Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
und strich meine Haare zurück über meine Schulter.
    Mittlerweile waren wir bei der Schule. Während er in eine Parklücke fuhr, wandte er sich mir wieder zu.
    »Was ist in diesem Moment in deinem CD -Player?«, fragte er mit einer Miene von so feierlichem Ernst, als verlangte er mir ein Mordgeständnis ab.
    Mir fiel ein, dass ich die CD von Phil nie herausgenommen hatte. Als ich den Namen der Band nannte, verzog sich sein Mund zu einem schiefen Lächeln und ein merkwürdiger Ausdruck trat in seine Augen. Er zog ein Schubfach unter dem CD -Player des Volvos auf, nahm eine der etwa dreißig CD s heraus, die darin eng aneinandergereiht waren, und reichte sie mir.
    »Und dazu Debussy?« Er zog eine Augenbraue hoch.
    Es war die gleiche CD . Ich ließ meinen Blick auf dem vertrauten Cover in meinem Schoß ruhen.
    So ging es den Rest des Tages weiter. Während er mich zu Englisch begleitete, als er mich von Spanisch abholte und die ganze Mittagspause hindurch befragte er mich unablässig zu jeder unbedeutenden Einzelheit meines Lebens. Filme, die ich mochte oder verabscheute, die wenigen Orte, die ich kannte, und die vielen, die ich gerne sehen wollte, und Bücher – immer wieder Bücher.
    Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel geredet hatte. Die meiste Zeit war ich befangen und überzeugt davon, ihn zu langweilen. Doch der Ausdruck völliger Ernsthaftigkeit in seinem Gesicht und der schier endlose Strom seiner Fragen brachten mich immer wieder aufs Neue zum Reden. Die meisten waren leicht zu beantworten, nur einige wenige ließen mich erröten, wozu es bei mir nicht viel bedurfte. Wenn es aber passierte, folgte prompt eine neue Welle von Fragen.
    So wie das eine Mal, als er nach meinem Lieblingsedelstein fragte und ich, ohne nachzudenken, »Topas« antwortete. Er hatte die Fragen in einer solchen Geschwindigkeit auf mich abgefeuert, dass ich mir vorkam wie bei einem dieser Psychotests, bei denen es darum geht, mit dem erstbesten Begriff zu antworten, der einem in den Sinn kommt. Er hätte zweifellos weiter seine unergründliche Liste abgearbeitet, wäre ich nicht rot geworden – bis vor kurzem war nämlich der Granat mein Lieblingsedelstein gewesen. Es war unmöglich, in seine topasfarbenen Augen zu schauen und mir nicht darüber bewusst zu werden, was den Sinneswandel herbeigeführt hatte. Und natürlich gab er keine Ruhe, bis er den Grund für meine Verlegenheit herausbekam.
    »Sag’s mir«, verlangte er schlichtweg, als seine Überredungskünste erfolglos blieben, wenn auch nur deshalb, weil ich es tunlichst vermied, ihn anzusehen.
    »Es ist deine heutige Augenfarbe«, gab ich mich seufzend geschlagen. »Wenn du mich in zwei Wochen noch mal fragst, mag ich wahrscheinlich den Onyx am liebsten.« Ich schaute hinunter auf meine Hände und wickelte mir eine Strähne meiner Haare um den Finger. In meiner erzwungenen Ehrlichkeit hatte ich mehr als nötig verraten und befürchtete jetzt, die eigenartige Verstimmung auszulösen, die immer dann aufflammte, wenn ich aus Versehen zu deutlich offenbarte, wie besessen ich von ihm war.
    Aber er hielt nur kurz inne, dann ging das Feuerwerk der Fragen weiter. »Was für Blumen magst du am liebsten?«
    Ich seufzte erleichtert und unterzog mich weiter der Psychoanalyse.
    Biologie war erneut eine Herausforderung. Edward hatte seine Befragung fortgesetzt, bis Mr Banner hereinkam und wieder das Fernsehgestell hinter sich herzog. Als er sich dem Lichtschalter näherte, sah ich, dass Edward seinen Stuhl ein wenig von meinem wegrückte. Es nutzte nichts – sobald der Raum verdunkelt war, kehrten der elektrische Funkenschlag und das rastlose Verlangen zurück, mit meiner Hand die kurze Distanz zu überbrücken und seine kalte Haut zu berühren.
    Ich lehnte mich über den Tisch nach vorn und legte das Kinn auf meine verschränkten Arme; darunter verborgen hielten meine Finger die Tischkante umklammert. Die Stunde war ein einziger Kampf gegen das irrationale Verlangen, das mich aufwühlte. Ich wagte es nicht, ihn anzuschauen, aus Angst, dass sein Blick mein Bemühen um Selbstkontrolle noch erschweren würde. Stattdessen versuchte ich ernsthaft, dem Film zu folgen, doch am Ende wusste ich wieder nicht, wovon er eigentlich gehandelt hatte. Als Mr Banner das Licht anschaltete, entrang sich mir abermals ein erleichtertes Seufzen. Ich blickte zu Edward; er schaute mich vieldeutig an.
    Schweigend erhob er sich und wartete. Keiner von uns beiden sprach, als wir zur

Weitere Kostenlose Bücher