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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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dass es wahrscheinlich sein bestes Angebot war. »Abgemacht«, willigte ich ein.
    »Okay, es tut mir wirklich leid, dass ich dich verärgert habe.« Einen ausgedehnten Moment lang glühten seine Augen voller Aufrichtigkeit und brachten meinen Herzrhythmus durcheinander, dann kehrte der spielerische Ausdruck in sie zurück. »Und am Samstag stehe ich dann in aller Herrgottsfrühe vor deiner Tür.«
    »Ähm, wenn Charlie einen Volvo in der Auffahrt vorfindet, können wir uns die Umstände sparen.«
    Sein Lächeln wurde süffisant. »Ich hatte nicht vor, mit dem Auto zu kommen.«
    »Wie …«
    Er schnitt mir das Wort ab. »Zerbrich dir darüber mal nicht den Kopf. Ich werde da sein, ohne Auto.«
    Ich beließ es dabei. Es gab dringlichere Fragen.
    »Ist es schon später?«, fragte ich bedeutungsvoll.
    Er runzelte die Stirn. »Ich nehme mal an, es ist später, ja.«
    Ich wartete höflich.
    Er hielt an. Überrascht blickte ich auf – klar, wir waren schon bei Charlies Haus und standen hinter dem Transporter. Es war bekömmlicher, mit ihm zu fahren, wenn ich erst aus dem Fenster schaute, wenn wir angekommen waren. Als ich meinen Blick zurück auf ihn lenkte, sah er mich forschend an.
    »Und du willst wirklich wissen, warum du mir nicht beim Jagen zusehen kannst?« Er klang ernst, doch ich meinte auch etwas Schalkhaftes tief in seinen Augen zu sehen.
    »Na ja«, stellte ich klar, »ich war vor allem verwundert über deine Reaktion.«
    »Hab ich dir Angst eingejagt?« Auf jeden Fall war da etwas Schalkhaftes.
    »Nein«, log ich. Vergeblich.
    »Das tut mir leid«, fuhr er unbeirrt fort, ein kleines Lächeln auf den Lippen. Dann jedoch verschwand alles Spöttische aus seiner Miene. »Es war nur … allein der Gedanke, du würdest dort sein, während wir jagen!« Seine Kiefermuskulatur spannte sich an.
    »Das wäre so schlimm?«
    Er sprach mit zusammengebissenen Zähnen. »Du ahnst nicht, wie schlimm.«
    »Wieso denn?«
    Er holte tief Luft und blickte durch die Windschutzscheibe auf die dichten, niedrig ziehenden Wolken, die so schwer über uns hingen, dass man beinahe die Hände nach ihnen ausstrecken konnte.
    »Wenn wir jagen«, sagte er langsam, unwillig, »hören wir auf, uns mit dem Verstand zu kontrollieren, und überlassen uns stattdessen unseren Sinnen. Insbesondere unserem Geruchssinn. Wenn du in einem solchen Augenblick irgendwo in der Nähe wärst …« Er schüttelte den Kopf und blickte weiter missmutig auf die Wolkenmassen.
    Ich war darauf eingestellt, dass er meine Reaktion mit einem schnellen Blick abschätzen würde, und versuchte deshalb, mir nichts anmerken zu lassen. Der Blick kam; meine Miene verriet nichts.
    Doch dann blieben unsere Blicke ineinander verschränkt und die Stille umhüllte uns. Seine Augen ruhten auf meinen, bis dieselben elektrischen Impulse die Luft durchzuckten, die mich heute während des Unterrichts erfasst hatten. Erst als mir schummrig wurde, fiel mir auf, dass ich nicht atmete. Jäh schnappte ich nach Luft und durchbrach so die Stille. Er schloss die Augen.
    »Bella, ich glaube, du solltest jetzt lieber reingehen.« Seine Stimme war leise und schroff, sein Blick war wieder auf die Wolken gerichtet.
    Ich öffnete die Tür, und die arktische Luft, die in das Auto strömte, klarte meinen Kopf ein wenig auf. Mit größter Vorsicht stieg ich aus – ich war noch so benommen, dass ich Angst hatte zu stolpern – und warf ohne einen Blick zurück die Tür zu. Als ich jedoch das Surren der elektrischen Scheibenheber hörte, drehte ich mich um.
    »Ach, Bella?«, rief er mir nach. Seine Stimme klang jetzt kontrollierter, und als er sich zum offenen Fenster hinüberlehnte, umspielte ein Lächeln seine Lippen.
    »Ja?«
    »Morgen bin ich an der Reihe.«
    »Womit?«
    Sein Lächeln wurde breiter und entblößte seine blitzenden Zähne. »Mit den Fragen.«
    Und dann gab er Gas, raste die Straße hinunter und war um die Ecke verschwunden, bevor ich meine Gedanken ordnen konnte. Ich ging lächelnd zum Haus. Zumindest hatte er vor, mich morgen zu sehen.
    In dieser Nacht spielte er wie üblich die Hauptrolle in meinen Träumen, doch die Atmosphäre meiner unbewussten Welten war eine andere geworden – in ihnen pulsierte dieselbe Elektrizität, die den Nachmittag aufgeladen hatte. Ruhelos warf ich mich im Bett herum und wachte immer wieder auf. Erst am frühen Morgen sank ich endlich in einen erschöpften, traumlosen Schlaf.
    Beim Aufstehen war ich noch müde, zugleich aber voller Unruhe. Ich zog

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