Bismarck 04
später begann, um so länger, noch bis elf Uhr, ehe man sich entschloß, aus den Waldzungen gegen die 42. D. vorzubrechen. Diese füllte ihre Reihen durch eintreffende Bataillone der 107. Div., welche General Moser durch Sumpf, Lehm, Gestrüpp rastlos heranführte. Die Russen öffneten gegenüber den 131ern eine zweihundertfünfzig Schritt breite Sturmgasse zwischen den Drahtverhauen vor den dichtgefüllten Gräben, aus denen die Massen hervorkrochen wie ein bräunliches Reptil, Schützenschwärme in Schneehemden vortreibend, die sich kleiner Schlitten bedienten, um Schutzstahlschilde vor sich her zu schieben. Die weißen Hemden der Scharfschützen, um sich dem Schneeboden anzupassen, erweisen sich jetzt sehr unzeitgemäß. Näher kamen die Pelz- und Lammfellmützen, öfters stockten die anschwellenden Haufen, stolpernd vor niedergestreckten Baumriesen, ungewollten natürlichen Wegsperren. Obwohl jetzt auch Wileity wieder unter Trommelfeuer lag, harrte die Besatzung, 14. hessische Husaren, treulich als Artilleriedeckung aus, die Geschütze der 3. Kav. Div. schossen überquer und es gelang, das Feuer von 80 Geschützen auf die Mulischneise zu vereinen wo Regimenter des 1. sib. K. ansetzten. Die Gehölze krachten nieder, als dicke Kompagniekolonnen aus ihnen Mann an Mann hervorbrachen, schon auf 1000 Schritte auseinandergestäubt. Schon um halbzwölf erlosch der erste Sturmeifer. Die Deutschen sprangen an die Brustwehren, wo noch etwas davon übrig war, oder schossen frei und hoch auf Trümmern stehend in die Horden der Sibirier hinein. An der Hindenburgschneise fand das 1. r. K. kein besseres Los. Zweimal opferten sich 22., 59. Div. in verzweifeltem Anrennen. Die 131er allein dünkten sich Mannes genug, sie abzuwehren, es wäre aber schwerlich gelungen, wenn nicht wahrscheinlich schon jetzt Mosers 232. R. dort einrückte. Vernichtend schlug auch Flankenfeuer von Wileity her hinein, wo die hessischen Reiterschützen allein einen leichten Stoß abfingen. Teile des 15. K. tasteten an der Kowalienge, am Sadowasee und Dukiholz vor, wurden aber von den 17ern (meist Westfalen) und 138ern unsanft empfangen. Deren Verlust blieb jedoch äußerst gering, auch bei 131. lange nicht so groß, als man erwarten sollte. Die zerwühlten Sumpfschanzen müssen also doch mehr Schutz gewährt haben, als die deutsche Schilderung Wort haben möchte.
Hier erstarb der Kampf völlig, doch von ein bis drei Uhr ließ Pleschkow im Norden nochmals Trommelfeuer los, dann jagte er erneut sein 1. K. ins Verderben. Die Husaren, Wileity gegen jetzt ernsteren Angriff der 24. Div. festhaltend, räumten mit Maschinengewehren aus der Flanke unter den Stürmern auf. Die Nacht brach herein, im Sumpfeis lagen 4000 Erschossene, viele Angeschossene erfroren in der Nachtkälte. Der Ruhmestag der 131er war vorüber. Noch blutiger endete die Schlacht am Südflügel, während im Zentrum 34. und 4. sib. K. gegenüber der 31., 115. Div. sich tatlos verhielten. Um 10 Uhr war die 10. Div. aus Nachovice am Nordrand der Sümpfe gegen 251. R. vorgebrochen, die 7. nördlich davon aus dem Birkenwäldchen, über Lutherhöhe und Tannenschlucht, bis zum Erlenwald am Südufer des Narocz, wo 250. R. sie festen Fußes erwartete. Der Sturm brach schon vor elf Uhr zusammen, mittags aber ging am Südende das 36. K. gegen die Landwehrtruppen am Wizniewsee vor, 68. Div. über Makaryce auf das »Beobachterwäldchen« vor Iwanki, wo 24. L. W. sie am Nordrand des Wizniewsees auffing. In der linken Flanke vom linken Flügel des 3. R. K. artilleristisch bearbeitet, fluteten die Russen vor den über den Südostrand des Sees heranfliegenden Granaten rückwärts. Schlimmer erging es der 25. Div. nördlich davon, die in dichter Masse bei Ostrowlawy die 48. L. W. berannte und sich todesverachtend dreihundert Schritt vor den Drahtverhauen niederlegte, um 4 und 5½ Uhr den Sturm erneuernd. Die Märkische Landwehr war nicht zu brechen, in die rechte Flanke schlug das Geschützfeuer der Div. Seydewitz über das Bruch weg, im Schutz der Nacht floh die Division in wilder Panik. Sie soll 3000 Tote verloren haben, von einer Brig. kehrten nur 250 lebend aus dem Gemetzel heim. Baluchew hatte inzwischen nach Mittag das 5. K. dreimal vorgeführt, die Tannenschlucht und die Senke vor Mokrycze füllten sich mit Leichen, unbezwungen standen 250. auf Friemelhöhe, 251. auf dem »Granathügel«. Ihr Verlust war unendlich geringer als der am Nordflügel, dabei setzten sie dem Feind
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