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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Vorstellung auch gewesen war, Tesler zu küssen – einem Teenager gegenüber sexuelles Interesse zu heucheln kam überhaupt nicht in Frage.
    Ich brachte es fertig, mich steif auf die Bettkante zu setzen und mich hinreichend zu überwinden, um das T-Shirt auszuziehen in der Hoffnung, mehr Ablenkung würde nicht nötig sein, um einen ordentlichen K.-o.-Schlag anzubringen. Aber ich war nicht die Einzige, die nervös war. Noah schloss die Tür ab und überprüfte das Schloss noch einmal, dann ging er zum Fenster. Er sah hinaus, ohne die Jalousie herunterzuziehen – spähte einfach nur in die Dunkelheit hinaus, als erwartete er, Tesler würde auftauchen wie ein betrunkener Hochzeitsgast unter dem Fenster des Brautpaares.
    Und während er mit dem Rücken zu mir stand und die Aussicht studierte, schlich ich mich von hinten an ihn heran. Zu spät bemerkte ich mein Spiegelbild in der Fensterscheibe. Er fuhr herum, und seine Hände flogen nach oben wie vorhin im Wald, als sei er unsicher, ob er kämpfen oder mich abwehren sollte.
    Im letzten Moment entschied er sich für Option Nummer drei – mir hastig aus dem Weg zu gehen. Ich erwischte ihn am Hemdkragen, als er einen Satz an mir vorbei zu machen versuchte, und riss ihn wieder von den Füßen. Anders als draußen im Wald konnte ich ihn nicht einfach zur Seite schleudern – die Teslers würden das Krachen hören und wissen, dass es nicht gut von wildem Sex herrühren konnte … jedenfalls nicht zwei Minuten, nachdem wir das Zimmer betreten hatten.
    Also warf ich Noah mit dem Gesicht nach unten aufs Bett. Er trat und schlug um sich, als ich sein Gesicht ins Kissen drückte. Ich biss unter den Püffen die Zähne zusammen, griff nach einem herumliegenden Hemd und verwendete es als Knebel, indem ich die Ärmel hinter seinem Kopf verknotete.
    Er entspannte sich etwas, als ihm aufging, dass ich ihn lediglich ruhig stellen wollte … aber nicht für immer. Als ich allerdings nach einem Gürtel griff und seine beiden Hände nach hinten riss, wehrte er sich mit einem Ruck und bekam eine Hand frei. Ein gut gezielter Stoß gegen meine Kehle befreite auch die andere.
    Ich versuchte, mich wieder auf ihn zu stürzen, aber er wich zurück, nicht in Richtung Tür, sondern zum Fenster. Er gestikulierte heftig in diese Richtung, immer noch geknebelt.
    War jemand da draußen? War es das, was vorhin seine Aufmerksamkeit erregt hatte? Tesler, der uns beobachten wollte? Oder – mein Herz setzte einen Schlag aus – Clay?
    Ich packte Noah trotzdem am Kragen, aber nur, um ihn unter Kontrolle zu halten, während ich selbst ins Freie hinausspähte, um zu sehen, was er gesehen hatte. Er zerrte sich den Knebel vom Gesicht, sagte aber nichts, schüttelte nur den Kopf und verdrehte die Augen angesichts der begriffsstutzigen Frau, die seine wilden Gesten nicht verstand.
    Er zeigte aufs Fenster, dann auf mich. Das Fenster. Mich.
    Versuchte mir mitzuteilen … dass ich flüchten sollte?
    Ich konnte es nicht riskieren zu reden – die Teslers hätten uns hören können. Also spielte ich mit Gesten durch, wie ich das Fenster öffnete und hinauskletterte, und er nickte. Dann zeigte er auf sich selbst und das Fenster, um mir mitzuteilen, dass sein Fluchtplan für zwei Personen gedacht war.
    Es war also gar nicht Sex gewesen, was er wollte. Was Noah wollte, war augenscheinlich genau das, was auch ich hatte erreichen wollen – eine Gelegenheit zur Flucht. Aber damit stellte sich eine Frage: Warum? Er hätte vorhin im Wald weglaufen können.
    Es war eine Falle. Es musste eine sein.
    Aber zu welchem Zweck? Meinen Fluchtversuch zu verhindern, um Tesler zu beeindrucken? Der würde ihn nur verhöhnen und dafür schlagen, dass er mich beinahe hätte entkommen lassen. Es musste da ein Motiv geben, und ich kam nicht darauf, was es sein könnte – und je länger ich überlegte, desto schneller ging meine Gelegenheit vorbei. Weg hier, um die Details konnte ich mich später kümmern.
    Ich öffnete vorsichtig das Fenster. Das Mückengitter war bereits abmontiert. Ich kroch ins Freie und verkniff mir ein Keuchen, als meine bestrumpften Füße im Schnee landeten. Ich ignorierte die Kälte und schoss hinter das nächte Gebüsch. Dann sah ich zu, wie Noah durchs Fenster kletterte. Als er auf mich zurannte, spannte ich die Muskeln, bereit, den ersten Schlag anzubringen.
    »Jacken und Stiefel da auf der anderen Seite«, flüsterte er. »Ich hab sie rausgebracht, als Eddie mich patrouillieren geschickt hat.«
    Er

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