Bismarck 04
zumutete. Bei jedem anderen Heer wären dies verlorene Posten gewesen, hier aber rechnete Hutiers stolzes Vertrauen auf die grenzenlose Aufopferungsfähigkeit deutscher Pflichttreue. In der Nacht zum 18. schlich das 34. r. K. durch die Dolska- und Waronazenge und über das Eis des schmalen Glodowosees heran, die Artillerie schwieg absichtlich, um die Deutschen nicht aufzuwecken! Doch die ließen sich nicht überrumpeln, das Vorhutregiment der Div. Kleist, 40. R., stand wachsam auf seinem Posten, aufsteigende Leuchtkugeln überglänzten das schillernde Eis und auf 100 Schritte streckten runde Salven besonders das 223. Rgt. (56. Div.) nieder. Schweigend wie sie kamen, verschwanden die Russen, nur das Ächzen Schwerverwundeter tönte durch die Einöde von Eis und Sumpf, viele Tote begrub das Wasser. Es sollten nicht die letzten Toten, nicht die letzten Schreie der Verstümmelten an dieser Stelle sein. Als der Morgen des 18. anbrach, erschütterte ein Trommelfeuer die ganze Gegend, vom schwersten Kaliber bis zur Revolverkanone spie der Feind seine giftige Wut aus. Die Generale Seydewitz und Heuduk, gegen deren Front diese Hölle zuerst losbrach, konnten zunächst nur dreißig russische Feuerschlünde erkennen, alles übrige lag versteckt am Bladosee und südlich bei Izoroda am Nordsaum des Tschistrzsumpfes. Über die breite Wasserfläche des Narocz sausten Stahlgranaten herüber, die von Japan und Amerika grüßten. Sie schlugen auch in das große Bruch bis ins Kavallerielager ein. 250., 251. R. erduldeten andauerndes Kreuzfeuer, im Bereich des letzteren flog der aus Stein gebaute Gutshof Moscyea gleichsam in die Luft, aus seiner Grundmauer herausgehoben und umhergeschleudert. Um 7 Uhr fingen russische Steil- und Flachbahngeschütze vor Wileity und Kurty her ihre Arbeit an, die Stellung der 131er aufwühlend und zerkratzend, südöstlich davon raste ein wahrer Orkan von Postawy her gegen die 17er und den Allensteiner L. St. am Olsyzatal, vom Sadowasee gegen die 138er. Die mühsam geflickten Dammgräben rissen, das Wasser gurgelte hervor, die aus klaffenden Unterständen aufgescheuchten Verteidiger standen knietief im Wasser hinter zerfetzten Brustwehren, wo Granat- und Minensplitter umherwirbelten. Während schon früh das Feuer gegen die Punkte Wileity und Mosheiki sich abschwächte, schwoll es zu wildem Vernichtungswillen gegen die kurze Strecke zwischen dem zertrümmerten Sumpfdorf Buzilischki und der Mulischneise. Aus dem silbrigen Schimmern der Birken und Weißpappeln, wo die russischen Feuerschlünde drüben unerkenntlich maskiert blieben, sprühte fortwährend gelbes Höllenblitzen in die Obstbaumallee der Sumpfwiese von Buzilischki, die bald Lenzblüten tragen sollte, jetzt aber zersplittert vom Blitz erschlagen. Die später unter den verkohlten Baumtrümmern dort aufgeschichteten Leichen fegte die Kanonade wieder auseinander. Wie die 131er diese Schrecknisse überdauerten, ohne mit Mann und Maus zugrunde zu gehen, schien später unfaßbar. Unfaßbarer freilich, was G. St. Schr. wohlweislich verschweigt, die winzigen Einbußen. Zum Teil durfte man es dem wunderbar genauen Schießen der deutschen Artillerie zuschreiben, die nach dem Schall den Standort der verborgenen russischen Batterieeinschnitte entdeckte und deren Schußrichtung verwirrte. Bald genug schlugen deren Geschosse nicht mehr richtig in die Gräben, sondern dahinter ins Sumpfland ein, wohin man unnützerweise Sperrfeuer gegen dort nicht vorhandene Reserven verlegte. Die 42. Art. Brig. und besonders die Abteilung Osiander der 15. Art. kämpfte schon um neun Uhr eine starke Geschützgruppe nieder, die von Sabrodje her östlich der Chozily- und Dumblaenge die 17er flankierte. Ebenso brachten die deutschen Batterien im südlichen Gefechtsfeld die Massenbatterie auf dem 300 Fuß hohen »Feldherrhügel« gegenüber 250. R. um elf Uhr mit Gasgranaten zum Schweigen, Protzkarren und Munitionsdepots treffsicher in die Luft sprengend. Die Stellungen der Div. Seydewitz waren in unvergleichlich besserem Zustand, vom Gelände begünstigt, als die der Saarbrücker, sie litten daher noch viel weniger durch dreieinhalbstündiges Trommelfeuer. Als um ½10 Uhr das 5. r. K. sich gegen 251. R. wendete, verrechnete man sich sehr betreffs Wirkung der Kanonade, wie es ja auch den Franzosen so oft passierte. Etwas früher um 9 Uhr schob sich das 4. sib. K. gegen den Südflügel der 31. D. vor. Im Norden währte das Trommelfeuer, wie es eine Stunde
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