Bismarck 04
70 000 Tote und Verwundete, was sicher zu hoch erschiene, wenn »Reichsarchiv« unsern Verlust nur auf 9000 angibt. Das ist um so unbegreiflicher, als nach den gleichen vorliegenden Listen ein maßloser Gumbinenverlust herausgeklaubt wird.] , 160 Geschütze fielen in preußische Hände. Man mag sich in der Geschichte umsehen, wo man will, nur bei Leuthen ermöglichte Manövrierkunst ähnlichen Erfolg mit so geringen Opfern, wie wir es dauernd bei Hindenburgs Siegen begrüßen. Am linken Flügel ward eigentlich nur am 9. bei Schollen gefochten, wo I/2. G. R. den Major und fast 600 verlor, unterstützt von 93. R. und 1. G. R. Lehrregiment und Füsiliere bei Schönbaum und Schönwalde, andere Artillerie bei Jägersdorf. Nachdem das von Belows Artillerie bombardierte Gerdauen geräumt und Nordenburg von den Thüringern durchschritten, rückte 72. R. Brig. über Insterburg bis östlich Gumbinnen vor, am 13. lag Belows Hauptquartier schon nahe bei Schirwindt. So rasch baute der Russe ab, als die innere Umfassung der Zentrumecken sich immer fühlbarer machte. Nur sie, nicht schwache äußere Umfassung bei Goldap zwang Rennenkampf zu jähem Abzug von Nordost nach Ost, sollte der nordöstliche Druck ihn nicht von der Njemen-Basis abschneiden. Das Meiste wurde nordöstlich abgeentert, ein Teil flutete nach Suwalki ab. Beim sich langsam fortwälzenden Vorbeizug der kreisbogigen Deutschen Front entlang trug die Einwirkung unseres verfolgenden Artilleriefeuers sehr weit. Um seine natürliche Rückzugslinie auf Grodno betrogen, wandte der Feind sich nördlich auf Kowno. Die Grodnoarmee, deren Elitetruppen sich nicht mal gewöhnlicher Landwehr gewachsen zeigten, bewies unzeitige Hartnäckigkeit; hing sich zwei Tage zu lange am Angriffspunkte fest. Nur die Geringfügigkeit der ihr gegenüberstehenden Kräfte erlaubte ihr leidlichen Rückzug auf Grodno, denn das 1. K. bei Goldap zerriß schon Verbindung mit Rennenkampf. Selbst hier haben wir kein Beispiel äußerer Umfassung, denn Francois brach ja zentral zwischen Wilna- und Grodnoarmee durch. Es ist also gänzlich verfehlt, wie bisher geschah, dies als Umfassungsschlacht des Moltkestils auszulegen. Nichts kann törichter die Lage verkennen, die hier noch klarer vor unseren Augen liegt, als bei Tannenberg. Das Wesen des Moltke-Schlieffen-Systems ist nicht die Umfassung, denn diese versucht jeder Feldherr. Sie empfiehlt sich taktisch um so mehr, als nachweisbar Flanken- stets stärker trifft, als Frontalfeuer, was sich natürlich auch bei innerer Umfassung bei Zentrumkämpfen auswirkt. So wirkte z. B. Davouts und Oudinot-Marmonts Feuer, als sie über Parbasdorf dem österreichischen Zentrum Wagram in die Flanke fielen, grad so verheerend wie etwa das der äußeren Umfassung Davouts bei Eylau oder Soults bei Jena. Das »Neue« soll die von Napoleon verpönte doppel seitige (kraftzersplitternde) Umfassung sein und zwar mit exzentrischem Anmarsch getrennter Teile zur Vereinigung im Feinde. Von letzteren findet sich bei Ludendorff-Hindenburgs Schlachtenlagen gottlob nie eine Spur, stets treten sie geschlossen zum Angriff an. Hier oder in Masurien verbot sich doppelseitige Umfassung von selbst, da die russische Rechte sich fast bis zum Haff ausdehnte. Vielmehr hoben nur die Thüringer sie aus den Angeln, indem sie am 10. von Karpowen auf Gumbinnen einschnitten und bei Tarputschen am 12. den Feind über die Pissa jagten, während sie zugleich nach Westen auf Insterburg flankierten. Durch diese innere Umfassung genötigt, gab der Russe nun selber den Weg zur Umgehung im Norden frei und wir sehen erst jetzt Below im Vorgehen, zugleich die Freigebung von Tilsit. Alle Zeit- und Ortsdaten zeigen, daß die in allen Berichten neben Ost- und Westpreußen zurückgesetzten Thüringer–Hessen die Schlacht gewannen. Wenn 52. Art. am 12. Pilluvönen erreichte, so kam 82. Art. am 14. nicht früher bis Eydtkuhnen als 47. Art. Fulda, die einen dreimal weiteren Weg aus ihrer Anfangsstellung zurückzulegen hatte. Dem 20. K. bleibt das Verdienst, daß es die feindliche Masse auf sich abzog. Das 11. K. aber brach zwischen der noch nicht abgelockerten Russenrechten und der Mitte derart durch, daß die ganze Schlachtordnung einen Ruck bis ins Mark empfand. In verschiedenen Listen wird Artillerie schon am 11. 12. bei Stallupönen genannt, dies bezieht sich nicht nur auf reitende Batterien der Kavallerie, deren Vorhuten tatsächlich schon am 9. bis dorthin streiften. Das belegt die Unordnung
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