Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
schwere Tür fiel knarrend hinter uns zu, und ich hörte, wie ein Riegel vorgeschoben wurde.
Jane stand am Aufzug, mit einer Hand hielt sie uns die Tür auf. Ihr Gesicht war vollkommen ausdruckslos.
Sobald die drei Vampire, die zu den Volturi gehörten, den Aufzug betreten hatten, waren sie ganz gelöst. Sie machten die Umhänge auf und setzten die Kapuzen ab. Felix und Demetri hatten beide einen leicht olivfarbenen Teint, der in Verbindung mit ihrer Blässe eigenartig aussah. Felix trug die schwarzen Haare kurz, aber Demetris Haare fielen ihm bis auf die Schultern. Ihre Augen waren um die Iris herum blutrot, nach innen wurden sie immer dunkler, und um die Pupille herum waren sie schwarz. Unter den Umhängen trugen sie moderne unauffällige Kleidung. Ich drückte mich in die Ecke und presste mich fest an Edward. Er rieb immer noch meinen Arm, ohne Jane auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
Die Fahrt mit dem Aufzug war schnell vorbei, wir stiegen aus und gelangten in eine Art noble Empfangshalle. Die Wände waren holzvertäfelt, die Böden mit dicken, tiefgrünen Teppichen bedeckt. Es gab keine Fenster, stattdessen hingen überall hell erleuchtete Gemälde der toskanischen Landschaft. Helle Ledersofas standen in gemütlichen Grüppchen zusammen, und auf den glänzenden Tischen standen Kristallvasen mit leuchtend bunten Blumensträußen. Der Geruch der Blumen erinnerte mich an eine Leichenhalle.
Mitten im Raum war ein hoher Tresen aus glänzendem Mahagoni. Verblüfft starrte ich die Frau dahinter an.
Sie war groß, hatte dunkle Haut und grüne Augen. Unter normalen Umständen hätte man sie als sehr hübsch empfunden, doch nicht hier. Denn sie war genauso menschlich wie ich. Ich begriff nicht, was diese Frau hier tat, sie schien sich unter den Vampiren pudelwohl zu fühlen.
Sie lächelte höflich zur Begrüßung. »Guten Tag, Jane«, sagte sie. Sie wirkte nicht im mindesten überrascht, als sie Janes Begleitung sah. Weder über Edward, dessen nackte Brust im weißen Licht schwach leuchtete, noch über mich, zerzaust und vergleichsweise hässlich.
Jane nickte. »Gianna.« Sie ging weiter zu einer Flügeltür am anderen Ende des Raums, und wir folgten ihr.
Als Felix am Tresen vorbeikam, zwinkerte er Gianna zu, und sie kicherte.
Hinter der Flügeltür befand sich ein weiterer Empfangsraum. Dort wartete ein bleicher Junge im perlgrauen Anzug, der Janes Zwillingsbruder hätte sein können. Seine Haare waren dunkler und seine Lippen nicht ganz so voll, aber er war genauso hübsch. Er kam auf uns zu und begrüßte uns. Er lächelte Jane an und streckte die Arme nach ihr aus. »Jane.«
»Alec«, sagte sie und umarmte ihn. Sie küssten sich auf die Wangen. Dann schaute er uns an.
»Sie schicken dich nach einem aus und du bringst uns gleich zwei … zweieinhalb«, verbesserte er sich mit einem Blick zu mir. »Gute Arbeit.«
Sie lachte – es klang sprühend vor Freude, wie das Jauchzen eines Babys.
»Schön, dass du wieder bei uns bist, Edward«, sagte Alec. »Diesmal scheinst du besser aufgelegt zu sein.«
»Unwesentlich«, sagte Edward tonlos. Ich schaute in sein hartes Gesicht und fragte mich, wie seine Stimmung zuvor noch düsterer gewesen sein konnte.
Alec kicherte und betrachtete mich, während ich mich an Edward festklammerte. »Und deswegen der ganze Aufstand?«, fragte er ungläubig.
Edward lächelte nur verächtlich. Dann erstarrte er.
»Die gehört mir«, rief Felix beiläufig von hinten.
Edward drehte sich um, ein leises Knurren erhob sich in seiner Brust. Felix lächelte – er hielt die Hand mit der Handfläche nach oben und winkte Edward zu sich heran.
Alice berührte Edward am Arm. »Ganz ruhig«, sagte sie.
Sie tauschten einen langen Blick, und ich hätte gern gehört, was sie zu ihm sagte. Vermutlich gab sie ihm zu verstehen, dass er Felix nicht angreifen sollte, denn Edward holte tief Luft und wandte sich wieder zu Alec.
»Aro wird sich so freuen, dich wiederzusehen«, sagte Alec, als wäre nichts geschehen.
»Wir sollten ihn nicht warten lassen«, sagte Jane.
Edward nickte kurz.
Alec und Jane hielten sich an den Händen und gingen uns voran in einen weiteren großen, prunkvollen Flur – hörte das denn nie auf?
Die Türen am Ende des Flurs, die vollständig mit Gold verkleidet waren, ließen sie unbeachtet. Stattdessen blieben sie in der Mitte des Flurs stehen, schoben ein Stück der Vertäfelung zur Seite und legten eine schlichte Holztür frei. Sie war unverschlossen, Alec
Weitere Kostenlose Bücher