Bismarck 03
daß ein in Geistesstörung verfallener Major Crusius anscheinend (bewiesen ist es nicht) 3 – sage und schreibe 3 – Gefangene füsilieren ließ. »Darum Räuber und Mörder!« Leute zu töten, die sich tot stellen und von hinten schießen, ist ehrlicher Kriegsbrauch, die englische Gardebrigade Methuen tat es bei Tel-el-Kabir in Masse. Man muß erhitzten Heimkriegern und politischen Kindern ihr Toben zugute halten, noch entehrender für die Menschheit dünkt uns die weihevolle Heuchelei, womit die frommen Angelsachsen jede gallische Aufhetzung für bare Münze nahmen, obschon die englische Regierung einmal ehrlich zugab, die Hunnengreuel in Belgien seien Hirngespinste hysterischer Weiber zweierlei Geschlechts, und sowohl die Herzogin v. Sutherland als Miß Hobhouse und sieben amerikanische Journalisten feierlich bestätigten, es handle sich um groteske Erfindung oder Übertreibung. Doch es brüllt der See und will sein Opfer haben. Umsonst ging man dem Kindchen mit den abgehackten Händchen von Ort zu Ort bis zur Küste nach, wo es sich in Dunst auflöste. Es glich den Gespenstern und der wahren Liebe: jeder hörte davon und niemand sah sie. Doch ein englischer Feldgeistlicher erkundigte sich händereibend jeden Tag, wieviel Hunnen heut getötet seien, und ein Newyorker Hetzpfaffe schäumte auf der Kanzel, man müsse das ganze deutsche Volk ausrotten. Bei den Franzosen gilt wenigstens die psychologische Entschuldigung des eigenen Leides, das sie doch freventlich heraufbeschworen. Bei Sättigung ihrer seit 44 Jahren gepredigten Revanche belehrten sie alle Sehenden, was von ihrer Humanität zu halten sei. Das Empörendste ist aber, daß sie wirklich deutsche Gefangene und Verwundete in Menge niederknallten, schamlose »Nettoyeurs« zu diesem Zweck anstellten, als gelte es eine Bartholomäusnacht, Septembriseurmetzelei, Dezemberputsch und ähnliche schöne Traditionen des Nationalcharakters. Die unmenschliche Behandlung aller deutschen Gefangenen schrie zum Himmel und wären sie in Deutschland eingebrochen, dann wehe den armen Einwohnern! Dann wären die anderen edelen Traditionen der Mordbrennerei Melacs und Soubises (siehe den verächtlichen Brief Friedrichs des Großen an den Duc de Richelieu) wieder aufgelebt. Daß sie ihre eigenen Städte bombardierten und dies nachher den Boches zur Last legten, geschah im Geiste der »Versailler«, deren Granaten die Tuilerien anzündeten und dafür die »Petroleusen« erfanden, Kommunegreuel für jedes Konversationslexikon erdichtend statt der eigenen namenlosen Abwürgerei unzähliger Unschuldiger. Selbst wenn hier und da die erbitterten Deutschen grimmig wirtschafteten – was bei und nach Versenkung des englischen Hospitalschiffes vorfiel, macht uns erröten, – so hätte Frankreich darüber den Mund halten sollen nach dem Satze: Wie du mir, so ich dir, wir sind quitt. Doch in reuelosem Bewußtsein der eigenen erwiesenen Schandtaten (wozu auch die englischen Dumdum-Geschosse zu rechnen) vom entwaffneten Deutschland schimpfliche Bestrafung oder gar Auslieferung der »Kriegsverbrecher« zu fordern, selbst wenn die Anklagen besser begründet wären, ist eine Heuchelei, bei der die Tinte errötet und die unnützlich im Mund geführten »Freiheit und Recht« (zur Beraubung und Mißhandlung einer großen Kulturnation) sich schaudernd abwenden. Nun, die Welt will belogen sein, nur Gott läßt sich nicht belügen, selbst wenn Foch täglich in die Messe läuft. –
Die 28. D. des Lyonkorps zog schon auf St. Dié ab, weil die Bayerngruppe am Bonhommepaß die 42. Brig. umging, südlich der Stadt stellte sich die frische 58. R. D. auf. Eine deutsche Spitze bei La Salle bedrohte schon Epinal, wohin die von den Bayern geschlagene 71. D. flüchtete. Bahr. 4. R. focht bei Wiesenbach, die L. W. bei Hoheneck, auch dort wich eiligst der Feind. 71. L. W. gliederte sich dem Vorgehen auf St. Dié an. Indessen war das Gefecht der Bayerngruppe nach wie vor blutig, 14. R. litt jetzt so sehr wie 15. R., die zur bayrischen Hauptmacht heimkehren wollte, doch unterwegs bei den Badensern Station machte. Ers. Batl. Passau und rheinische Jäger schossen sich bald bei Mandry herum. Am Kaisersberg und Ban de Rupt weiter südlich tobte ein langes zähes Gefecht zwischen Alpins und 60. I., die dort den Oberst und 800 Mann verlor. 60., 70. R. und 60. L. W. scheinen dagegen im Ferchtal fast völlig gefeiert zu haben. Dubail zog sich, so gut er konnte, aus der Schlinge, doch verleidete man ihm sogar den
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