Bismarck 04
25. R. K. auf Strykow, es kam aber anders, denn Scheffer ging schon an Scholtz vorbei auf Brzeziny, Scholtz stieß gerade von Biala auf Strykow. Hier stockte der Angriff der 37. D. bei Einbruch der Dunkelheit, der Feind wich aber allenthalben bei Nacht unter Brückenzerstörung, was Richthofens Vorprallen beeinträchtigte. Am rechten Flügel vermischten sich Westpreußen und Thüringer aus unerklärlichen und jedenfalls nicht stichhaltigen Gründen. 38. D. mengte sich mit 36. D., der südlich Lenczyca über Zgierz vordringenden 35. reihte sich am Ner die 22. überkreuz an. Frommels österreichische Schwadronen streiften zwar wesentlich von Szadek gegen die linke Flanke des 23. r. K., doch schon meldeten sich dort Novikow und die Vorhut von Plehwes 5. A., vom Großfürsten eiligst nach Richtung Lodz abgeschoben. Durch Wegziehen dieser Teile entstand eine Lücke nordöstlich Petrikau, von Ludendorff dazu benutzt, um möglichst den Punkt im Südwesten zu erreichen, von wo die innere Verbindung der Russen nach Petrikau lief. Das war nun freilich kühn und der Fehler – nach Schlieffenschule Vorzug! – ließ sich nicht vermeiden, daß ein getrennter Vormarsch zur Vereinung im Feinde stattfand. Linsingen sollte ähnlich wie der Kronprinz bei Königgrätz handeln, doch unter günstigeren Bedingungen, da kein Geländehindernis dazwischen lag und außerdem wieder innere Umfassung obwaltete, da man sich so zwischen 2. und 5. A. schob und sowohl Plehwes rechte als Scheidemanns linke Flanke bedrohte. Aber drohend erhob die Gefahr ihr Haupt, als vielleicht ohne Ludendorffs Wissen, jedenfalls ohne dessen Überblick aus der Ferne, das theoretische Gespenst oder Hirngespinst der doppelseitigen Umfassung auf Mackensen's Betrieb erschien. Königgrätz und Sedan sind verschiedene Dinge, der Heerteil Scheffer übernahm eine Aufgabe, die ihm über die Kraft gehen mußte, wenn der Gegner entschlossen handelte.
Wiederum opferte sich Hindenburg für die wenig dankbaren Österreicher, indem er Plehwe und sogar auch Teile Ewerts auf sich abzog. Er lenkte sie aus ihrer Bahn nördlich Petrikau ab und es blieben nur 3 K. Ewerts gegen Böhm und Gallwitz, nur 9. A. westlich von Nowo Radomsk gegen Dankl und Woyrsch nebst Teilen Erzh. Josef Ferdinand stehen, im Ganzen 8 russische K. gegen 11 verbündete. Nach Divisionszahlen ist das Mißverhältnis noch größer, allerdings konnten die geschwächten Österreicher ihre Verlustlücken nicht so rasch ausfüllen wie die Russen. Aber erst als 3. A. Dimitriew, vor Przemysl durch die neue 11. A. abgelöst, sich gegen Erzh. Ferdinand wandte, trat ein günstigeres Gleichgewicht für die Russen ein. Auch dann war ihre Übermacht nicht entfernt so ausgesprochen, wie gegen die Deutschen bei Lodz-Lovicz, und wenn Böhm und Dankl ihre Bulletin mit ziemlich apokryphen Trophäenziffern füllten, so trugen doch nur Gallwitz und Woyrsch die verspätete Offensive ordentlich vorwärts. Es war nicht zu unserem Vorteil, daß 5 deutsche Div. dem k. k. Oberbefehl unterstellt wurden, statt daß anstandshalber die Befehlssphäre Hindenburgs sich über Böhm und Dankl hätte erstrecken sollen. Daß der »große Bruder« noch obendrein den k. k. Schwächling wie ein rohes Ei behandeln mußte, hat die Kriegführung unendlich erschwert. Wir unterstreichen dies nur deshalb mit solcher Bitterkeit, weil der »Dank vom Hause Österreich« nicht ausblieb und sowohl der Verrat des Knaben Karl als der französisch orientierten Ungarn uns den Genickfang gab. Die große Tapferkeit vieler österreichischer-ungarischer Truppen, wobei die Tiroler ihren alten Ruf höchst würdig hochhielten, darf uns nicht blind machen für die meist ungenügende Leistung im Ganzen.
Während Scheffer und Richthofen die Lücke zwischen Lodz und Lovicz über Dombrowa-Glowno durchquerten, hielt der Feind seine rechte Flanke nordöstlich Strykow für gesichert. Doch rollte, nachdem 141. am 17. endgültig Lenczyca erstürmte, Mackensens Frontalstoß weiter. 32., 82., 83. schoben sich vor Novosolna zwischen Ost- und Westpreußen ein, deren Verluste, bisher gering, jetzt erheblich stiegen, wenigstens bei 36., 37. Div. Bei Novosolna-Janow und Strykow-Moskule wehrte sich der Russe verzweifelt; am 18., 19. stand die Schlacht in vollster Blüte, am 21. entbrannte sie zur Siedehitze. 128. unterstützte 94., 96., 71. am Ner, 167. Kassel ging westlich hinter der Front auf Charbice ab, denn an diesem Tage griff die Posener Kolonne bei Szadek ein,
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