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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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erscheint, wir im Übrigen einfach uns damit abfinden müssen, daß die Augustkämpfe bei Gallwitz–Scholtz heftiger waren als im Juli. Hindenburg also den stärksten Widerstand zu brechen hatte. Mangels jedes Datumsanhalts läßt sich absolute Genauigkeit der Statistik nicht durchführen. Doch ihre Wahrheit wird zur Klarheit, da man sich der Anerkennung nicht verschließen darf, daß sie sich überall mit den Ereignissen deckt. Nicht tabellarisch, sondern hieße auf tiefere Einsicht verzichten.
    Wenn russische Spionage den Juniverlust der Verbündeten in Galizien auf 150 000 übertrieb (höchstens 90 000), so kam er leider im Juli dieser Summe schon näher, denn der Erzherzog und Puhalla litten bedeutend. [Puhallo? Wir folgen älterer allgemeiner Schreibart. Stegemann ist uns hierfür nicht maßgebend, seine Unzuverlässigkeit ist so groß, daß er z. B. erst Lauenstein falsch mit 3 Inf. 2 K. D. begabt, später plötzlich richtig 2 Inf. 3 K. D. sagt, 18. K. statt 11. an Gallwitz verleiht und was der Schreibfehler mehr sind.] Da von den russischen Regulären 1. Linie nur noch Trümmer vorhanden, muß man die stumpfergebene Waffentreue der hordenweis beigetriebenen Muschiks anerkennen. Sie hielten länger aus als möglich schien, gestützt auf glänzende Schanzkunst, oft unter deutscher Kanonade, so daß viele arme Teufel mit dem Spaten in der Hand fielen. Doch daß die Julifrüchte, statt reif in den Schoß zu fallen, überaus sauer in Südpolen schmeckten, mit dicken Blutstropfen vom Baum geschüttelt – »ich danke für Obst und andere Südfruchte« sagt der Berliner – hatte man Mackensens geringer Gärtnererfahrung zu danken. Er dachte an Fallobst, doch die goldenen Äpfel des Sieges saßen so fest, daß er sich beim Schütteln die Arme rausreckte. Als Hindenburgs weises behutsames Zuwarten gegenüber den Fluß- und Festungsfronten, weshalb Rußki nur noch um Kurland sich sorgte, plötzlich in rasende Offensive überging, geschah es mit niederschmetternder Gewalt an entscheidender Stelle, wobei er sogar anfangs überlegene Kräfte zusammenschob. Er spielte nur mit Rußki bei Mitau und Kowno, tändelte fast am Njemen, um über Narew-Bobr großartige innere Umfassung nach dem Bug vorzunehmen. Dort hoffte er Mackensen bald zu finden, dem doch bis dorthin weder Festungen noch breite Flüsse den Gang hemmten. Aber da machte er die Rechnung ohne den russischen Wirt, der sich zu ungestüm Besuch verbat, und ohne Mackensens plumpe Draufgängerei, der mit der Tür ins Haus fiel und sich die Hörner ablief. Er verbrauchte auch noch Kerntruppen Linsingens, der sein Kommando der Südarmee an Bothmer abtrat. Mußte übrigens sein, daß G. Füs. und Lehrrgt. im Juli förmlich hingeopfert wurden, wollte man den Bundesgenossen besonders feine Truppen auch dort ständig vor Augen führen? –
    Mackensen versteifte sich darauf, der vor Woyrsch auf Iwangorod abziehenden 4. r. Armee schon an der Weichsel in den Rücken zu fallen, zu welchem Behuf man immerfort nördlich frontal gegen furchtbare Stellungen anrennen mußte, in deren Auswahl die russische Heeresleitung stets unleugbare Geschicklichkeit bewies. So lief man Gefahr sich festzurennen und kostbare Zeit zu vergeuden, dabei stets in der rechten Flanke durch die feindliche Bugarmee beengt. Böhm sollte ostwärts ausgreifen, ohne das an Mackensen übergebene Korps Marrwitz, während Mackensen mit allen Kräften nordwärts dem Feind auf dem Fuße folgte, der Vormarsch ging also strahlenförmig auseinander. Es ließ sich voraussehen, daß Mackensens rechte Flanke dauernd Deckung bedurfte, infolgedessen Böhm seine Linke mehr nördlich nach Kamionko Strumilowa umbog. Übrigens stieß man schon am 23., 24. Juni auf neue vorbereitete Nachhut- und Aufnahmestellungen. Marrwitz mußte sogar heftige Angriffe aushalten. Eine eigentliche Auseinandertrennung der zwischen Tanew und Lemberg geschlagenen Massen fand nicht statt, die zerspaltenen Hälften blieben durch die jetzt am Bug sich sammelnde Gruppe verbunden. Erhielt der Feind fortwährend frischen Zufluß? Man sollte es glauben, denn man begreift nicht, wie die zerschlagenen Heere Dimitriew und Brussilow noch so viel Widerstandskraft entwickelten. Die Auflösung der Verbände war so ungeheuerlich, daß sich schon am fünften Schlachttag an einer Stelle vierzig Mann ergaben, die vierzehn verschiedenen Regimentern angehörten: bataillons- ja kompagnieweise irrten die Truppen durcheinander, meist ohne Befehlshaber. Der

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