Bismarck 04
deutsche Batl., Verfolgung bis Osmolin und Saniki konnte nicht durchdringen.
Es ist vorzumerken, daß Scheffer-Boyadel, als er am 16. sein Korps bei Piontek musterte, von seinen 26 Bataillonen (2 Jäger) nur 17 bei sich hatte, also mit dem ihn begleitenden Richthofen und der Garde nur 30 Batl., 48 Schwadr., was doch gewiß nicht genügte, um eine ganze Armee in Lodz abzusperren. Was sich Mackensen dabei dachte? Daß preußischen Truppen alles möglich sei. Obschon Ludendorff sich nahe genug in Hohensalza befand, mußte er sich natürlich auf Mackensens Eindrücke an Ort und Stelle verlassen. Das ist der große Übelstand heutiger Kriegführung mit dem Feldherrn hinter der Front, der doch wesentlich auf Telephon- oder Funksprüche der Unterführer angewiesen bleibt. Sehen diese falsch oder ordnen auf eigene Hand Ungeschicktes an, so ist dawider nichts mehr zu machen. Jedenfalls kam für Mackensen alles darauf an, ob Morgen standhielt und Lovicz nahm, sonst hing das Geschick der Operation an einem Faden. Daher scheint höchste Ungerechtigkeit, daß Morgens großes Verdienst nie gebührend gewürdigt, in gewissem Sinne sogar unterdrückt wurde, während für viel Geringeres sich andere zu Armeechefs befördert sahen. Natürlich gab hierbei die leidige Hierarchie den Ausschlag. Man wird doch nicht einen Herrn, der bei Kriegsausbruch nur eine Res. D. führte, zum Armeechef ernennen, wenn ältere kommandierende Generale aktiver Korps vorhanden sind! Wie anders mißachtete man die Anciennitätsschablone in Frankreich, wo Obersten zu Armeechefs aufstiegen, um frisches Blut in die Leitung zu bringen! Das ist der Fluch jedes monarchischen Heerwesens im Gegensatz zum demokratischen Heerbetrieb. Selbst Napoleon machte sich zu seinem Schaden nicht von dem Schlendrian frei, unfähige Marschälle vor jungen Divisionären zu bevorzugen, die weit besser zu Korps- oder Armeekommando getaugt hätten. Vollends widerlich ist das stete Anpreisen der Aktiv- auf Kosten der Reservetruppen. Morgens Reservedivisionen leisteten unbedingt mehr als irgendeine der Lodz berennenden Aktivkorps. Schon der Verlust des 1. R. K. überstieg weit den jedes anderen.
Wir wenden uns jetzt dem Vordringen auf Lodz zu. Aus den V. L. geht durchaus nicht hervor, daß 17., 20. K. am 14., 15. »schwer kämpften«. Sie spülten einfach das westlich anschließende 1. r. K. in die Hauptstellung hinein. 41. D. Knobelsdorf erreichte am 16. in stürmischem Anlauf die Bsura (5000 Gef.) südöstlich Lanczyka, wo 36. D. den Feind vernichtend schlug, während 33. D. in der Nacht bei Chadow durchbrach. Die am 17. voreilende Hälfte des r. 23. K. wurde am 17. früh über den Ner geworfen und die Thüringer zersprengten die russische Garde. So war alles, was nördlich Ner und Bsura stand, niedergerannt. Richthofen, 13. Hus. vorauf, streifte bei Orlow und schickte eine Abteilung ostwärts gegen Skiernevice vor, um dortigen Bahntransport zu stören. Schon bis Kutno hatte man den Feind 51 km südlich gedrängt, dann marschierten die Deutschen bis zu 50 km pro Tag durch Herbststurm, Regenschauer, Frost und folgendes Schlackerwetter, so daß 3. G. D. schon jetzt sich Scheffer anschloß. Man wollte die Geschlagenen nicht zu Atem kommen lassen und ihnen endgültig die Warschauer Straße bei Strykow verlegen. Dort hatte der beiderseitig Lodz aufmarschierte Scheidemann seine Rechte, vor Zgierz 10 km von Lodz nördlich die Mitte, bei Janovice leicht zurückgebogen die Linke, von wo bis Zdanka noch kein Feind zu sehen war. Das starke Reiterkorps Frommel näherte sich nur wenig der Front, die Heergruppe Linsingen, Mackensen nicht unterstellt und vom Hauptquartier gelenkt, war noch lange nicht bereit zum Eingreifen, weil sie einen weiten Flankenmarsch ausführen sollte. Fürs erste schien die r. 2. A. völlig isoliert; was von 1. A. noch schlagfähig, schlug sich weiter getrennt vor Lovicz herum, wohin 1. turkestanische K. vom Nordufer und 1. kaukasische K. von Warschau anmarschierten. Dort waren 5., 6. Sib. Ko., hier 2. r. K. kaum mehr kampffähig, 1. r. K. wehrte sich aber nach Kräften, als Mackensen am 17. früh unter Vorantritt der Pioniere über Ner und Bsura ging. Schon hatte man 25 000 Gef., 20 Gesch. erbeutet, doch standen noch 4. r., 2. sib. K. unversehrt. Entscheidender Erfolg winkte, wenn man Scheidemann gänzlich von seiner östlichen Basis abschloß. Zu diesem Behuf war angeordnet, daß 20. K. bis Brzeziny östlich Lodz vorrücke,
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