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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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vorhanden war. Man könnte vielleicht entgegenhalten, daß wir doch sonst kein Freund so weiter exzentrischer Operationen seien. Das ist jedoch Verwechselung der Begriffe. Die taktische Umzingelung auf dem Schlachtfeld gelingt nur in seltensten Fällen durch abnorme Unfähigkeit des Gegners und konzentrisches Operieren getrennter Hälften ohne inneren Zusammenhang ladet zu Teilniederlagen ein. Ganz anders aber steht es mit umfassendem Flankenmarsch der Hauptmasse, während eine kleinere Abteilung, den Gegner täuschend, in der Front demonstriert. So verfuhr Napoleon bei seinem großen Rechtsabmarsch auf Smolensk, um vor dem Feind die Moskauer Straße zu gewinnen. Etwas Ähnliches denken wir uns hier. Unter viel ungünstigeren Umständen wußte Ludendorff später im Norden seine Wilna-Zange anzulegen. Zentrumstöße sind schon recht, wo sie hinpassen, doch nur so unvergleichlichen Truppen konnte Mackensen weiterhin zumuten, den Stier bei den Hörnern zu packen. Die Verluste waren auch danach! Die Anfangsschlachten bei Krasnik blieben günstig, obschon man uns nicht einreden wird, daß Besser bei Erstürmung und Verteidigung der in Kalkstein ausgehauenen Höhengräben der Whynica bei Idalin nur 300 Mann verlor. Ebenso sonderbar mutet an, daß die Russen 11 500 Gef. verloren, wenn dabei nur 41 Off. waren. Die russische Meldung leugnete auch alles, sprach von 2000 deutschen Gefangenen und 2000 deutschen Leichen und bei letzterem müssen wir leider wohl beistimmen, obschon umgekehrt deutscherseits wohl richtig 3000 russische Tote am 7. Juli nachgezählt wurden. Die Schlachtfelder am Por und Wieprz sahen gräulich aus, unstreitig wurde aber der Erzherzog am 9. bei Wilkolas geschlagen, sein Verlust war sicher groß, da seine zwei deutschen Div. im Juli allein 2650 verloren, mag auch die russische Meldung von 15 000 gef. Österreichern gewaltig übertrieben sein. Mackensens Mitte (Garde, Hannoveraner, Brandenburger), bei Izbica in Verteidigung gedrängt, blutete entsetzlich am 16.–23. bei Krasnostow-Tarnogora-Borek und es war wenig Trost, daß die Russen den Kampf »unterbrachen«, d. h., sich über die Urzadioka zurückzogen. Da uns Mai-Juni-Juli allein im Osten 275 000 kosteten, so wurden sie auf beiden Kriegstheatern (im Westen Schlacht bei Arras) nur vom ersten Vierteljahr des Weltkrieges an Blutschwere übertroffen. Bei den Russen werden unsere eigenen Annahmen wahrscheinlich von der Wirklichkeit überholt, ein einziges Rgt. verlor einmal 1800 Tote an einem einzigen Tage, während deutsche Einzelverluste sich auf weiteren Zeitraum verstreuen. – Die Flanken waren noch nicht gesichert. Östlich an der Huczwa nahe dem Bug, vermochte K. Francois als rechte Vorderstaffel Linsingens noch keinen festen Stand zu gewinnen. Westlich befand sich seit 19. Juni Woyrsch im Vorgehen, der Russe räumte längst das Bergland um Kielce, am 2. Juli den Tarlower Brückenkopf, am 6. Juli entriß die wackere L. W. ihm reihenweise Stellungen westlich der oberen Weichsel. Es gab Reibungen südlich der unteren Weichsel bei Dochow, doch kamen die Dinge hier erst spät ins Rollen. Erst am 20. sahen die Schlesier den 1  km breiten Strom, auf dessen Anblick bei Iwangorod wir so lange verzichten mußten. Trotz »Gaswolken der deutschen Vergifter« benahm sich das Moskauer Grenadierkorps fest genug bei Josefo (nur 700 gefangen), wo Woyrsch mit dem Erzherzog in gewisse Fühlung trat.
    Auf der Ostseite hatte jetzt Linsingen innere Berührung mit Böhm. Ihm gegenüber schlug sich der Feind mit fanatischer Verbissenheit, weil er dort noch keine vollen Niederlagen erfuhr, und machte jeden Bodengewinn streitig. Über der Mackensen-Reklame kam Linsingens Heldenarbeit zu kurz. Seine frühere Überquerung des breiten Dnjestr gehört zu den Glanzleistungen des Feldzuges. Bei Zydasczow pirschten sich die Ostpreußen an einen so schroffen Berghang heran, daß sie oft auf allen Vieren hinanklommen, während von oben die Grabenstaffeln und längs der Stromschleife vorspringende Bergecken auf die Kühnen Geschosse ausschütteten. Die Garden bewältigten, wo Flußränder einen senkrechten Lehmberg bildeten, die sibirischen Schützen bei Chodorow. An anderer Stelle durchschwammen »Westpreußen« und »Württemberger« den Strom und schossen sich bis zur Brust im Wasser heran. Hier wichen finnische Schützen. Westlich davon erzwang 48. R. D. den Übergang, den hinter dem Nordufer wieder Hochwaldhöhen beherrschten. Man kann daraus den Hochverlust dieser

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