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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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passiven Widerstand spürte. Er packte mich mit einer Hand im Nacken und krallte sich in meine Haare. Mit der anderen Hand fasste er mich roh bei der Schulter, schüttelte mich und zog mich an sich. Seine Hand wanderte an meinem Arm hinunter, fand mein Handgelenk und legte meinen Arm um seinen Hals. Ich ließ den Arm dort liegen, die Hand immer noch zur Faust geballt, und überlegte, wie weit ich in meinem verzweifelten Wunsch, Jacob am Leben zu halten, gehen konnte. Die ganze Zeit versuchten seine verwirrend warmen, weichen Lippen meinen eine Antwort zu entringen.
    Sobald er sicher war, dass ich meinen Arm nicht wegziehen würde, ließ er mein Handgelenk los, jetzt wanderte seine Hand zu meiner Taille. Seine glühend heiße Hand berührte meine nackte Haut, und er presste meinen Körper an seinen.
    Für einen kurzen Moment gaben seine Lippen mich frei, aber ich wusste, dass er noch lange nicht fertig war. Sein Mund wanderte an meiner Wange hinunter, um meinen Hals zu erkunden. Er ließ meine Haare los, nahm meinen anderen Arm und legte auch diesen um seinen Hals.
    Dann umfasste er mit beiden Armen meine Taille, und seine Lippen fanden mein Ohr.
    »Das kannst du doch besser, Bella«, flüsterte er heiser. »Du denkst zu viel.«
    Ich erschauerte, als er mit den Zähnen ganz leicht mein Ohrläppchen berührte.
    »So ist es gut«, murmelte er. »Lass deinen Gefühlen nur ein Mal freien Lauf.«
    Ich schüttelte mechanisch den Kopf, bis er wieder in mein Haar fasste und meinen Kopf festhielt.
    Seine Stimme wurde eisig. »Willst du wirklich, dass ich zurückkomme? Oder soll ich vielleicht doch lieber sterben?«
    Die Wut durchfuhr mich mit voller Wucht. Das war zu viel. Jetzt wurde er unfair.
    Meine Arme lagen schon um seinen Hals, also krallte ich mich mit beiden Fäusten in sein Haar – wobei ich den stechenden Schmerz in meiner Rechten ignorierte – und wehrte mich, versuchte mein Gesicht zu befreien.
    Und Jacob verstand mich falsch.
    Er war zu stark, um zu merken, dass ich ihm mit meinen Händen, die seine Haare mit den Wurzeln auszureißen versuch ten, wehtun wollte. Er deutete meine Wut als Leidenschaft. Er dachte, ich würde endlich reagieren.
    Er stöhnte und legte seine Lippen wieder auf meine, seine Finger krallten sich in meine Seite.
    Die Wut hatte meine dürftige Selbstbeherrschung schon ins Wanken gebracht, seine überraschende, ekstatische Reaktion machte sie nun vollends zunichte. Hätte er nur triumphiert, hätte ich ihm vielleicht noch widerstehen können. Aber seine hilflose, unbändige Freude untergrub meine Entschlossenheit, setzte sie außer Gefecht. Mein Gehirn verabschiedete sich von meinem Körper, und ich erwiderte seinen Kuss. Gegen jede Vernunft bewegten meine Lippen sich auf eine merkwürdige, verwirrende Weise – wie nie zuvor, denn bei Jacob brauchte ich mich nicht in Acht zu nehmen, ebenso wenig wie er sich in Acht nahm.
    Ich krallte mich noch fester in sein Haar, aber jetzt zog ich ihn zu mir heran.
    Er war überall. Das grelle Sonnenlicht färbte meine Lider rot, und die Farbe passte zu der Hitze. Die Hitze war überall. Ich konnte nichts sehen, nichts hören, nichts fühlen, das nicht Jacob war.
    Der winzige Teil meines Gehirns, der noch funktionierte, bombardierte mich mit Fragen.
    Warum hörte ich nicht damit auf? Schlimmer noch, warum verspürte ich nicht den leisesten Wunsch aufzuhören? Was bedeutete es, dass ich nicht wollte, dass er aufhörte? Dass ich mich an seine Schultern klammerte, die so schön breit und stark waren? Dass seine Hände mich zu fest an seinen Körper zogen und es mir doch nicht fest genug war?
    Es waren dumme Fragen, denn ich kannte die Antwort: Ich hatte mir etwas vorgemacht.
    Jacob hatte Recht. Er hatte die ganze Zeit Recht gehabt. Er war mehr als nur ein Freund für mich. Deshalb war es so unmöglich, von ihm Abschied zu nehmen – weil ich ihn liebte. Auch. Ich liebte ihn, mehr als ich sollte und doch nicht genug. Ich war in ihn verliebt, aber es reichte nicht aus, um irgendetwas zu ändern, es reichte nur, um uns beiden noch mehr wehzutun. Ihm schlimmer wehzutun denn je.
    Alles andere war mir egal, aber nicht sein Schmerz. Ich selbst hatte den Schmerz verdient, den es mir bereiten würde. Ich hoffte, dass es schlimm wurde. Dass ich richtig leiden musste.
    In diesem Moment fühlte es sich so an, als wären wir ein und dieselbe Person. Sein Schmerz war immer auch meiner gewesen und würde es immer sein – und jetzt war sein Glück auch mein Glück.

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