Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen
Tür.
»Bella?« Ich drehte mich um, und er beugte sich zu mir herüber; sein blasses, prachtvolles Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfernt. Mein Herzschlag setzte aus.
»Schlaf gut«, sagte er. Sein Atem traf mein Gesicht und betäubte mich. Es war derselbe exquisite Duft, der seiner Jacke anhaftete, nur konzentrierter. Ich blinzelte, völlig benommen. Er lehnte sich wieder von mir weg.
Ich war unfähig, mich zu bewegen, bis meine Gedanken sich wieder halbwegs entwirrt hatten. Dann stieg ich umständlich aus; ich musste mich dabei am Rahmen abstützen. Ich bildete mir ein, ihn vor sich hin kichern zu hören, aber es war zu leise – ich war mir nicht sicher.
Er wartete, bis ich zur Haustür gestolpert war, dann ließ er seinen leise surrenden Motor an. Ich drehte mich um und sah, wie das silberne Auto um die Ecke bog und verschwand. Es war sehr kalt.
Mit mechanischen Bewegungen griff ich nach dem Schlüssel, öffnete die Tür und trat ein.
»Bella?«, rief Charlie aus dem Wohnzimmer.
»Ja, Dad, ich bin’s.« Ich ging hinein, um ihn zu begrüßen. Im Fernsehen lief ein Baseballspiel.
»Du bist zeitig dran.«
»Wirklich?« Ich war überrascht.
»Es ist noch nicht mal acht«, sagte er. »Hattet ihr drei einen guten Ausflug?«
»Ja, hat Spaß gemacht.« Mein Kopf schwirrte beim Versuch, mich an mein ursprüngliches Vorhaben zu erinnern – der Einkaufsbummel mit den Mädchen. »Sie haben beide Kleider gefunden.«
»Geht’s dir gut?«
»Ich bin nur müde. Wir sind viel rumgelaufen.«
»Vielleicht solltest du dich hinlegen.« Er klang besorgt. Ich fragte mich, wie mein Gesicht aussah.
»Ich ruf nur noch schnell Jessica an.«
»Seid ihr nicht zusammen gekommen?«, fragte er überrascht.
»Ja, aber ich hab meine Jacke im Auto liegenlassen. Die soll sie morgen auf jeden Fall mitbringen.«
»Na ja, lass sie erst mal nach Hause kommen.«
»Stimmt«, sagte ich.
Ich ging in die Küche und ließ mich erschöpft auf einen Stuhl fallen. Jetzt war mir tatsächlich schwindlig. Ich fragte mich, ob der Schock womöglich doch noch einsetzte. Reiß dich zusammen, ermahnte ich mich.
Das Klingeln des Telefons schreckte mich auf. Ich riss den Hörer von der Gabel.
»Hallo?«, fragte ich atemlos.
»Bella?«
»Hey, Jess, ich wollte dich auch gerade anrufen.«
»Du bist also zu Hause angekommen?« Ihre Stimme klang erleichtert … und überrascht.
»Ja. Sag mal, ich hab meine Jacke im Auto liegenlassen – kannst du sie morgen mitbringen?«
»Klar – aber jetzt erzähl doch mal! Was ist passiert?«
»Ähm, morgen, okay? In Mathe.«
Sie kapierte. »Hört dein Dad zu?«
»Ja, genau.«
»Okay, dann sprechen wir morgen. Tschüss!« Die Ungeduld in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
»Tschüss, Jess.«
Ich ging langsam die Treppe nach oben, vollkommen benebelt. Mechanisch machte ich mich bettfertig, ohne wirklich mitzubekommen, was ich tat. Erst als ich unter der Dusche stand und das viel zu heiße Wasser auf meiner Haut brannte, merkte ich, dass ich fror. Einige Minuten lang stand ich still da, heftig zitternd, dann endlich entspannte die dampfende Brause meine versteiften Muskeln. Ich duschte immer weiter, bis das heiße Wasser zu Ende ging, zu müde, um mich zu bewegen.
Dann trat ich auf unsicheren Beinen aus der Dusche und hüllte mich eng in ein Handtuch ein, um die Wärme des Wassers zu bewahren – ich hatte Angst, dass der schmerzhafte Schüttelfrost wiederkam. In Windeseile zog ich mir mein Schlafzeug an und schlüpfte unter die Decke, wo ich die Knie an meinen Oberkörper zog und die Arme um meinen Brustkorb schlang, um mich zu wärmen. Ein paar winzige Schauder durchbebten mich.
Meine Gedanken taumelten noch immer unkontrolliert im Wirbel der Bilder – vieler Bilder, die ich nicht deuten konnte, und einiger, die ich zu verdrängen suchte. Zuerst schien alles wirr zu sein, doch je weiter ich dem Schlaf entgegentrieb, desto klarer traten die wenigen Gewissheiten hervor.
Es gab drei Dinge, deren ich mir absolut sicher war: Erstens, Edward war ein Vampir. Zweitens, ein Teil von ihm – und ich wusste nicht, wie mächtig dieser Teil war – dürstete nach meinem Blut. Und drittens, ich war bedingungslos und unwiderruflich in ihn verliebt.
D er Lauscher an der Wand
Am nächsten Morgen war es sehr schwer, den Teil von mir, der die Ereignisse des Abends für einen Traum hielt, davon zu überzeugen, dass sie wirklich passiert waren. Logik und gesunder Menschenverstand sprachen dagegen.
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