Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen
seinen Blick von mir abzuwenden. Seine Nasenlöcher blieben gebläht. Edward verharrte in seiner Position – ein Löwe vor dem Sprung, jeder Muskel angespannt.
Als Laurent wieder das Wort ergriff, war sein Ton besänftigend; offensichtlich wollte er die plötzliche Feindseligkeit entschärfen. »An Gesprächsstoff wird es uns nicht fehlen, würde ich sagen.«
»In der Tat.« Carlisles Stimme war weiterhin unterkühlt.
»Wir nehmen eure Einladung sehr gerne an.« Seine Augen wanderten zu mir, dann zurück zu Carlisle. »Und selbstverständlich werden wir dem Mädchen nichts tun. Wie gesagt, wir jagen nicht in eurem Gebiet.«
James starrte Laurent verständnislos und wütend an; dann wechselte er abermals einen flüchtigen Blick mit Victoria, die immer noch gehetzt von einem zum anderen schaute.
Carlisle blickte Laurent forschend ins Gesicht, dann sagte er: »Wir zeigen euch den Weg. Jasper, Rosalie, Esme?« Sie versammelten sich und schirmten mich dabei vor den Blicken der fremden Jäger ab. Alice gesellte sich sofort zu mir, Emmett entfernte sich langsam von James, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
»Komm, Bella, wir gehen«, sagt Edward niedergeschlagen.
Ich stand wie angewurzelt da, starr vor Angst. Edward musste mich am Ellbogen ziehen, um mich aus meiner Trance zu reißen. Mit menschlicher Geschwindigkeit liefen wir auf den Wald zu – ich stolperte benommen neben Edward her, dem die Ungeduld deutlich anzumerken war, Alice und Emmett folgten uns und verbargen mich so vor den Blicken der Fremden. Ich wusste nicht, ob die anderen schon losgelaufen waren.
Sobald wir im Schutz des Waldes waren, warf mich Edward, ohne auch nur stehen zu bleiben, über seine Schulter. Ich klammerte mich so fest wie möglich, und er rannte los. Meinen Kopf hielt ich gesenkt, doch meine Augen waren weit aufgerissen – ich war so verängstigt, es war unmöglich, sie zu schließen. Wie Phantome schossen die drei durch den mittlerweile dunklen Wald. Von der Hochstimmung, die ich an Edward kannte, wenn er seinen Kräften freien Lauf lassen konnte, war nichts zu spüren. Ohnmächtiger Zorn erfüllte ihn – und trieb ihn noch schneller voran. Selbst mit mir als Last fielen Alice und Emmett hinter ihm zurück.
Wir erreichten den Jeep in unfassbar kurzer Zeit; fast aus vollem Lauf warf Edward mich auf den Rücksitz.
»Schnall sie fest«, wies er Emmett an, der neben mir einstieg. Alice saß bereits auf dem Beifahrersitz. Edward startete den Motor, legte den Rückwärtsgang ein und gab Gas. Der Jeep schleuderte herum und preschte dann auf dem kurvigen Waldweg voran.
Edward brummelte etwas, das zu schnell für mein Gehör war, doch es klang wie eine Kanonade von Schimpfwörtern.
Ich wurde noch viel stärker durchgerüttelt als auf dem Hinweg, und die Dunkelheit machte die Fahrt umso beängstigender. Emmett und Alice starrten wütend in die anbrechende Nacht hinaus.
Dann bogen wir auf die Hauptstraße, und obwohl wir nun noch schneller fuhren, konnte ich mich besser orientieren. Und ich wusste, dass wir in Richtung Süden rasten – weg von Forks.
»Wohin fahren wir?«, fragte ich.
Niemand antwortete, niemand würdigte mich auch nur eines Blickes.
»Verdammt, Edward! Wohin bringst du mich?«
»Du musst weg von hier. Weit weg. Sofort.« Er blickte sich nicht um. Der Tacho zeigte 105 Meilen pro Stunde an.
»Dreh um und fahr mich nach Hause!«, schrie ich und zerrte an den blöden Gurten herum.
»Emmett«, sagte Edward verbissen, und dieser nahm meine Hände in seinen eisernen Griff.
»Nein! Edward, das kannst du nicht machen! Hörst du?«
»Ich muss, Bella, und jetzt sei bitte still.«
»Nein, bin ich nicht. Du musst mich zurückbringen – Charlie ruft das FBI ! Sie kommen zu euch nach Hause, zu Carlisle und Esme, und dann müsst ihr weg und euch verstecken!«
»Beruhige dich, Bella«, sagte er kühl. »Das wäre nicht das erste Mal.«
»Aber das erste Mal wegen mir! Du machst wegen mir alles kaputt!« Wütend und vollkommen vergeblich versuchte ich, mich Emmetts Griff zu entwinden.
Dann ergriff zum ersten Mal Alice das Wort: »Edward, halt an.«
Er warf ihr einen kalten Blick zu und beschleunigte.
»Wir müssen das besprechen.«
»Du hast ja keine Ahnung«, brüllte er verzweifelt. Nie zuvor hatte ich seine Stimme so ohrenbetäubend laut gehört wie in diesem Augenblick in der Enge der Fahrerkabine. Der Zeiger des Tachos näherte sich der 115 . »Er ist ein Tracker, Alice, kapierst du das nicht? Ein
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