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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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schier unerträglich. Vormittags feuerten die Holsteiner Jäger nach West, dann mußten sie einen Halbkreis nach Nord- und Südwest bilden, in den sie die bayerischen Reste, noch 380 Büchsen aufnahmen. Das sich tapfer wehrende I/115. L. St. und 65. Art. wichen bis nördlich Naipu, wo man vor zwei Tagen so wacker vorging. Rückwärts, wo der Train sich sammelte, stellte sich ein bulgarisches Batl. mit 12 Geschützen ein, dicht verfolgt von Russen. Immer enger schloß sich der Feindesring und drückte den deutschen Bogen ein. Der Feind überschwemmte die Mitte und riß die Rechte der L. W. weg, drängte die Jäger und die von Stellung zu Stellung abfahrende Art. sogar aufs Nordufer des Niaslow ab, von wo sie aber unverdrossen nach Süden in vorquellende Feindeskolonnen hineinfeuerten; diese Batterien des Major Tuchen und die am Nordufer Eingenisteten blieben auch bei Nacht so standhaft wie die auseinandergerissene schlesische L. W. Sie blutet, doch verblutet nicht, verausgabt nicht ihre gesunde Nervenkraft. Vier andere Batterien nördlich Naipu schießen bis zur letzten Granate in die hineingepreßte Feindesklammer. Steigender Geschoßmangel gegen steigende Übermacht, die Sehnen zum Springen gestrafft, überhitzte Rohre dem Springen nahe. Die Einschließung war vollzogen, nach West, Südwest, Süd, Nordwest, Nordost, Nord hielt die kleine Heldenschar aus, doch wie lange noch?
    Eine Oberleitung, die solche Krisen heraufbeschwört, wird man nicht gerade schön nennen. Es ist närrisch, die Rumänen hätten Kühne nicht beachtet, dessen Nahen durch Schmettow verschleiert worden sei. Im eigenen Lande durch Spione gut bedient, schätzten sie Kühne nur zu richtig ein. Nur eins bedachten sie nicht als möglich, daß eine Handvoll Reservisten, Wehr- und L. St. Männer zwei Tage lang einer gegen zehn ihnen die Zähne weisen könnten und dann eine einzige Div. Kühne's genügen werde, ihrer schon furchtbar erschütterten Übermacht den Genickfang zu geben. Solche Dinge scheinen um so märchenhafter, als ein gut Teil der hier fechtenden Rumänen noch frisch und nicht durch blutige Niederlagen verbraucht war. Indessen scheint trotz russischer Beihilfe die Heeresmoral auf Zero gesunken in Mißtrauen und Verzicht auf jeden glücklichen Ausgang, denn gerade hier, wo ihnen ein Erfolg winkte, versäumten sie den einzigen Augenblick ohne ihre übliche nachhaltige Ausdauer. Schlug ihnen die spartanische Tapferkeit der gefürchteten Deutschen auf die Nerven wie etwas Übernatürliches? Am 3. mittags änderte sich das Bild blitzschnell. Zu ihrem Staunen sahen die Jäger am Niaslow den Feind bei Stilpa fliehen, die Südgruppe sah Flüchtlingsschwärme sich vorüberwälzen und in Gärten Deckung suchen. Aus West-Nordwest platzten Schrapnells der 11. bayr. Art. im Rücken der rumänischen Nordgruppe. Was war geschehen? Kneußl nahte endlich in Eilmarsch über Clepani und überschritt den Niaslow auf Mihalesci zu. Erst aufgefangener Armeebefehl Stratilescu's klärte Falkenhayns tröstliche Zuversicht auf, der sich bis dahin schmeichelte, der Feind sei überall zum Argesch abgezogen. Beim Feind herrschte aber schon Unsicherheit, denn während Teile ostwärts in den Rücken der Bulgaren vorstrebten, arbeiteten sich Goltz und Hamid im freigelassenen Raum nördlich Balaria, von woher Gallwitz' Divisionsstab knapp der Gefangenschaft entrann, zu Kneußls rechtem Flügel durch. Eines drohenden Verhängnisses bewußt geworden, traten die Rumänen überall den Rückzug an, tatsächlich wagte der westpreußische L. St. wieder anzugreifen. Unter zähem Nachhutschutz gegen die Bayern drängten sich die abflutenden Massen über die Stilpabrücke, wo deutsche Artillerie aus zwei Seiten ein schreckliches Blutbad anrichtete. Ihre Überlegenheit und die Bänglichkeit der sonst so beherzten Rumänen vor dieser schmerzlich empfundenen Kanonade gab den Ausschlag. Am Ufer sah man unter wahren Leichenhügeln zwei vollständige Batterien liegen, Bemannung und Bespannung weggeputzt. Was noch südwärts stockte, starb entweder in auflodernden Dörfern oder trottete mit wehenden weißen Tüchern zu Gallwitz hinüber. Kneußls Linke ereilte, was zum Argesch sich rettete, an der Mihalscibrücke wiederholte sich das gräßliche Schauspiel vom Stilpa. Als man aber ohne Schwertstreich in Bukarest einzog, ward klar, daß der Feind in Masse hinter die Sereth und Focsani entkam, auch Morgen konnte den drei Div. nördlich Bukarest nichts anhaben. Daß man jetzt im

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