Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
gefährlich …«
Er unterbrach mich mit einem erneuten Lachen. »Bella, ein einsamer Vampir ist kein großes Problem für ein Rudel so groß wie unseres. Es war ein Kinderspiel, es hat noch nicht mal richtig Spaß gemacht!«
»Was war ein Kinderspiel?«
»Den Blutsauger zu töten, der dich umbringen wollte. Na ja, das zählt nicht als Mord«, fügte er schnell hinzu. »Vampire zählen nicht als Menschen.«
Ich konnte die Worte nur hauchen. »Du … hast … Laurent … getötet?«
Er nickte. »Wir haben es zusammen gemacht«, korrigierte er.
»Laurent ist tot?«, flüsterte ich.
Seine Miene veränderte sich. »Du bist doch nicht sauer deswegen, oder? Er wollte dich umbringen, er war auf der Jagd, Bella, da waren wir uns sicher, bevor wir zuschlugen. Das weißt du doch, oder?«
»Natürlich. Nein, ich bin nicht sauer, ich bin …« Ich musste mich setzen. Ich taumelte einen Schritt zurück, bis ich den Treibholzbaum an den Waden spürte, dann ließ ich mich darauf nieder. »Laurent ist tot. Er kommt nicht mehr wieder.«
»Du bist nicht wütend? Er war kein Freund von dir oder so?«
»Ein Freund?« Ich starrte ihn an, verwirrt und schwindelig vor Erleichterung. Jetzt sprudelte es aus mir heraus, meine Augen wurden feucht. »Nein, Jake. Ich bin so … so erleichtert . Ich dachte, er würde mich finden – jede Nacht hab ich auf ihn gewartet und gehofft, dass er sich mit mir zufriedengeben und Charlie in Ruhe lassen würde. Ich hatte solche Panik, Jacob … Aber wie? Er war doch ein Vampir! Wie habt ihr ihn umgebracht? Er war so stark, so hart, wie Granit …«
Er setzte sich neben mich und legte mir tröstend einen Arm um die Schultern. »Dafür sind wir ja gemacht, Bella. Wir sind auch stark. Hättest du mir doch bloß gesagt, dass du solche Angst hattest. Das war ganz unnötig.«
»Du warst ja nicht da«, murmelte ich gedankenverloren.
»Ach ja, stimmt.«
»Moment mal, Jake – aber ich dachte, du wüsstest Bescheid. Gestern Nacht hast du gesagt, es wär zu gefährlich für dich, in meinem Zimmer zu sein. Da dachte ich, du wüsstest, dass ein Vampir kommen könnte. Hast du das nicht gemeint?«
Einen Augenblick lang sah er verwirrt aus, dann senkte er den Kopf. »Nein, das hab ich nicht gemeint.«
»Was denn dann?«
Er schaute mich schuldbewusst an. »Ich hab nicht gesagt, dass es für mich zu gefährlich wäre. Ich dachte an dich.«
»Wie meinst du das?«
Er schaute zu Boden und trat gegen einen Stein. »Es gibt mehr als einen Grund, weshalb ich nicht in deiner Nähe sein sollte, Bella. Zum einen sollte ich dir unser Geheimnis nicht verraten, aber es gibt noch einen anderen Grund. Es könnte gefährlich für dich sein. Wenn ich zu wütend werde … mich zu sehr aufrege … dann kann es passieren, dass ich dir wehtue.«
Ich dachte lange darüber nach. »Als du vorhin wütend warst … als ich dich angeschrien hab … und du gezittert hast …?«
»Ja.« Er ließ den Kopf noch mehr hängen. »Das war ziemlich blöd von mir. Ich muss lernen, mich besser zu beherrschen. Ich hatte mir geschworen, nicht wütend zu werden, egal, was du sagst. Aber … es hat mich so aus der Fassung gebracht, dass ich dich verlieren könnte … dass du es nicht erträgst, was ich bin …«
»Was würde passieren … wenn du zu wütend wirst?«, flüsterte ich.
»Dann würde ich mich in einen Wolf verwandeln«, flüsterte er zurück.
»Brauchst du dafür keinen Vollmond?«
Er verdrehte die Augen. »An den Hollywoodfilmen ist nicht viel Wahres dran.« Dann seufzte er und wurde wieder ernst. »Wegen der verschwundenen Leute brauchst du nicht so panisch zu sein, Bella. Wir kümmern uns darum. Und auf Charlie und die anderen passen wir besonders auf – es wird ihnen nichts passieren. Vertrau mir.«
Erst jetzt begriff ich das, was doch auf der Hand lag, was ich sofort hätte kapieren müssen. Aber die Tatsache, dass Jacob und seine Freunde mit Laurent gekämpft hatten, hatte mich so aufgewühlt, dass ich es ganz übersehen hatte. Erst jetzt wurde mir klar, dass er wieder in der Gegenwart sprach.
Wir kümmern uns darum.
Es war nicht vorbei.
»Laurent ist tot«, stieß ich hervor, und mein ganzer Körper wurde eiskalt.
»Bella?«, sagte Jacob erschrocken und berührte meine aschfahle Wange.
»Wenn Laurent seit einer Woche tot ist … dann läuft jetzt jemand anders herum und mordet.«
Jacob nickte und sprach mit zusammengebissenen Zähnen. »Es waren zwei. Wir dachten, seine Gefährtin würde mit uns kämpfen – in
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