Bismarck 04
unbelästigter Abzug bis 4., alles nur wegen Umfassung Davouts, der napoleonische Zentrumstoß sei Chimäre! In Wahrheit tobte die Hauptschlacht im Zentrum bis 5. ohne jede Rücksicht auf Davouts Umfassung, Verfolgung im durchbrochenen Zentrum bis Mitternacht. Die reinste Unkenntnis macht man sich zunutze, um den Zentrumstoß als mißglückt und veraltet zu bezeichnen. In Wahrheit glückte nicht nur zentrale Eindrückung auf Süssenbrunn, sondern doppelte innere Umfassung über Parbasdorf und Breitenlee preßte die K. Hohenzollern und Bellegarde bei Wagram-Aderklaa zusammen. Ganz und gar wie hier in der ersten Masurenschlacht! Das alles liegt greifbar vor Augen, doch jede Wahrheit gleicht dem Ei des Kolumbus. Wir werden Ludendorff an der Weichsel im gleichen Stil verfahren sehen.
Da K. Gallwitz und Plüskow bisher sehr wenig, 17., 20. K. auch nicht viel litten, so schien Heranziehung der L. W. K. Woyrsch und Frommel genügend, um mit 12 D. unerwartet vor der leeren russischen Mittelfront aufzutauchen, deren 2. A. ein schwaches Bindeglied zwischen der 10., 1. im Norden, der 3., 4., 5. im Südwesten, der 9., 8., 7. im Südosten bildete. Sie sind zusammen auf 100 D. zu schätzen, denen 36 österreichische, 24 Deutsche im Oktober gegenüberstanden in einer Stärke von ungefähr 770 Bataillonen gegen 1600. Es sind hierbei 45 »minderwertige« deutsche L. St. Batl. mitgerechnet, nicht aber russische »Duma« L. W., eine miserable Truppe, während auch die österreichischen L. W.- und L. St.-Divisionen sich oft so gut und noch besser schlugen, als die aktiven, z. B. die 44. Tiroler und manche Honveddivisionen. Die kriegerische Überlegenheit der Kultur- über Barbarenstaaten hat sich seit der Antike nicht geändert. Als er seine kühne Operation antrat, brauchte Hindenburg keinen sorgenvollen Blick nach Norden zurückzuwerfen. Er wußte, daß dort Res., L. W., L. St. so gut ihre Pflicht tun würden, wie das aktive 1. K. Vorläufige Behauptung des Gouvernements Suwalki wurde zwar unsicher, doch band dies Kräfte, die zur Rettung Warschaus nötiger waren.
Mit unglaublicher Schnelligkeit erfolgte durch Bahnschub über Thorn die Umgruppierung, technisch ein Meisterstück, schon am 4. Okt. streifte die schwere sächsische Kav. Brig. bis Skiernevice, die Ulanenbrig. und 6. Kür. schoben am 14. Vedetten bis Blonie vor Warschau, 4. Ul. erschienen am 17. bei Gundinice, R. G. Drag. am 13. vor Iwangorod. Als R. G. Ul., wo am 30. Sept. eine Kosakendivision fliehend den ersten Alarm brachte, am 5. bei Opatow erschienen östlich von Kielce, schossen hier bald 5. (20. K.), 18. Fußart., 55. Art. (11. K.), 10 Thüringer Bataillone nebst 64. R. und Teilen der G. R. zersprengten zwei Schützenbrigaden und drei Kavalleriedivisionen, 6. Kür. verfolgten bis 10. (Zusammen 388 I., 13 Art., 170 Kav.). Die Überraschung des getäuschten Feindes war vollständig, da man ihn immer noch Vordringen im Norden vorspiegelte. Nördlich davon kamen 93. R. neben 9. Thorn, 37. L. W. Woyrsch bis Gruson (500). Dieser vom linken zum rechten Flügel umgebildete Heerteil (G. R. K., 11. K. und eine zusammengesetzte L. W. Brig.) ging auf Helenow-Pulaski südlich Iwangorod und über Rudki-Janovice auf Granice-Zawada. Zugleich damit hatte sich Woyrsch von Dankl losgemacht, in Bewegung auf Maly über das alte Schlachtfeld von Tarnowka mit 22., 23. L. W. (400). Die Thüringer nebst 11. P., 19. Art. trieben bis 11. den Feind bei Holendry vor sich her (222).
Die Mittelkolonne Scholtz kam über Radom, gelangte östlich der Zadjorge bis Dombrowka und gleichfalls Holendry, voraus 176., I/21., 128. (184) der linken Kolonne, Mackensen kam zunächst bis Skiernewice. Für Anschluß an die Österreicher und deren Entlastung kam es darauf an, ob die rechte Kolonne bald Novo Alexandria erreichte zur Wegnahme von Iwangorod. Dies schien nicht hoffnungslos, da der Großfürst seine ganze Hauptmasse südlich in Galizien hatte, die mittlere Weichsel also sehr entblößt war. Indessen bleibt mißlich, nach großem Erfolg vom nächsten Objekt abzulassen, nämlich von weiterer Zerreibung des unmittelbaren Gegners, und sich auf ein räumlich weit entferntes Ziel zu werfen. Hätte man die Wilnaarmee erneut überwältigt, so würde Forcierung des Njemen doch auch eine lähmende Wirkung auf Fortschreiten der russischen Offensive in Galizien geübt haben. Allein, konnte Österreich überhaupt so lange aushalten? Die ewige Besorgnis um dies morsche
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