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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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überrumpelt aus, doch zugleich war ich sehr froh, dass sie mich offenbar ohne Vorbehalte akzeptierte. Ich erschrak allerdings, als ich merkte, dass Edward sich neben mir verkrampfte. Seine Miene war unergründlich.
    »Du riechst wirklich gut, das ist mir noch nie aufgefallen«, sagte sie zu meiner enormen Verlegenheit.
    Darauf schien niemand so recht zu wissen, was er sagen sollte. Erst als der große, löwenhafte Jasper näher kam, entkrampfte sich die Stimmung; ich fühlte mich mit einem Mal vollkommen geborgen bei den Cullens. Als Edward Jasper stirnrunzelnd anschaute, fiel mir allerdings wieder ein, worin dessen spezielle Fähigkeit bestand.
    »Hallo, Bella«, sagte Jasper. Er blieb in einiger Entfernung stehen, ohne mir die Hand zu reichen. Doch es war unmöglich, sich in seiner Nähe nicht wohl zu fühlen.
    »Hallo, Jasper.« Ich lächelte schüchtern, und dann wandte ich mich an alle. »Ich freue mich, euch kennenzulernen. Ihr habt ein sehr schönes Haus«, fügte ich der Höflichkeit halber hinzu.
    »Danke«, sagte Esme. »Wir sind froh, dass du gekommen bist.« Sie war sichtlich bewegt, und mir wurde plötzlich klar, dass sie mich für tapfer hielt.
    Was mir noch auffiel, war die Abwesenheit von Rosalie und Emmett, und ich musste an Edwards allzu unschuldige Erwiderung denken, als ich ihn gefragt hatte, ob mich die anderen nicht mochten.
    Carlisles eindringlicher Gesichtsausdruck riss mich aus meinen Gedanken: Er schaute Edward bedeutungsvoll an, der einmal nickte.
    Aus Höflichkeit schaute ich weg. Mein Blick fiel auf das wunderschöne Instrument auf dem Podest; mir fiel ein, dass ich mir als Kind immer ausgemalt hatte, meiner Mutter, falls ich jemals im Lotto gewinnen sollte, einen solchen Flügel zu kaufen.
    Sie spielte nur so zum Vergnügen auf unserem gebrauchten Klavier und auch nicht richtig gut, doch ich liebte es, ihr dabei zuzusehen. Beim Spielen wirkte sie glücklich und versunken; es war, als verwandelte sie sich in ein neues, geheimnisvolles Wesen, das nichts zu tun hatte mit der vertrauten Person, die ich als »Mom« kannte. Natürlich schickte sie mich auch zur Klavierstunde, doch wie die meisten Kinder quengelte ich so lange, bis ich aufhören durfte.
    Esme bemerkte mein Interesse.
    »Spielst du?«, fragte sie und deutete auf den Flügel.
    Ich schüttelte den Kopf. »Kein bisschen. Aber er ist so schön. Gehört er dir?«
    »Nein«, sagte sie lachend. »Hat Edward dir denn nichts von seinen musikalischen Begabungen erzählt?«
    »Nein«, sagte ich und schaute ihn mit vorwurfsvoll zusammengekniffenen Augen an. Er machte eine Unschuldsmiene. »Aber ich hätte es mir ja denken können.«
    Fragend hob Esme ihre schmalen Augenbrauen.
    »Schließlich kann er doch alles, oder?«, sagte ich.
    Jasper kicherte, Esme aber warf Edward einen tadelnden Blick zu.
    »Ich hoffe, du hast nicht geprahlt«, wies sie ihn zurecht. »Das ist unhöflich.«
    »Nur ein kleines bisschen«, sagte er und lachte ungehemmt. Ihre Miene wurde nachgiebig, und sie wechselten einen kurzen Blick, den ich nicht verstand. Doch ich sah den fast schon übermäßigen Stolz in Esmes Gesicht.
    »Ehrlich gesagt war er viel zu bescheiden«, widersprach ich.
    »Na dann – spiel ihr was vor«, forderte Esme ihn auf.
    »Sagtest du nicht eben, angeben ist unhöflich?«, erwiderte er.
    »Jede Regel hat ihre Ausnahmen.«
    »Ich würde dich gerne spielen hören«, sagte ich.
    »Also«, sagte Esme und schob ihn zum Flügel. Er zog mich hinter sich her und platzierte mich neben sich auf der Bank.
    Bevor er seinen Blick auf die Tasten senkte, schaute er mir tief in die Augen.
    Und dann flogen seine Finger rasant über das Elfenbein und füllten den Raum mit einer so komplexen und opulenten Komposition, dass es mir unbegreiflich war, wie man sie zweihändig spielen konnte. Ich merkte, wie mir vor Staunen der Mund aufklappte, und hörte jemanden hinter mir unterdrückt kichern.
    Nach einer Weile schaute Edward mich an, als ob gar nichts wäre; die Musik wogte ohne Unterbrechung weiter auf und ab. Er zwinkerte. »Und, gefällt’s dir?«
    Ich schnappte nach Luft. »Hast du das etwa komponiert?«
    Er nickte. »Es ist das Lieblingsstück von Esme.«
    Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Was ist?«
    »Nichts, ich fühl mich nur extrem belanglos.«
    Die Musik wurde langsamer und sanfter, und plötzlich hörte ich zu meiner Überraschung, verflochten im Gewebe der Töne, die Melodie seines Schlaflieds vom Vorabend.
    »Dazu hast du mich

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