Bismarck 04
bedeutete ihm barsch, dies sei höhere Politik. Der Streberwühler Brussilow, dessen Intrigen gegen seine Kollegen beim Zaren Gehör fanden, braute mit Staatsrat Pahlen Aufmunterungen für's mißgestimmte Entente-Publikum und fabrizierte zuletzt 260 000 Gefangene, da das Papier geduldig ist. Der so überaus siegreiche pfiffige Kosake Kaledin verhielt sich aber mäuschenstill bei Swidniki, als zu beiden Seiten dieser Keilspitze der Kampflärm herüberscholl; sie knickte ein, als durch dicht niederhängende Brandwolken und rotleuchtende reifblühende Mohnbeete der deutsche Fuß die russische Siegesflamme zertrat, so wie Platzregen den Brand der Ziegelmauer löschte. Linsingens Löschungsarbeit erstickte den Feind im Sumpf, Kaledins Plan wurde bei Kisielin zu Wasser, ebenso wie Gorbatkowskis zwischen Düna und Meer südlich Riga. Die zwei Petersburger Gardek. hatten im Juli kein besseres Los am Stochod, als das Moskauer Grenadierkorps vor Baranowitschi, dessen 6000 Tote den schlesisch-polnischen Wehrmännern zu Füßen lagen. 53. Rgt. trat mit 3250 an, kam nach 14 Tagen mit 100 aus der Kampfhölle heraus, obschon zwischendurch mit 2450 wieder aufgefüllt. Bei Kuropatkins Angriffen über die Düna, wobei seine Pontons oft bald voll von Kugellöchern und Wassern waren, an der Düna und im Schlamm wälzten sich ganze Bataillone in ihrem Blute. Nicht anders vor Eichhorns Front. Trommelfeuer durchpflügte allerorts unsere Gräben, bei Smorgon verdunkelte am 2. Juli riesenhafte Explosion den Sommerabend, doch zwei sächsische Kompagnien warfen rachedürstig zwei eingedrungene Batl. aus dem Trichter, zwei Beßarabische Rgt. wurden hier ebenso niedergemacht, wie anderswo vor den Brustwehren der Brandenburger sowohl der 5. als im Norden 6. R. D. Doch gar zu viel tschechische und ruthenische Überläufer und Verräter blieben im russischen Kampfgarn hängen, österreichische Hungermüdigkeit sprach sich aus. Erpressen kleiner lokaler Erfolge ohne sie zu vertiefen machte doch Buridans Esel in Rumänien schlüssig, welch Bündel Heu er zu wählen habe. So büßten wir dafür, daß Falkenhayn die Welt mit dem Verdun-Abenteuer erfüllte und Ludendorffs Mahnung, seit Herbst 1915 Rußland keine Erholung zu gönnen, in den Wind schlug. Auch büßte man für Conrads Starrsinn, seinem Lieblingsobjekt in Südtirol bei Asiago zu fröhnen, da er wie der ermordete Thronfolger stets von billigen Siegen über Italien schwärmte. Dafür hatte er den unendlich wichtigeren Punkt der Linie Kowel–Czernowitz außer acht gelassen und ihm Kräfte entführt, die er nun doch wieder nutzlos dorthin zurückschickte. Unstreitig war Conrad ein Stratege, das zeigt sein kühnes Verfahren bei Kriegsbeginn, ein Mann von Ideen, doch sein übertriebener Nimbus dürfte nun wohl erblichen sein. Sein schwarzgelber Egoismus fraß an unserer Kraft, die er doch immer wieder um Schutz anflehen mußte. Es sah schlimm aus, als am 12. Juni Kosaken weit über Luzk auf Kowel ritten, die Trümmer der gesprengten Scharen des Erzherzogs wehrten sich sehr ungleich ihrer Haut. Sacharow trieb Puhallas Linke abwärts und fesselte Böhm, der aber ruhig standhielt. Der so links gedeckte Bothmer war am 16. Herr der Lage, nachdem ein Überfall am 14., vor dem selbst die altbewährte 39. Honvedd. ausriß, am Fels Oppeln verstrudelte. Scherbatschews Stürme verarmten ihn an Mannschaft, selbst Leschitzky, obschon am 17. Czernowitz betretend, fühlte nicht mehr die Kraft, aus der Sereth- in die Pruthlinie überzugehen. Erst am 28. raffte er sich mit neuen Verstärkungen so auf, daß er Pflanzers Rechte ganz aus der Bukowina auf die Karpathen drängte, Kolomea ging verloren, die Linke wich auf Thumacz. In der dunstigen Schwüle, wo die üblichen schweren Wetterwolken von den Karpathenspitzen ins Dnjestrtal die weite Landschaft überzogen, begrub das mannshohe Korn ganze Massen gefallener Tscherkessen, Kosaken, südrussischer Husaren und Dragoner, die 30 Kav. Rgt. Kellers unternahmen unablässig große Attaken. Für ihre gegen die Deutschen ewig unfruchtbare Tätigkeit wollte sich die früher so stolze Kavallerie des Zaren hier an Österreichern rächen, die zu entscheidender Niederlage verdammt schienen. Diese hielten sich tapfer, doch nicht eher schwand den Russen ihr Siegestaumel, als bis die aus Serbien angerückte 105. D. ihre Helmspitzen sehen ließ. Da wandte sich alles zur Flucht, vorprallendes Fußvolk und nachhauende Reiter. Trotzdem noch furchtbares Ringen von 129. I. bis
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