nicht angemessen schien. Jedenfalls war es jetzt zu spät für »strategischen Rückzug«, es wurde ein erzwungener, den Feind auf dem Nacken. Am 21. wollte 13. K. Allix die Deckung des 8. übernehmen, wurde aber von den Badensern zurückgestoßen, seine Rechte verlor ihre Artillerie, bei Walsch unentwickelt. Da sich 21. K. schon im Abzug befand, mußte Allix um so mehr zurückgehen, als sich jetzt auch eine Elsässer Division gegen Dubails Linke wandte. Beim Münchner K. stockte die Verfolgung mehrfach, gleichwohl sei es schon am 25. aus dem Glonvillewald herausgetreten, bei Bazin und Mesnil südlich Morvillers gelandet, den Feind bis St. Beroit zwischen Rambervillers a. d. Mosel und Etival zurücktreibend. So die offizielle Angabe. Das wäre eine gar lange Strecke, um sie fechtend in vier Tagen zu durchziehen. Vielmehr waren nach den V. L. 1. und Leibrgt. am 23. erst bei St. Pol in gleicher Luftlinie mit Fraimbois und am 25. bei »Chaynes«, soll heißen Roville aux Chênes. Es scheint vielmehr, daß Xylander sich erst am Ostufer der Meurthe befand, als am 22. die weit vorgeprallten Saarbrücker schon Luneville erreichten, während rechts davon die Pfälzer noch kaum die Seille berührten. Der Raumgewinn der Mitte betrug bis ins Meurthetal schon 40 km . Wie so oft im Weltkrieg war also wieder der Zentrumstoß entscheidend. Die 31. D. ließ sich nicht Nein sagen, als das 16. K. den Weg nach Luneville verlegen wollte, 131. zog angeblich schon am 22. abends, andere Teile am 23. nachm. mit klingendem Spiel in Luneville ein. Bald waren sie darüber hinaus, nachdem noch 70. Inf. und die hierher verschlagene 70. Lothringer L. W. nebst 122. Würt. L. W. scharf ins Feuer kamen. Am 23. erreichte 166. Bitsch die Mortagne bei Gerbeviller. Mittlerweile bemächtigte sich 12. b. J. des wichtigen vom franz. 95. verteidigten Blamont a. d. Vezouse; 1. R. K. kam Castelnaus Absicht zuvor, der Avricout südlich des Rhein-Marnekanals bewahren wollte. Das Münchner 2. R. erstürmte den Höhenzug bei Leintry; 3. und 6. R. Fürth über Autrepierre litten sehr wenig. Bei den Pfälzern vertrieb 5. Bamberg den Feind über Château Brehain, dagegen hatte 3. b. D. bald alle Hände voll zu tun, da K. Foch schon wieder stark bei Flainval-Dombasle auftrat. Es ist also bei Mörchingen nicht so arg zerfetzt worden, wie man glaubt. 23. Pfälzer stritt sich mit ihm bei Blainville herum. Am Nordflügel konnte Castelnau nicht daran denken, die Linie Marsal–Moucel zu halten. Denn 3. b. K., später von norddeutschen Ersatzbrigaden unterstützt, drückte jetzt gewichtig auf Hoeville-Serres und verwickelte sich später in heißen Kampf bei Maixe nördlich Luneville südlich Nancy, wo das im Weltkrieg nachher oft hervorragende 13. R. seine zweite Feuertaufe erhielt. Denn die früher links vom 2. K. angesetzten Reservebrigaden gingen jetzt rechts von ihm vor. Gleichzeitig dehnte sich die Front bis Remereville nordöstlich Nancy aus. Die über die 6. A. verstreuten Ersatzbrigaden begannen jetzt einzurücken, eine Gruppe über Moncel, eine andere im vielumstrittenen Champenouxwald vor Nancy, eine dritte bei Serres, eine Brandenburgische bei Einville am Kanal nordwestlich Luneville.
Joffres Communiqué vom 22. abends, als sei nichts Schlimmeres vorgefallen, bezweckte nur Täuschung. Tatsächlich war Castelnaus Zentrum völlig durchbrochen. Beiläufig sollte man sich über Gelingen von Zentrumsstößen nicht wundern, da die Flügel stets bessere taktische Geländeanlehnung zu haben pflegen. Später zog sich hier die Schlacht mehr auf den Flügeln zusammen, doch wirkte Aufreißen der Mitte bei und südlich Luneville sich auch fürderhin bedrohlich aus. Daß das 20. K. im Norden möglichst Haltung bewahrte, glauben wir gern,
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