Bismarck 04
Sturmkolonnen zusammenzuziehen, verhinderte schon die zusammengefaßte Kanonade. Indessen sollte am 21. nachts noch ein Hauptschlag gewagt werden, Ragosa schob neue schwere Artillerie am Narocz vor, äußerst ungehalten über den doppelten Mißerfolg seiner Unterführer. Noch hatte er starke unberührte Reserven an Ort und Stelle, während die Deutschen durch Lehm, Schnee und Eis herankeuchten. Div. Wernitz über den hartgefrorenen Smirsee, um den Perekybach zu überschreiten und etwa am Kirchhof von Pranoza bis zum Pionierpark und Gr. Stern östlich Ponki sich hinter Seydewitz zu entwickeln. Die 80. R. Div. näherte sich ursprünglich gleichfalls dem Südstrand des Narocz, wurde aber nordwärts abgedreht, denn das Divisionskommando Bredow im Gut Tschwejaty, nach welcher Richtung über Norkewitsche der russische Generalstab ursprünglich den Durchbruch plante, berichtete ans Generalkommando in Kobylik, daß bei ihm Unterstützung nötig, infolgedessen General v. Redern 34. R. dorthin abmarschieren ließ. Die Heldendivision Bredow war am Rande ihrer Kräfte. Zur tötlichen Ermüdung gesellte sich Erstarrung der geschwollenen Füße, von Eiswasser vollgesogen. Die aufgezehrten Nerven verlangten nur Schlaf, verschmähten selbst Rum und Kaffee. Um Mitternacht ergoß sich plötzlich über die im Schlamm Versunkenen neues Trommelfeuer von Geschossen aller Kaliber, untermischt mit Gasgranaten, gefolgt von viermaligen Angriffsstößen. Wie diese von den aufschreckenden todmüden Schläfern abgeschlagen wurden, weiß kein Mensch zu sagen. Doch das Wunder war da, der Russe ließ nur zahlreiche Tote vor den Drähten, an denen sie sofort festfroren. Gleichwohl schien es, als habe Pleschkow nur necken und ermüden wollen, denn bei sinkender Nacht und Morgennebel, durch Schneetreiben verdichtet und durch Ausströmen von Gasrauch verstärkt, stürmten nach vier Uhr früh die 22., 59. sowie die frische 76. Div. (27. K.) von Mikulischki, das 1. sib. K. von Wukhersje überraschend dicht an die mehrfach von Minenwurf verschütteten und von Schneesturm geblendeten Verteidiger heran. Rechts und links der Mulischneise brachen die Sibirier ein bis zu den Stützpunkten »Masuren« und »Lagarde«. Ein einzelner Gefreiter Beyer, dessen Name Verewigung verdient, opferte sich hier als Winkelried, allein mit unablässigem Handgranatenwurf den Eingang sperrend, ein Heldenbild über erschlagenen Kameraden. Ihm gebürt ein Denkmal an dieser Stelle. Die Siegesfreude der wilden asiatischen Bären währte nicht lange. Was in den Rücken der Allensteiner gelangte, wurde vom Allensteiner Landsturm Mann für Mann niedergemacht. Entschlossener Gegenstoß von 52. R. der Div. Moser befreite die immer noch mit einem letzten M. G. feuernde Gruppe Oppen, der Feind suchte nach fünf Uhr in Auflösung den Schutz der Waldung wieder auf. Weiter nördlich hielt III/70., besonders 9. K. Mathieu, den Graben vor Buzilischki, Kompagnie Hesse der 131er den Hindenburgwald, dagegen erlaubte ein Versehen der Ablösung bei II/131. den Russen einen Einbruch südwestlich davon in Richtung Milkuschki, wobei ein im geräumten Graben verbliebener Fähnrich den Heldentod suchte und fand. Man stoppte zwar den Einbruch, auch bei Wileity trotzten noch immer die hessischen Husaren, und das Sperrfeuer der Geschützgruppe Osiander verunmöglichte dem ungestümen Angreifer ein Nachfüllen von Reserven. Doch eine kilometerlange Lücke von ansehnlicher Breite war gerissen zwischen Wileity und Buzilischki und so konnte es nicht bleiben, zumal ebenso betrübende Nachricht aus Süden eintraf und sofortige Umkehr der ganzen verfügbaren Reserve, nämlich Div. Redern, dorthin gebot. Mosers marschmüde Schlachthaufen traten nacheinander dafür ein.
Um ½2 Uhr nachts brach die 7. Div. unmittelbar am Naroczufer bei Zamorocze westlich des Erlenwaldes vor, eine graugrüne Gaswolke überwogte die Gräben, das grüne Licht der Leuchtkugeln aufsaugend, als die Verteidiger ihre hinteren Batterien am großen Bruch verständigen wollten. 250. R. und die vierundzwanzig Divisionsgeschütze, deren Kommandeur Major Jentsch zu Schnellfeuer überging, trieben dennoch den Eindringling wieder zurück, doch schon drangen die 10. Div. und eine Brig. der 8. sib. hinter dem rechten Flügel des tapferen Regiments ein. Diese sechs Regimenter überschwemmten in sechs bis acht Angriffswellen längs dem Moorwald des Pachthofes Stachavice (westlich des gleichnamigen Dorfes) die nach Norden bis hinter
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