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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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fragte ich.
    Er sagte nichts und schaute mir lange in die Augen.
    Schließlich fragte er mich, ob ich fertig sei.
    »Ja«, sagte ich und sprang auf.
    »Ich warte hier, du ziehst dich an.«
    Leicht gesagt – aber was zog man an, wenn einen sein Vampirliebster einlud, seiner Vampirfamilie einen Besuch abzustatten? Es war befreiend, das Wort zu denken; ich wusste, dass ich davor zurückschreckte, es auszusprechen.
    Nach einiger Überlegung entschied ich mich für meinen einzigen Rock – er war lang, hellbraun, aber nicht zu förmlich. Dazu die dunkelblaue Bluse, für die er mir schon mal ein Kompliment gemacht hatte. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass meine Haare völlig unmöglich aussahen, deshalb band ich sie zu einem Pferdeschwanz zusammen.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte ich, als ich mit Schwung die Stufen heruntergepoltert kam. »Geht das so?«
    Er stand unmittelbar am Fuße der Treppe, und so rannte ich direkt in ihn hinein. Er fing mich auf, hielt mich kurz ein Stück von sich weg und zog mich dann an seine Brust.
    »Nein«, flüsterte er mir ins Ohr. »Das geht ganz und gar nicht – so verführerisch auszusehen ist unfair.«
    »Was meinst du mit verführerisch?« Ich war verunsichert. »Ich kann schnell was anderes anziehen …«
    Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Was du da wieder redest.« Er presste seine kühlen Lippen an meine Stirn. Alles um mich herum begann sich zu drehen. Sein süßer Atem vernebelte meine Gedanken.
    »Soll ich dir erklären, wozu du mich verführst?« Es war eindeutig eine rhetorische Frage. Gemächlich glitten seine Finger an meinem Rückgrat hinab, sein Atem an meiner Haut wurde schneller. Meine Hände ruhten schlaff an seiner Brust; das Schwindelgefühl nahm zu. Langsam neigte er den Kopf und drückte zum zweiten Mal, ganz sanft, seine leicht geöffneten Lippen auf meine.
    Und ich sackte weg.
    Er fing mich auf. »Bella?«, fragte er besorgt und hielt mich aufrecht.
    »Ich bin … ohnmächtig geworden … wegen dir«, sagte ich vorwurfsvoll. Ich war noch ganz benommen.
    »Was soll ich bloß mit dir anstellen?« , stöhnte er verzweifelt. »Gestern küsse ich dich, und was machst du? Greifst mich an! Und heute fällst du in Ohnmacht!«
    Ich lachte kraftlos und ließ mich in seinen Armen hängen. Mir schwirrte der Schädel.
    »Und dabei hast du gesagt, ich bin in allem gut«, klagte er.
    »Das ist ja das Problem.« Mir war immer noch schwindlig. »Du bist zu gut – viel zu gut.«
    »Ist dir wieder schlecht?«, fragte er – es war nicht das erste Mal, dass er mich so sah.
    »Nein – das war eine andere Art von Ohnmacht. Ich weiß auch nicht, was passiert ist.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaub, ich hab vergessen zu atmen.«
    »So kann ich dich doch nirgendwo mit hinnehmen.«
    »Mir geht’s prima«, beteuerte ich. »Außerdem: Deine Familie denkt ohnehin, dass ich sie nicht mehr alle habe.«
    Er betrachtete mich. »Dieses Blau steht dir wirklich gut«, sagte er unerwartet. Ich lief rot an vor Freude und schaute weg.
    »Was ist denn jetzt«, sagte ich gespielt mürrisch. »Ich versuch schon die ganze Zeit, nicht daran zu denken, was wir vorhaben, also gehen wir jetzt endlich?«
    »Nur noch mal für die Akten: Du machst dir also keine Sorgen, weil du einem Haus voller Vampire einen Besuch abstattest, sondern du hast Angst, dass sie dich nicht mögen könnten?«
    »Ja«, erwiderte ich, ohne zu zögern. Ich war überrascht, dass er das Wort plötzlich so beiläufig benutzte, ließ mir aber nichts anmerken.
    Er schüttelte den Kopf. »Du bist unglaublich.«
    Während er meinen Transporter aus Forks heraussteuerte, fiel mir auf, dass ich keine Ahnung hatte, wo er eigentlich wohnte. Wir überquerten den Calawah River und folgten dem Schlängelkurs der Straße nach Norden. Die Häuser, an denen wir vorbeirauschten, wurden immer größer, genau wie die Abstände zwischen ihnen. Irgendwann blieb das letzte Anwesen hinter uns zurück, und wir fuhren durch den nebelverhangenen Wald. Als ich gerade überlegte, ob ich nachfragen oder abwarten sollte, bog er urplötzlich auf einen unasphaltierten Weg, der keinerlei Markierungen hatte und zwischen den dichten Farnen kaum sichtbar war. Zu beiden Seiten drängte sich der Wald, so dass man immer nur ein paar Meter weit sehen konnte, bevor der Weg zwischen den uralten Bäumen ins Ungewisse abbog.
    Nach ein paar Meilen lichtete sich der Wald, und wir gelangten auf eine Wiese. Am trüben Waldlicht änderte sich trotzdem nichts,

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