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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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begeistert beim Waffenstillstand in Volksversammlung aller Matin- und Secololeser »abasso la Germania« heulte. Dieser Geist von Locarno, als beim Camelienfest ein Wagen mit Pappetempel »Pax Locarnensis« bedenklich wackelte, kicherte verständnisvoll, denn an Ort und Stelle faßt jeder die berühmte Trinkverbrüderung als Einseifung deutscher Dummheit und Triumph welscher Arglist auf. Nur unsere treuherzigen Pazifisten sehen noch nicht als betrübte Lohgerber ihre wanzenreichen Felle fortschwimmen. Bei der Unzuverlässigkeit und unwissenden Einbildung romanischer Völker darf man auf deren Beständigkeit in deutschen Sympathien so wenig rechnen wie auf englische Gleichgültigkeit. Mit den Sowjets sich anbiedern wäre unsichere Spekulation. Leider wäre möglich, daß die Kommunisten gewaltigen Zulauf von den Aufwertungs-Enterbten bekommen und so das Tier der Apokalypse plötzlich rot anläuft. Vorläufig wäre Lavieren zwischen Ost und West das Vernünftigste. Nur in Dir sind Deine Schicksalssterne, nur auf sich selbst vertraue Deutschlands Schicksal! Doch werde nicht wieder Heinrich Manns »Untertan«, nachdem »der Kopf« vorn überfiel!
    Wer kennt die Zukunft? Die Völker kennen einander nicht, jedes hält sich fürs Hofburgtheater der Kultur und verlangt für seinen Fundus von Requisiten und Kulissen eine Abfindungssumme von besonderem Prestige. Doch derlei wird den Angelsachsen und Galliern wie den Alldeutschen nur von Fall zu Fall bezahlt und die Kasse oft gestopft. Auch Bolschewismus hat die ungenauen Steuerzettel und falschen Rubelscheine von russischem Wesen, an dem die Welt soll genesen, nicht liquidieren können, Selbsteinschätzung seelischer Steuerveranlagung schwindelt eben allzeit. Die Vielzuvielen sind nie bei Kasse. Der Gott, der Eisen wachsen ließ, wollte keine Knechte, doch alle bleiben Knechte der Rassenverunreinigung, teils durch chauvinistische, teils durch pazifistische Selbstverstümmlung. »In Frankreich sieht man viel Talent, doch kein Genie«, kein Bratenbarde betonte stolzer deutsche Überlegenheit als jener, der sein Sorgenhaus Sanssouci nannte, »ja, wir werden eine große Literatur haben«, aber Nibelungenlied und Goethe waren ihm keinen Schuß Pulver wert und er verschmähte sein eigenes bärbeißig geniales Deutsch für gelecktes Französisch – welcher Abfall vom »deutschen Gedanken« (Rohrbach), dieser alten Gedankenverwirrung! Wo lebt heut ein deutscher Gedanke? Schon die Mystiker des 13. Jahrhunderts wußten, daß nur Freisein von Zwang sittlich zu handeln befiehlt. Der raffinierte Staatszwang unserer Krämerrepublik entsittlicht weit mehr als der alte Absolutismus, wo »aufgeklärter Despotismus« dem Ausleben des Geistes manchen Schlupfwinkel offen ließ. Dem Ausland führt man als Bevollmächtigte einen Ausschuß von großen Unbekannten vor, ähnlich jenen Journalisten- und Bürgermeisterreisen nach London, die zum Staunen gutgläubiger Briten aufdeckten, daß Deutsche noch weniger Englisch verstehen als Engländer Deutsch. Als Karl Peters, Wiedergeburt von Warren Hastings, über dessen Verbrechen sein dankbares Vaterland den Mantel englisch-christlicher Liebe breitete, eine Pfandweibspionin aufhing, mußte ihm der Neid eilig ein Bein stellen, und als er, kein Koriolan geworden, im Weltkrieg wieder mobilisiert werden wollte, grinste man froh: für diesen Kerl keine Verwendung, der ohne Staatsexamina bloß mit genialer Energie auskommen wollte! Das Kesseltreiben unserer Strolchewisten gegen Ordnung und Bildung schuf in Braunschweig das Monument jener Waschfrau als Kultusminister, doch bürgerliche Kulturministerei die judäoberlinische Dichterakademie. Akademische Köche mästen weiter den Kropf der Gänseriche mit unverdaulichen Nudeln für eine Gänseleberpastete von Scheinkultur. Doch so schneidig Deutschland immer noch gegen sich selbst frevelt, stellt dies boshaften Feinden noch keinen Freibrief aus, ähnlich den Weltkriegpässen des ententistischen Amerikabotschafters in Berlin. Richter Lynch fällte sein maßgebendes Urteil zur Rettung der Kultur, noch Präsident Harding proklamierte Deutschlands Alleinschuld, denn der Wunsch ist Vater des Gedankens und Unwissenheit die Mutter des Leichtsinns. Als Gallien seine schwarzen Horden ausspie – der Mohr tat seine Schuldigkeit und kann nun gehn – bekannte es wenigstens ehrlich, daß es sich selbst mit dem Teufel verbinden würde, blieb sich selber treu im Erbhaß gegen friedfertigen Michel. Die Angelsachsen aber

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