Bismarck 04
Warschau–Iwangorod nur eine Diversion sein, schwerlich reichten die Kräfte aus, doch wer konnte wissen! Warschau war so wenig verteidigungsfähig, daß dort blinde Panik ausbrach, alles nach Räumung schrie. Doch Großfürst Nikolaus setzte sein Quodnon entgegen. Man darf ihm nicht absprechen, daß er über seine unübersichtlichen Horden das Heft in der Hand behielt. Er führte Krieg mit einer gewissen barbarischen Großartigkeit. Die aufeinandergepackte Massenheftigkeit mochte aber vielleicht zum Verhängnis werden, weil es oft an Raum zu ihrer Entfaltung fehlte und sie die Ernährungsschwierigkeit steigerte. Das macht uns nicht blind dafür, daß unter gegebenen Verhältnissen der Großfürst sich nie verblüffen ließ. Er wetterte und drohte, schon am 28. Sept. mußte Rennenkampf den Gegenstoß beginnen. Das ist zu unterstreichen, weil erneute Bedrohung seiner Heimat Hindenburg nicht darin beirrte, sich im Interesse des ganzen der gegen Österreich heranrollenden »Dampfwalze« entgegenzuwerfen, ohne sich um Unsicherheit seiner Nordflanken zu bekümmern, beweist nicht nur Seelengröße, sondern die Festigkeit des Feldherrnentschlusses, wie Napoleon es wünscht: »Ist der Entschluß gefaßt, so gibts kein Wenn und Aber mehr«. Vielleicht hätte sich die somit südliche Umgruppierung noch teilweise einstellen lassen, um lieber die eigene Bedrohung zu parieren. Aber nein, ohne Wanken unbeugsam ward durchgeführt, was einmal als dienlich erkannt: auf Warschau! Mochte Below zusehen, wie er als Grenzschutz fertig wurde.
IV. Verteidigung Ostpreußens
Das erwies sich als ein saures Stück Arbeit. Die Njemenarmee war zwar tief erschüttert, 4 finnländische Schützenbrigaden bei Augustowo zersprengt, 12. K. durch General v. Morgen glänzend geschlagen. Und als am 1. Oktober das 3. Sibirische, 22. Finnische K. im Waldgebiet von Augustowo angriffen, endete zweitägiges Ringen mit ihrer schweren Niederlage (3000 Gef., 18 Gesch.). Hier stand 44. fest bei Filippowo, 48. R. Kav., 12. Ul., 41. I. daneben, nebst 2., 3. R., 37. nebst Ers. Batt. von 71., 72., 73. Art. bei Kalvaria. (Zusammen 670–12.). Aber der Russe wollte sich ausleben! Ein neuer großer Angriff auf Suwalki scheiterte wieder mit schwerem Verlust (2700 Gef.). Hier standen 3., 4., 33., I/45. I., 1. Art., vor allem 49. R. (660, zusammen 1450–15.). Südlich davon drang ein Korps von Lomscha auf Lyck ein, doch bedeutende Umgehung von Olita her (diese zwei Narewfestungen bildeten die Depotbasis der neu zu errichtenden Narewarmee) brach am 5. zusammen am Wystiter Waldsee. 34. R. bei Magrabowo, 43. I. nebst 8. Ul. am Hanoce-See, 2. R. bei Ruski und Krupinnen rang schwer (zusammen mit 3. R. 1315). Hier zersprengten drei ostpreußische L. St. Kompagnien vier Bataillone und brachten 700 Gef. und viel Masch.-G. im Triumpf zurück. 17. R. F. Art. und Masch. G. Abt. der Veste Boyen wirkten mit. Immerhin besetzten die Barbaren Lyck, wo sie wieder wie Ungeheuer hausten, eine große Landsturmgruppe von etwa 10 Batl., unterstützt von 18. L. W. und Div. Goltz, die am 19. ihr Quartier im Dorschen hatte, vermochten auf die Dauer den Andrang der Übermacht nicht fernzuhalten. 1. Fuß Art., 49. R. Art., L. St. Batterien 2. K. taten, was sie konnten, durch wohlgezieltes Feuer weitere Feindüberschwemmung zu vereiteln. Der Kampf entbrannte noch wilder, als am 14. bei Nauendorf–Goldap 226. R. Liegnitz eintraf, später 230. R., zwei neu errichtete Regimenter von je einer Division 25. R. K., hier schon »50. R. D.« sagen ist falsch.
Dies viehische Gesindel, das unsagbare Schandtaten beging, will heut sengend und brennend die Welt messianisch befreien, in Verbrecherkreisen und bei verrückten Gimpeln darob hochgeehrt. Diesmal fegten sächsische reitende Artillerie und Dragonerklingen diesen dreckigen Kehricht weg. Bis zuletzt feuerten Scharfschützen vom Turm der völlig niederbrennenden Kirche. Diese heftigen Kämpfe gehören in die zweite Oktoberhälfte, in der ersten, an die wir uns vorerst halten, ließ sich der Hauptkampf nicht unter dem Namen Augustowo-Suwalki zusammenfassen, sondern die neuaufgestellte 1. A. im Süden gab der neuen 10. A. den Impuls, uns nordwärts zu überflügeln bei Wladislawo-Bakalarzewo und Schirwindt-Wirballen. Obschon 69. R. Brig. schon am 7. in Schirwindt einzog, blieb dies kein gemütlicher Aufenthalt. Am 9. nahm zwar Morgen das geräumte Magrabowo zurück, aber erst bis 13. schlug man den Anlauf so
Weitere Kostenlose Bücher