Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
auf den Klippen Feuer gemacht.«
»Feuer?«, fragte ich. Meine Stimme klang nicht neugierig. Sie klang tot.
Charlie runzelte die Stirn. »Ein paar jugendliche Rowdys aus dem Reservat«, erklärte er.
»Warum?«, fragte ich tonlos.
Ich merkte, dass er nicht antworten wollte. Er schaute zu Boden. »Sie feiern die Neuigkeit.« Bitterkeit lag in seiner Stimme.
Es gab nur eine Neuigkeit, an die ich denken konnte, sosehr ich mich auch dagegen sträubte. Und dann kapierte ich plötzlich. »Weil die Cullens weg sind«, flüsterte ich. »In La Push können sie die Cullens nicht leiden – daran hatte ich nicht mehr gedacht.«
Die Quileute pflegten ihren Aberglauben, und sie betrachteten die kalten Wesen , die Bluttrinker, als Feinde ihres Stammes. Es gab auch Legenden über die Sintflut und über Werwölfe, die ihre Vorfahren gewesen waren. Für die meisten waren das nur Geschichten, Folklore. Aber es gab auch ein paar, die daran glaubten. Charlies guter Freund Billy Black gehörte dazu, obwohl sogar sein Sohn Jacob das Ganze als dummen Aberglauben abtat. Billy hatte mir geraten, mich von den Cullens fernzuhalten …
Der Name wühlte etwas in mir auf, und das Etwas begann sich an die Oberfläche zu graben, doch ich wollte mich ihm nicht stellen.
»Es ist lächerlich«, stieß Charlie hervor.
Eine Weile saßen wir schweigend da. Der Himmel draußen war nicht mehr schwarz. Irgendwo hinter dem Regen ging die Sonne wieder auf.
»Bella?«, sagte Charlie.
Unbehaglich schaute ich ihn an.
»Er hat dich im Wald alleingelassen?«, fragte er.
Ich überging die Frage. »Woher wusstest du, wo du mich findest?« Ich versuchte noch immer vor der unausweichlichen Wahrheit zu fliehen, die mich jetzt schnell einholte.
»Von deinem Zettel«, antwortete Charlie verdutzt. Er fasste in die Hintertasche seiner Jeans und holte ein abgenutztes Stück Papier heraus. Es war schmutzig und feucht und zerknittert vom vielen Auseinander- und wieder Zusammenfalten. Charlie hielt es mir hin. Die krakelige Handschrift sah meiner zum Verwechseln ähnlich.
Bin mit Edward spazieren, auf dem Waldweg , stand darauf. Komme bald wieder, B.
»Als du nicht wiederkamst, hab ich bei den Cullens angerufen, aber da ist niemand ans Telefon gegangen«, sagte Charlie leise. »Dann hab ich im Krankenhaus angerufen, und Dr. Gerandy hat mir erzählt, dass Carlisle weg ist.«
»Wo sind sie hin?«, murmelte ich.
Er starrte mich an. »Hat Edward dir das nicht erzählt?«
Ich schüttelte den Kopf und schauderte. Der Klang seines Namens ließ das Etwas frei, das in meinem Innern wühlte – einen Schmerz, dessen Wucht mich kalt erwischte und der mir schlagartig den Atem raubte.
Charlie schaute mich zweifelnd an. »Carlisle hat eine Stelle an einem großen Krankenhaus in Los Angeles angenommen. Sie haben ihm bestimmt einen Haufen Kohle geboten.«
Das sonnige L.A. Die letzte Stadt, in die sie in Wirklichkeit ziehen würden. Mein Albtraum von dem Spiegel fiel mir wieder ein … das helle Sonnenlicht, das von seiner Haut abstrahlte …
Der Schmerz zerriss mich, als ich sein Gesicht vor mir sah.
»Ich möchte wissen, ob Edward dich mitten im Wald alleingelassen hat«, wiederholte Charlie.
Sein Name ließ mich innerlich wieder vor Qual erbeben. Panisch schüttelte ich den Kopf und versuchte verzweifelt, dem Schmerz zu entkommen. »Es war meine Schuld. Er ist gegangen, als wir auf dem Weg waren, ganz nah am Haus … aber ich wollte ihm hinterhergehen.«
Charlie setzte zu einer Antwort an; wie ein kleines Kind hielt ich mir die Ohren zu. »Ich kann darüber nicht sprechen, Dad. Ich möchte in mein Zimmer.«
Bevor er etwas sagen konnte, rappelte ich mich vom Sofa auf und taumelte zur Treppe.
Jemand war im Haus gewesen und hatte einen Zettel für Charlie geschrieben, damit er mich finden konnte. Als mir das klarwurde, kam mir ein furchtbarer Verdacht. Ich rannte in mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir ab und lief zu meinem CD -Player.
Alles sah genauso aus, wie ich es verlassen hatte. Ich drückte oben auf den CD -Player. Der Verschluss ging auf, und langsam hob sich der Deckel des Geräts.
Darin war nichts.
Das Fotoalbum von Renée lag neben dem Bett auf dem Boden, wo ich es zuletzt hingelegt hatte. Mit zitternder Hand schlug ich die erste Seite auf.
Ich brauchte nicht weiterzublättern. Kein Foto steckte mehr in den kleinen Ecken. Die Seite war leer bis auf das, was ich an den unteren Rand geschrieben hatte: Edward Cullen in Charlies Küche, 13 . Sept.
Da
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