Bismarck 04
banger Erwartung der Dinge, die da kommen sollten, blieb ihm verborgen, wo sie zunächst nötig werden würde. Zahlenmäßige deutsche Überlegenheit schloß sich aus, da mehrere amerikanische Divisionen (in Korpsstärke bis zu 37 000) allmählich einrückten, doch Gleichgewicht der Kräfte war sicher vorhanden. Und da die Unseren einer doppelten oder oft in Rußland zehnfachen Übermacht nicht achteten, so konnte es nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn sie mit ebenbürtiger Zahl nicht jeden Gegner niederrannten. Die Truppen waren jetzt wieder guten, auch die vom Osten ausgelesene Jungmannschaft gehobenen Mutes. Konnte die Ankunft der Amerikaner den Ausschlag geben? Gewiß nicht, wenn Ludendorff rechtzeitig und vor allem andauernd am Werke blieb. Nachdem man im Vorjahr Einiges ersiegte, verbarg sich die Entente nicht den Umschwung, sie verleugnete ihn nicht mal öffentlich! Lloyd George hielt dem Heer vor, es müsse fechten wie bei Waterloo, den Rücken an die Wand! Es kam nur darauf an, ob man den rechten Punkt fand, um das deutsche Messer dem weidwunden Wild einzustoßen. Rupprechts Stabschef Kuhl empfahl dringend Offensive in Flanke und Rücken Haighs bei Hazebrok, d. h. die von uns stets betonte Operation längs der Lys, wo man jetzt die in Blut und Schlamm steckengebliebene Ypernarmee, zu weit in Richtung Roulers vorgeprallt, erst recht strategisch abschnitt. Der nasse Boden machte es untunlich bis Mitte April? Schon recht doch »es gießt in Strömen, das hindert nicht die Märsche der Armee« (Napoleon 1805), »ihr sagt wohl, Jungens, es jeht nich, aber et muß jehen« (Blücher 1815 bei Gewaltmarsch auf einem durch beispiellosen Wolkenbruch ungangbarem Boden). Besser, man hätte im März oder schon im Februar, wo der Frühjahrsmatsch noch nicht so locker, auf nassem Boden dort angegriffen, als nachher auf trockenem, nachdem kostbare Zeit unwiederbringlich dahin und der Feind gewarnt.
Siehe da, der Kronprinz war anderer Meinung, sein Stabschef Schulenburg unterbreitete, man sollte aus Mihiel vorbrechen. Wir staunen gerührt und erkennen hier erneut den Feldherrngeist, den strategischen Kopf. Doch so sehr wir uns freuen, diesem Gedankengang des Kronprinzen zu begegnen, können wir nicht umhin zu zweifeln, ob diese in unserem Sinne, doch so sehr spät am Tage gereifte Einsicht damals noch auf ganz veränderte Verhältnisse paßte. Umgruppierung der meist westwärts gerichteten Hauptmasse hätte endlose Zeit gekostet. Je weiter westlich der Angriff gegen die Kanalhäfen gerichtet, desto richtiger zur Unterbindung amerikanischer Landungen. Meister Ludendorff rückte als entscheidende Instanz mit dem Plan heraus, Angriff auf Flandern aufzuschieben, dagegen die Front Arras–Amiens westwärts zu durchbrechen. Scheinangriff wurde auch für Gruppe Gallwitz vorgesehen und 7. A. im Oisetal. Beiläufig wählte man zu strenger Geheimhaltung der Befehle lauter Decknamen, so hieß A. Gallwitz »Kastor und Pollux«, 7. A. »Erzengel«, Lys »Georgette«, Hazebrok »St. Georg«, zerstörtes Gebiet »Alberich« 17., 2., 18., 3., 1. A. »Walkürenritt«. »Mars«, »Michael«, »Hektor«, »Achill«. Frühere Beendung der Ausarbeitung wäre der geplanten Überraschung förderlicher gewesen. Nachdem man sich über die Ziele geeinigt, gab aber der Kronprinz seiner aus 7., 1., 3. A. verstärkten 18. A. Hutier, die auf 25 D. anschwoll eine südwestliche Richtung, während 2., 17. A. westwärts vorgingen. 62 D. beanspruchte der Vorstoß zwischen Arras und St. Quentin am 21. März, sogar 92 bis 5. April, deshalb ließ sich kein Ablenkungsversuch an anderen Kanten herstellen ohne Umgruppierung von schwerer Artillerie und Munition, die man ganz für die eine Strecke benötigte. Belows Stabschef Krafft v. Delmensingen wünschte sogar Scheinangriff im Elsasser Breuschtal, um Fochs Reserven recht weit südwärts abzulenken, doch darauf wäre Foch wohl schwerlich hereingefallen. Hinter 4., 6., 17. A. wurden 10 Ersatzdiv. im Norden näher herangezogen, wo man seit Anfang März heftig kanonierte, so auch bei 7. A., um über das wahre Ziel zu täuschen. Hinter 17. A. standen 1. G. D., 12., 26. D. bei Douai als allgemeine Heeresreserve der O. H. L. Man könnte daraus schließen, daß vom Anfang an dieser Armee die entscheidende Aufgabe zugeteilt sei. Dem war aber nicht so, sondern 2. A. sollte den Hauptstoß auf Amiens führen, um dort Verbindung zwischen Briten und Franzosen zu zerschneiden. Doch von 1706 Batterien,
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