Bismarck 04
Truppen in Juni-Juli-Tabelle ableiten. Im Juli, während jetzt Linsingen sich als Rechte Mackensens anhängte, folgte Woyrsch als linke Seitenhut dem abziehenden Feind bis 22. Juli in einem Zuge nach Iwangorod und Prinz Leopolds schwache Linke stürmte den äußersten Fortgürtel Grojec-Blonie vor Warschau. Woyrsch demonstrierte bei Alexandria, ging am 28. blitzschnell über die Weichsel und nistete sich dort ein. Verlust gering, man verließ sich vorerst auf tüchtige Kanonade.
Auf der äußersten Nordflanke richtete unsere Eroberung sich so rasch ein, daß das »Gouvernement Libau« durch eigene Radfahrer und Kraftwagen seine Geschäfte besorgte. Die starke Reiterei bei Schrunden u. Windau umwickelte eine große Kownokolonne und half Litzmann, der in den weiten Wald westlich der Festung eindrang. Doch arbeitete man am Widowki-Kanal mit Unzulänglichkeiten. Östlich der Dubissa und bei Schaule bekam man endlich die Oberhand, glühende Julihitze trocknete den matschigen Boden. Im Juni hatten schon 1., 18., 258.–60. R. bedeutenden Verlust, ungewöhnlichen auch die sehr werktätige Reiterei. Im Juli rührte der Russe sich weniger an der Dwina als am Njemen, wo Eichhorn heftige Angriffe abschlug und am 12. Juli den Feind näher nach Kowno heranklemmte. Seit 14. erreichte Belows Linke Mitau und nahm Stellung westlich von Riga, seine Mitte zwang die 5. r. Armee bis ans Dünaufer, die Rechte warf seit 21. den Feind auf Kowno, während Eichhorns Reitervorhut den Njemen zwischen Olita und dem jetzt isolierten Kowno überschritt. Belows Gefechte bei Papeljani und Tukkum am 18., 19. waren glänzend und vor seinen stark eingesetzten Kürassieren und Ulanen vermochten die Petersburger Gardereiter und finnischen Dragoner nicht das Feld zu halten. Auch die sächsischen Karabiniers der 8. K. D. tummelten sich hier unter Richthofens Leitung. Nirgendwo konnte der Russe stehen, wo der Deutsche hintrat. Trotz unaufhaltsamem Vormarsches (gleich am 13. Gewaltmarsch von 52 km ) genoß man geregelte Verpflegung durch ganze Geschwader von Kraftwagen. Ein Marsch von 100 km brachte die Mitaubahn in unsere Gewalt. An der Windau trugen Pioniere Schnellbrücken, ließen sie ins Wasser, Schwimmer zogen Pontons an Seilen herüber. Anderswo an der Brücke schoben sie seelenruhig nicht-explodierende Sprengkästen bei Seite. Die Aa-Brücke brach unter Wagen und fliehenden Letten, die Russen schossen auf die Wehrlosen wie einst an der Beresinabrücke. So lustig lebte sich's im »Gottesländchen« Kurland! –
Am 9. Juli fand ein Kronrat beim Zaren statt: soll man die Südgouvernements aufgeben? Denn Zugang nach Kiew öffnen, hieß die ausgiebigste Verpflegungsbasis in Frage stellen und Rumäniens zweideutige Haltung beeinflussen. Andererseits setzte Festhalten der Weichsellinie einer strategischen Gefahr aus. Scylla und Charibdis, kampfloses Aufgeben des Festungsgebietes und planmäßiges Weichen würde die künstlichen, politischen Maschen der Koalition lockern und bis zur Wolga traf man nie wieder in der Tiefebene Anlehnungspunkte. Man blieb also. (Pariser Zeitungsstrategen wärmten die alte 1812-Legende von überlegtem Rückzug Kutusows bis Moskau auf, während dies unfreiwillig aus militärischer Schwäche entsprang). Nikolai nahm also den Handschuh auf. Iwanow sollte im Süden, Rußki im Norden dem Ungewitter begegnen, auch der blamierte Dimitriew tauchte aus der Versenkung auf als Überwacher von Iwangorod–Warschau. Deutscher Kriegsrat, zu dem Sr. M. Hindenburg zuzuziehen die Großmut hatte, beschloß alles mögliche Schöne. Dem guten alten Hindenburg, dieser untergehenden Sonne, fiel die Kleinigkeit zu, die ganze Festungslinie von Dünaburg bis Warschau zu sprengen; der aufgehende Morgenstern Mackensen sollte sein Licht leuchten lassen über Brest-Litowsk und Kowel. Lieber Maler, mal' Er mir! Der Feind hatte doch auch ein Wörtlein mitzureden. Die Frontbreite war auf 1500 km (im Winter 1000 km ) von Dubissa bis Pruth angeschwollen, in solchem Maßstab Krieg führen, ist kein »Kriegsspiel«. Mackensens Vormarsch sah leider anders aus, als die frische schneidige Bewegung in Kurland oder Litzmanns kühner Nachtzug durch den Südteil des Kowno-Großwaldes, wo er viele schnarchende Russen am Bahnhof Raslawa abschleppte, oder Woyrsch' ganz ausgezeichnete flotte Operation. (Obschon er dabei das Siebenbürger K. Köweß zur Seite hatte, scheint Verlust der bewundernswerten Schlesisch-Posenschen L. W. in den Julilisten zu
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