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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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russische Soldat als solcher ist also nicht nur stoisch tapfer, sondern auch vertrauenswürdig, da er sogar auf eigene Faust sich sammelt und seinen Dienst versieht. Daß er freilich nicht einfach steht und fällt, wo man ihn hinstellt, wie die Legende will, erfuhr man genugsam. Er konnte weder den Granathagel noch das Handgemenge ertragen, wenn die Germanski wie Berserker auf ihn losdroschen, nachdem sie durch Engwege, Wälder und Höhen ihre Fahnen flattern ließen, des ärgsten Feuers spottend. Ihre moralische Überlegenheit vermochte so Großes, eisernes Pflichtgefühl und trotziger Siegeswille taten ihr Werk. Der zum Feldmarschall ernannte Mackensen verlangte schier Übermenschliches, doch die Truppe gab freiwillig ihr Bestes her.

XVIII. Nach Cholm-Iwangorod, Offensive
im Norden
    Obwohl Mackensen seit 26. Juni in flottem Ausschreiten nordwärts Boden gewann, am 28. schon bei Tomascew 70  km von Lemberg, lag auf der Hand, daß er sein geplantes Einschwenken nach Nordwesten nicht durchführen könne, wenn ihm fortwährend der Feind in der rechten Flanke auf dem Halse blieb. Man vereinbarte daher, daß Böhm mit seiner Hauptmacht nordöstlich zum Bug marschieren und die Freilegung der Galizischen Grenze dem Korps Szurmay und den sonstigen Heerteilen zwischen Dnjestr und Pruth überlassen solle. Diese Deckung schien um so nötiger, als der Feind, zwischen Weichsel und Bug gut angelehnt, zu seiner Linken leicht per Bahn von Brest und Kowel her neue Verstärkungen heranziehen konnte. Gerade deshalb, um jede solche Bewegung im Keim zu ersticken, wäre empfehlenswerter gewesen, auch den Hauptteil der 11. Armee nordöstlich auf Wolynsk und Sokal abzudrehen, dort den Bug zu forcieren und dem russischen Rückzug bei Brest zuvorzukommen. Als am 4., 5. Juli Böhm und Linsingen die Zlota- und Geila-Lipa erreichten, schien eine ungeheure Umzingelung der russischen Macht bevorzustehen, doch die Maschen des Netzes rissen, der Russe schlüpfte bei Brest hindurch, weil Mackensen zu weit nordwestlich abirrte und so am letzten Ende einen Luftstoß tat. Allerdings scheinen hierbei Fehler gewisser Unterführer vorgekommen, aber im Grunde ließ sich doch annehmen, daß der vor Iwangorod weichende russische Heerteil seine rückwärtige Verbindung bedroht fühlend, rechtzeitig sich aus dem Staube machen werde. Dagegen würde plötzlicher Rechtsabmarsch nach Nordosten dem feindlichen Hauptheer bei Cholm die rückwärtige Flanke abgenommen und es in größte Verwirrung gebracht haben. Der Einwand, es würde sich dann offensiv auf den Erzherzog und Emmich, die wir uns als nordwärts gerichtete Linke den Abmarsch der übrigen fünf Korps verschleiernd denken, geworfen haben, rechnet nicht mit der inneren Zerrüttung der russischen Masse, die wohl noch Kraft, defensiv in »uneinnehmbaren« Stellungen sich aufzupflanzen, doch zu raschen Bewegungen nicht mehr die Fähigkeit besaß.
    Sobald Böhm die Gegend südlich Krystinopol, wo die Rata in den Bug mündet, erreichte, sah sich Marrwitz frei, Mackensen zu folgen. Ihm wurde jetzt auch die von Linsingen abgezweigte 4. Pommerdiv. zur Verfügung gestellt, später auch noch die 1. ostpr. sowie 107. Div. dorthin verlegt. Seit 25. war die Umgruppierung im Gange, am 28. waren die gesteckten Ziele des Vormarsches erreicht, wobei diesmal der Erzherzog (mit unterstellter Kasseler Division) und Emmich den Vortritt hatten. Der Russe baute endlich am Tanew ab, in den folgenden Tagen standen russische Nachhuten schon südlich Krasnik und bei Josefo an der Weichsel. Drei nördlich der Weichsel verbliebene k. k. Divisionen der früheren Armee Dankl, bald darauf nach Lemberg verladen, sollten als Heergruppe Puhalla die 40  km breite Lücke zwischen Böhm und Mackensen füllen und gegen Sokal sichern. Linsingens neue »Bugarmee« war nun fertig, doch nicht als selbständiger Körper, sondern Mackensens eigenem Bedürfnis anbequemt. Das war richtig gedacht, wenn man nur zum Ziele nahm, die Weichsellinie von Süden aufzurollen. Nicht aber, wenn man sich ein höheres Ziel steckte, vom Bug her die r. 3., 4., 8. Armee so zu umfassen, daß man sich quer über die Bahn Brest-Kowel stellte und den Feind zwang, entweder um seine Lebensadern mit verkehrter Front zu fechten oder mit Verlust aller Verpflegungs- und Nachschubbasis nach Nordosten zu fliehen, wo man ihn vor den Rokitnosümpfen erreichen konnte. Das alles ist später versucht worden, aber als es zu spät und wirkliche Sperrung bei Brest nicht mehr

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