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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Augustbeute auf wahrscheinlich 2700 (nicht 2200) Geschütze, fast 272 000 Gefangene, wovon etwa 152 000 laut den Einzelmeldungen auf die Nordfront entfallen dürften.
    Am 18. sprengte Bobyr die Narewforts, die Südforts ergaben sich. Nach nur sechstägiger Berennung öffneten 100 000 Russen den 50 000 Stürmern die Tore. Die Eroberung von Georgiewsk – keiner Stadt, sondern einer riesigen Lagerfestung mit einem Durchmesser von 64  km – war das würdige Werk des Eroberers von Antwerpen. General von Beseler verfügte über viel Artillerie, obschon nicht so zahlreiche wie vor Kowno, wo drei- und viermal mehr 42 und 21  cm Geschütze als vor Lüttich gedonnert hatten. (So gewaltig vermehrte sich die schwere Artillerie während des Feldzugs.) Indessen gedachte er mit Infanteriestürmen wie bei Antwerpen frisch zuzugreifen und schien hierfür nicht gerade geeignetste Truppen zu besitzen. Denn seine aus den Armeen Gallwitz und Leopold nebst neuen Rekrutenregimentern gebildete Heerabteilung bestand ausschließlich aus Landwehr und Landsturm. Wie so oft, wurde aber auch hier das militaristische Vorurteil zu schanden, diese milizartigen Aufgebote zeigten sich der schwersten Aufgabe gewachsen. Ihr Verlust beweist, daß die Verteidiger von F. 15 und Neumodlin sich nicht leicht in ihr Los ergaben. Freilich hatte Feuerorkan die Hauptstellung der Außenforts schon sehr früh gelockert. Eßwaren für 100 000 Mann auf 3 Jahre, 7 Millionen Patronen, 180 000 Geschützschuß, solche Ausrüstung, solche Besetzung! Petersburg stattete dies Wunder, das noch über Antwerpen ging, mit Verratmärchen aus. In Berlin sang man zu Glockenklang »Nun danket alle Gott!«
    Umsonst fädelte Eichhorn die Schlacht bei Wilna ein, wofür ihn die Fama mit besonderem Lorbeer krönte. Die Umfassung mißlang, der Feind rettete sich mit Hinterlassung von viel Geschütz und Gepäck. Schon am 18. zog sein Unterführer Litzmann in das ihm Rosen streuende Wilna ein, nachdem er die Seeenge von Troki durchquerte. Verstreuen zerbrochener Feindwaffen wäre ihm lieber gewesen! Nichtsdestoweniger blieb Ausnutzung der Reiterwaffe hier von besonderer Bedeutung! Die bisher im Norden operierenden deutschen Geschwader schwenkten südlich ab, um östlich längs der Bahn nach Dünaburg den noch bei Wilna verknäuelten Russen in den Rücken zu kommen. Schon am 12. unterbrachen zwei Kavallerie-Divisionen die Bahn nach einem Ritt von 30  km und schoben ein Detachement mit Masch. G. und Radfahrern gegen die Bahnstrecke Molodezno–Polotzk (zwei aus dem napoleonischen Feldzug wohlbekannten Punkte) vor. Rittmeister von Pappenheim erfüllte diese Aufgabe und streifte schon – unglaublich, aber wahr – 130  km östlich von Wilna. Die Hauptmasse wandte sich am 14. nach der versumpften Beresina, um die Bahnstränge zu zerstören, die von Lida nach Minsk und von Minsk nach Smolensk führen. Ein Jägerbataillon folgte und benutzte eine große Wagenkolonne, deren man sich bemächtigte, zu schnellerem Vorwärtskommen. Diese Weiterfahrt führte zunächst nach Wischnew, 87  km südöstlich von Wilna, über Smorgon. 3. K. D. deckte die Flanke nach Polotzk zu. Der Posten von Smorgon, der ahnungslos vor sich hinträumte, wurde überfallen, der Bahnhof zerstört. Nun traten freilich vier feindliche Reiterdivisionen bei Soly auf, welche die Wegnahme von Smorgon nicht ruhig hinnehmen wollten, man holte daher auch die 4. K. D. herbei und ging sogleich unerschrocken gegen die Verteidiger der russischen Etappen los. Am 16. erstürmten abgesessene Schwadronen mit Karabiner und Bayonett das Rittergut Soly und machten viel willkommene Beute, feindliche Infanterie zersprengend. Gleichzeitig zersprengte 3. K. D. den Feind bei Wilejka und warf sich am 17. trotz sumpfiger Straßenniederung und starker Besetzung auf Molodezno. Die Husaren und Dragoner konnten zunächst nicht durchdringen, aber Rittmeister Lehmann sprengte mit seiner entsendeten Schwadron Jäger-zu-Pferde die Gleise der Bahnstrecke Minsk–Smolensk in der Nacht zum 20. bei Zodzino, 80  km südöstlich Wilejka, 200  km hinter der feindlichen Front! Das soll erst einer nachmachen. Endlich merkte der Gegner die volle Gefahr und schickte gen Nordosten aus Oschmiana ein ganzes Armeekorps vor, wo zunächst nur die 6. russische Kav. Division gestanden hatte. Da jedoch noch Garniers 1. Kav. Division zur Verstärkung eintraf, so hielt die vorderste Division am 19. Smorgon fest und schlug weit überlegene Kräfte ab,

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