Bismarck 04
Wilija einbrechend, erreichten 6., 9. K. D. Smorgon, 3. K. D. Molodezno, Garniers' 4. D. schloß sich an 60 km östlich Wilna. Die Bahnstränge Wilna–Dünaburg, Witebsk–Molodezno, Wilna–Smorgon waren am 15. zerrissen in ihrer Hand, die große Reiterschlacht bei Soly, wohin die Masse südwestlich abschwenkte, zu ihren Gunsten entschieden. Büchsen der Radfahrjäger, berittene Masch. G. Träger, leichte Gesch. ermöglichen heute der Kav. mehr als früher, doch wie kommt es, daß nur die Deutschen davon richtigen Gebrauch machten. Auch Funkspruch und Telephon wurden wohl angewendet, sonst hätte man nicht die bayr. K. D. auf Belows rechter Flanke rechtzeitig anrufen und herbeibringen können. Da auch 1. K. D. am 20. in letzter Stunde eintraf, fochten 6 K. D. – nicht »mindestens 7«, wie Stegemann schreibt – gegen ungefähr ebenso viele russische nebst 3 r. I. D. und weit überlegener Art. Solch ungleiches Gefecht gereicht den tapfern Reitern und geschickten Führern zur Ehre, nicht aber Eichhorn, der zu spät seine Linke verstärkte, oder Ludendorff, der nicht dafür sorgte. Sieht ihn das ähnlich? Nein, offenbar sagte man bisher nicht die Wahrheit, nämlich daß die große »Zange« auf Wilna ursprünglich nicht in der Absicht lag, sondern die Zange innerer zentraler Umfassung durch rechtzeitiges Kneifen über den Bug, um die 1., 4. A. einzukreisen. Daher die ungewöhnliche Verstärkung der 12. A. im Juli. Ihm warf der Großfürst daher besondere Massen entgegen, die sich – es läßt sich nicht leugnen – verzweifelt schlugen und Gallwitz' Zug zum Bug sehr verlangsamten. Erst als man erkannte, daß Gallwitz nicht mehr rechtzeitig durchgreifen werde, wurde die innere Umfassung nördlich hinauf verlegt zwischen Düna und Wilija. Nur 77. R. (nicht 75., wie Stegemann schreibt, sie war bei Scholtz in Grodno) 115. D. und ein paar kleinere Teile waren imstande, den schmalen Bruchpunkt zu verschließen, durch den 22 r. D. ostwärts schlüpfen sollten. Daß ihnen dies gegen eine so schwache Klammer gelingen werde, ließ sich voraussehen. Natürlich bauten sie bei Lida ab und wichen hinter die Beresinasümpfe. Doch Alexejew, der recht kaltblütig operierte, sicherte den Abzug zu seiner Rechten, indem er dreiseitig die deutsche Reitermasse zu erdrücken suchte. Die 3. K. D. tat am meisten Schaden durch Aufheben von Proviantdepots und Munitionskolonnen; Pappenheim's 2. Schw. und Radfahrer zersprengten allein die Etappenbatt. bei Wilejka, da sie 1 Gesch., 4 M. G. bei sich führten. Die Rache fiel daher am 21. auf diese Flügeldiv., sie mußte mit Verlust ihrer standhaltenden Batterie, deren Kanoniere sich niedermetzeln ließen, aus Wilejka weichen, Garnier den Rückzug der Reitermassen am Narocz am 23. decken, die nachgeschickte deutsche Inf. sehr weit ausweichend. Über Einzelheiten siehe später.
Durch Einnahme von Bialystock (Knotenpunkt der Bahn Wilna–Petersburg, Wilna–Warschau, Baranowitschi–Minsk) war auch die Verbindung nach Riga–Petersburg unterbrochen. Als die Armee Gallwitz nach anstrengendem Waldmarsch die Hauptstraße nach Norden am 2. September besetzte, war die russische Front ganz auseinandergespalten. Diese umschrieb jetzt eine Linie mit Minsk als Angelpunkt, die von Riga dorthin reichen sollte, südwärts durch das Wolynische Festungsdreieck bis zur Ukraine und Bessarabien. Die nördliche Hälfte dieser Front war bei Kowno–Bialystock gesprengt und mußte auch noch für Wilna fürchten, wohin sich die Russen auf allen Wegen vom Njemen im Abzug befanden. Wären die Südheere gleich glücklich gewesen, so konnte sich völlige Absperrung des russischen Nord- und Südflügels vollziehen. Doch es sollte nicht sein. Ein ebenso glänzender und wichtiger Erfolg war bei Georgiewsk errungen, das schon am 20. fiel. Die Augusttrophäen steigerten sich fortwährend. In Kowno zählte man ursprünglich nur 400 Geschütze, zu denen 200 bei Eroberung der Südostfront hinzutraten, nach gründlicher Ausräumung und Nachlese ergaben sich aber zuletzt 827 und endlich gar 1300 Geschütze, die Masse erbeuteter Masch. G. ließ sich gar nicht feststellen. In Georgiewski glaubte man anfangs nebst 700 Geschützen (125 nach Erstürmung der ersten zwei Nordforts), 84 000 Gefangene (6 Generale) erbeutet zu haben, es waren indessen 1200 Geschütze, 90 000 Gefangene (15 Generale, 1000 Offiziere) und eine Nachlese übertraf noch diese Ziffern: 1640 Geschütze. Überhaupt belief sich die deutsche
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