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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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dem feuchten Steinboden gespiegelt wurde. Einen Moment lang war das Licht ausgeblendet, dann war Edward als schwacher weißer Glanz neben mir. Er legte mir einen Arm um die Schultern, zog mich dicht an sich und führte mich schnell weiter. Ich schlang beide Arme um seinen kalten Körper und bewegte mich stolpernd und tastend über das holprige Steinpflaster. Das Geräusch des schweren Gitters, das wieder über den Gully geschoben wurde, hallte metallisch, endgültig.
    Das dämmrige Licht von der Straße verlor sich bald in der Finsternis. Meine stolpernden Schritte hallten durch den schwarzen Raum; er hörte sich sehr groß an, aber ich war mir nicht sicher. Es gab keine Geräusche außer meinem panischen Herzschlag und meinen Schritten auf den nassen Steinen – nur einmal hörte ich ein ungeduldiges Seufzen hinter uns.
    Edward hielt mich ganz fest. Mit der freien Hand berührte er mein Gesicht, sein Daumen fuhr sanft über meine Lippen. Hin und wieder spürte ich, wie er das Gesicht an mein Haar drückte. Mir wurde klar, dass es mehr als diese Wiedervereinigung nicht geben würde, und ich presste mich enger an ihn.
    Für den Moment fühlte es sich so an, als ob er mich wollte, und das machte das Grauen wett, das von dem unterirdischen Tunnel und den Vampiren hinter uns ausging. Wahrscheinlich hatte er nur Schuldgefühle – deshalb war er auch hierhergekommen, um zu sterben, als er glaubte, ich hätte mich seinetwegen umgebracht. Doch ich spürte, wie er mir stumm die Lippen an die Stirn drückte, und es war mir egal, weshalb er das tat. Wenigstens konnte ich noch einmal bei ihm sein, bevor ich starb. Das war besser als ein langes Leben.
    Ich hätte ihn gern gefragt, was jetzt genau passieren würde. Ich wollte unbedingt wissen, wie wir sterben würden – als ob es weniger schlimm wäre, wenn man es im Voraus wusste. Doch hier konnte ich nicht unbemerkt sprechen, nicht einmal flüstern. Die anderen konnten alles hören – jeden meiner Atemzüge, jeden Herzschlag.
    Der Weg führte immer weiter nach unten, immer tiefer unter die Erde, und ich konnte vor Beklemmung kaum noch atmen. Nur Edwards Hand, die beruhigend an meinem Gesicht lag, hielt mich davon ab, laut zu schreien.
    Ich wusste nicht, woher das Licht kam, aber langsam wurde das Schwarz zu Dunkelgrau. Wir befanden uns in einem niedrigen gewölbten Tunnel. Eine schwarze Flüssigkeit rann in langen Bahnen die grauen Steine hinunter, als würden sie Tinte bluten.
    Ich zitterte und dachte, es wäre vor Angst. Erst als ich mit den Zähnen klapperte, merkte ich, dass ich fror. Meine Kleider waren immer noch nass, und die Temperatur unter der Stadt war winterlich. Und Edwards Haut war auch nicht wärmer.
    Er bemerkte es im selben Moment wie ich und ließ mich los, jetzt hielt er nur noch meine Hand.
    »N-n-nein«, klapperte ich und schlang die Arme um ihn. Es war mir egal, ob ich fror. Wer wusste, wie viel Zeit uns noch blieb?
    Er rieb meinen Arm mit seiner kalten Hand, um mich zu wärmen.
    Schnell gingen wir durch den Tunnel, jedenfalls kam es mir schnell vor. Irgendjemand hinter mir – vermutlich Felix – ärgerte sich darüber, dass ich so langsam war, und ich hörte ihn hin und wieder seufzen.
    Am Ende des Tunnels war ein Gitter – die Eisenstäbe waren rostig, aber so dick wie mein Arm. Eine kleine Tür aus dünneren, verschlungenen Gitterstäben stand offen. Edward duckte sich und schob mich hinter Alice her in einen größeren, helleren Raum aus Stein. Mit einem lauten Klirren schlug das Gitter hinter uns zu, dann hörte man ein Schloss zuschnappen. Ich wagte nicht, mich umzuschauen.
    Auf der anderen Seite des langen Raums war eine niedrige, schwere Holztür, die offen stand.
    Wir gingen hindurch, und ich schaute mich überrascht um. Die Spannung wich aus meinem Körper. Edward neben mir erstarrte und biss die Zähne fest zusammen.

D as Urteil wird gefällt
    Wir befanden uns in einem hell erleuchteten, unauffälligen Flur. Die Wände waren in einem abgetönten Weiß gehalten, auf dem Boden lag grauer Teppichboden. An der Decke hingen in gleichmäßigem Abstand die üblichen rechteckigen Neonleuchten. Es war wärmer hier und dafür war ich dankbar. Nach der Finsternis und Kälte der makaberen Abwasserkanäle wirkte dieser Flur geradezu freundlich.
    Edward schien das anders zu sehen. Er starrte düster den langen Flur entlang zu der schmächtigen, schwarz gewandeten Gestalt am Aufzug.
    Dann zog er mich weiter, Alice ging an meiner anderen Seite. Die

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