Bismarck 04
Aushebung anzuordnen. Gewiß waren Ergänzung des Materials und möglichste Heranziehung der Osttruppen wichtig, doch im gleichen Maße stärkte sich der Gegner und verstrich die Zeit, die ein Ausschiffen der Amerikaner beschleunigte. Von deren 50 Div. landeten erst 3, bis 1. April sollten 370 000 kommen, wovon aber nur 144 000 von 5 Kampfdivisionen tatsächlich landeten, erst bis Ende Mai 461 000 in 16 Kampfdiv. Außerdem standen im Sommer noch italienische Div. in der Champagne als Austausch für englisch-französische am Tagliamento, sie hafteten als Pfand für Italiens Bundestreue. »Austauschprofessoren« kannte man früher, Austauschtruppen sind eine seltsame Neuerung, die übrigens in Italien böses Blut machte. Die hoffärtigen Verbündeten sollen sich drakonisch gegen die zahllosen Flüchtlinge der Piaveschlacht benommen haben. Dafür trat aber in Frankreich die »Generalreserve« aller Verbündeten nie zusammen, zwischen Haigh und dem an Nivelles Stelle getretenen Pétain herrschte Uneinigkeit der Ansichten, laut Wright erachtete Fochs Stab »eine Katastrophe für unvermeidlich«. Den Deutschen hing der Himmel voller Geigen, als Hindenburg ihnen den letzten Angriff verkündigte, mit welchem der Krieg beendet werden würde. Die Siegeschancen schienen durch Heranziehung der Osttruppen freilich sehr gefördert, doch blieben noch immer zu viele bis zur Krim verstreut, man hätte alles sofort nach Westen ziehen sollen, nachdem der Brester Friede geschlossen. Man sagt, die Osttruppen, durch Bolschewismus angesteckt und durch Verheißung von Bodenverteilung lange vertröstet, seien widerwillig, offen oder geheim murrend, zur Westfront abgegangen. Andere erklären dies für militaristische Legende. Jedenfalls waren die zuverlässigen alten Westtruppen grausam gelichtet. (Auch durch englische »Gasminenbatterien« nach so viel scheinheiliger Entrüstung.) Man berücksichtigte auch zu wenig, daß Türkei und Bulgarien sehr unlustig, Österreich und sein verräterischer Habsburger schon mürbe waren, während die Entente das kriegsmüde Italien so in die Zange nahm, daß es sich nicht mucksen durfte. Über die Türkei täuschte Goltz Pascha früher sich und andere, es war, wenn unklug, daß Ludendorff zuviel Truppen in Rußland beließ, noch unklüger, daß er nur eine Handvoll L. W. und L. St. für die schwankenden Bulgaren erübrigte. Immerhin füllten sich jetzt Hindenburgs Schlachtreihen auch mit Veteranen des Ostkriegs, während die Verbündeten ein Gefühl der Entkräftung befiel. Neue todbringende Gase und Sprengstoffe standen bereit, viel vom Osten herbeigeschaffte Artillerie vervollständigte die Rüstung. Wenn 1916 die Franzosen aus freier Hand erfanden »2 700 000 Verb. 2 500 000 Deutsche«, so war 1917 die Übermacht so groß, daß Hauptmann Wright, Mitglied des interalliierten Sekretariats und einziger Dolmetsch des Obersten Kriegsrats, sie »riesig« nennt. Doch ihr Verlust war »ungeheuer« und man kann kaum glauben, daß wir jetzt nicht numerische Gleichzahl hatten. Im Dezember noch 147, waren unsere Divisionen später auf 206 gewachsen, wobei 4 abgesessener Kavallerie. 17. A. Below war zwischen 2. und 6. eingefügt, die 14. A. in Venetien verschwand. Ihr großartiger Piave-Erfolg verlor bald seinen Ertrag durch schlaffe k. k. Haltung, sie hätte auch bei Überwachung der k. k. Schlamperei und des k. k. Verrats den Abfall nicht hindern können. Der gepriesene Conrad versagte den Truppen und die Truppen versagten dem Borovic.
Die O. H. L. bildete jetzt 18 Armeen, wovon sie aber nur 10 zwischen Ypern und Mihiel aufstellte, und zwar 4., 6., 17., 2. als Front Rupprecht, 18., 7., 1., 3. als Front Kronprinz, zwischen Flügelarmee Albrecht in den Reichslanden die neue Armeegruppe Gallwitz bei Mihiel. Schon glaubten wir, endlich werde hier strategische offensive angedeutet. Weit gefehlt! Es sollte wieder mal Frontaltaktik in der Westfront probiert werden, und es dauerte damit so lange, daß sich der Feind über unsere Absicht unterrichtete. Sir H. Wilson, Haighs neuer Stabschef, prophezeite richtig, nur verlegte er den Durchbruchspunkt nördlicher oder vielmehr, er irrte nicht über Ludendorffs eigenen Plan, den aber Intervention des Kronprinzen und plötzliche Umgruppierung änderten. Der Kronprinz veranlaßte in aller Stille den Losbruch an unerwarteter Stelle nach Süden. Foch wußte sich viel mit Vorbehalten einer Reserve, doch unter Verzicht auf jedes Abklopfen der deutschen Front; in
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