Bismarck 04
noch mehr Leute außer Gefecht. Zwischen den beiden Seen lagen nahezu 5000 Tote. In der folgenden Nacht gab es Alarm vor 40. R. und am Nordrand des Narocz gegen Vorposten von 166. (31. Div.). Am 19. kam es bei Baluchew nur zu matten Vorstößen, das Angriffsfieber verkühlte sich zu sehr, dagegen tat vermehrte schwere Artillerie den Gräben der Div. Seydewitz viel Schaden. Gegen das Zentrum, gegen das gestern etwa 6000 Granaten verfeuert waren, geschah heute noch weniger. Dagegen tobte erneutes Trommelfeuer, diesmal auch gegen 138. bei Doworotshany. Zweimaliger Abendangriff der 22. Div. und der dort eingetroffenen 1. sib. Schützendivision endete mit Vernichtung der ersteren, besonders ihr 85., das alte berühmte Rgt. Wiborg, schmolz bis morgen früh auf eine Kompagnie (d. h. Verlust von 15/16 %). Die Sibirier sanken auch haufenweise. In der Nacht wurde Wileity durch die 24. Div. von drei Seiten berannt, die Hindenburgschneise erneut durchschritten, doch die Artillerie Garniers, Husaren und 131er schlugen alles ab, obschon hier die Schneehemden, die man anderswo obwarf, sich den Schneehügeln anschmiegten und die Russen diesmal auch bei Buzilischki nahe über den Sumpf kamen. Handgranaten und Sprengminen zerrissen dort den Drahtverhau, doch die Verteidiger sprangen aus den hoch voll Wasser stehenden Gräben und verwendeten ihre eigenen Handgranaten mit tödlicher Wirkung, woran sich auch die Pioniere beteiligten, alle Leichtverwundeten schossen mit, kaum daß ihnen Notverband angelegt. Dies Ausharren verdient um so mehr Bewunderung, als das ganze Gelände im Wasser schwamm und die einschlagenden Riesengranaten nicht etwa Sprengtrichter, sondern Untiefen schufen, aus denen die Flut hervorgurgelte. Die 27. Pioniere pumpten umsonst, auch ihre Spatenarbeit kam nicht vom Fleck und kein Verteidiger hatte mehr einen trockenen Faden am Leib, der Nachtfrost setzte Eis in die triefenden Gewänder. Ihre toten Kameraden schwemmte das Eisgewässer langsam an ihnen vorbei. An Feuermachen und Kochen war natürlich nicht zu denken. Überall spritzte Schlamm bis über die Köpfe und klebte an den Mützen, in die Gewehrmündungen und Maschinengewehrverschlüsse, die man unablässig reinigen mußte, sofern sie nicht überhaupt zerschossen waren. An der Mulischneise griff das 1. sib. K. wütend an, doch Major Fischer, Kommandeur der 131er, durfte sich auf Reserveleutnant Oppen verlassen, der an der Schneise Wache hielt, unterstützt von Schützen und Maschinengewehr der Divisionskavallerie (7. Dragoner) und Allensteiner Landsturm. Letzterer mußte einen Augenblick weichen, nördlich der Schneise quollen russische Schlachthaufen hinein wie durch geöffnete Schleuse. Ein Gegenstoß der 17er brachte nur teilweise Entlastung und die vorderste Batterie mußte ihre 10- cm von herbeieilenden Infanteristen bedienen lassen. Doch Sperrfeuer der 15. Art. machte dem Feind unmöglich, Reserven aus Mikulischki (nordöstlich Buzilischki) heranzuführen, Menschen und Bäume im Lagardewald purzelten durcheinander. Trotz der eingerissenen Verwirrung tat jeder seine Pflicht im Übermaß, auch die Fahrer der Patronenwagen, die für Buzilischki und Mulischneise gefüllt bis in den Sumpfwald rasten oder sich zerschossen fortschleppten, bis die Nichtstreitbaren – Spielleute und Train – die umkippenden Fahrzeuge entleerten und die Patronengurte in die Gräben trugen. Im Morgengrauen führte Major Fischer, beritten vor der Front, einen Gegenstoß mit 17ern und einem Halbbataillon 227. R. der Div. Moser, bald nach 3 Uhr früh war alles vorüber, die Russen wie ein verflattertes Geisterheer des Wilden Jägers im Nebel verschwunden. Als der Mond hoch stand, schien der Böse hier Meister; als trübe Sonne stieg, funkte wieder ein Hoffnungsschimmer.
Diese Nachtschicht von besonderer Furchtbarkeit brachte Pleschkow nicht den kleinsten Gewinn. Am 20. tobte nur Artillerieschlacht, lange Erschöpfungspause. Gegenüber der Mulischneise fügte sich das ganze 227. R. ein, drei andere Bataillone Mosers hatten schon an der Nordflanke ihren Schutz zugesagt und wahrlich nicht im Abwehrkampf versagt. Batterien der Div. Kleist wurden zu Div. Bredow hinübergezogen, erstere war an der Spory-Enge vom 34. K., Div. Berrer an der Lotwa-Enge nördlich des Miadziolsees vom 4. sib. K. nur mäßig belästigt worden. Baluchew begnügte sich mit zwei einstündigen matten Vorstößen nachmittags gegen Seydewitz; einen Versuch des 36. K., bei Ostrowlany
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