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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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meine Richtung zu werfen. »Wie wir seinen Granddaddy umgebracht haben und er nichts damit zu tun hatte?«
    »Hatte ich auch nicht«, sagte Noah, die Lippen zu einem Fauchen verzogen.
    »Aber sicher hattest du. Du hast uns direkt zu der Hütte geführt.«
    »Ihr seid mir gefolgt!«
    »Nein, ich glaube wirklich, zuerst bist du uns gefolgt.« Wieder sah Tesler in meine Richtung, sehr kurz, als brächte er einen wirklichen Blickkontakt noch nicht ganz zustande. »Hat er dir das erzählt? Er hat uns in Anchorage entdeckt. Eins muss man dem Jungen lassen – Mumm hat er. Zu traurig, dass er nicht auch Hirn hat. Schlägt seinem Granddaddy nach.«
    Noah wollte sich auf Tesler stürzen. Ich packte ihn am Hemd und zerrte ihn nach hinten, während ich murmelte: »Das will er doch erreichen.«
    »Ach, komm schon. Er will bloß verhindern, dass ich dir erzähle, warum er zu uns gekommen ist. Warum er uns alle möglichen Infos über die ortsansässige Fauna geliefert hat – Drogendealer, Waffenschieber, Schmuggler. Nicht gerade ein Chorknabe, so niedlich er vielleicht auch aussieht.«
    Ich begann etwas Abstand zwischen Noah und mich zu bringen, einen Bogen um Tesler zu schlagen; er hielt den Blick immer noch auf sein Opfer gerichtet.
    Noah hob das Kinn. »Ich habe Geld gewollt, also hab ich ihnen Informationen verkauft, aber bloß über andere Sachen. Ich hätte sie nie zu Dennis geführt. Die haben mich verfolgt, und ich hab versucht zu kämpfen …«
    »Du bist so ein richtiger kleiner Dreckskerl«, sagte Tesler. »Abschaum aus der hintersten Pampa, der sich für cool hält, weil er Reißzähne hat. Aber sobald was schiefgeht, schreit er nach seiner Mommy … oder dem nächsten Ersatz für eine.«
    Ich stürzte mich auf Tesler. Er wappnete sich für den Hieb, aber stattdessen rammte ich ihn aus aller Kraft und riss ihn so von den Füßen. Bevor er aufkam, schleuderte ich ihn herum, so dass er auf dem Gesicht landete, und drückte es ihm in den schneebedeckten Boden, um jeden Ruf zu ersticken, der seinen Bruder auf den Plan gerufen hätte.
    Während Tesler zappelte, gestikulierte ich zu Noah hin, er sollte losrennen. Als er es nicht tat, fauchte ich ein lautloses »Geh!«. Er zögerte immer noch. Ich rammte Teslers Kopf gegen den Boden und hielt ihn dann unauffällig mit dem Knie unten, so dass es einen Moment lang aussah, als hätte ich ihn bewusstlos geschlagen. Ich winkte Noah zu, er sollte verschwinden, ich würde sofort nachkommen. Er rannte los und zeigte noch auf die zusätzliche Jacke und die Stiefel, als er sich seine eigenen Sachen griff.
    Noah war kaum außer Sichtweite, als Tesler mich abschüttelte. Wir kämpften. Ich hätte eine Chance gehabt, wenn Eddie uns nicht gehört hätte und um die Ecke gestürzt wäre. Ein Teil meines Kampfgeists verließ mich, als ich ihn sah.
    Sosehr ich mich auch bemühte, ihn zu ignorieren, ich wusste, Eddie würde eingreifen, sobald sein Bruder ernstlich in Gefahr war, und mit beiden konnte ich es nicht aufnehmen. Die Erkenntnis war, als habe jemand die Adrenalinpumpe abgestellt, die mir den Brennstoff geliefert hatte. Jeder Bluterguss, den ich von dem früheren Zweikampf zurückbehalten hatte, meldete sich wieder; jedes Gelenk brüllte, mein Kopf pochte, und die Erschöpfung von der Anstrengung, die es gekostet hatte, die Unterkühlung zu überwinden, schien sich in jedem einzelnen Muskel auszubreiten.
    Irgendwann hatte Tesler mich an der Kehle und auf dem Boden. Ich fand meine Kräfte wieder und begann, mich wild zu wehren, als seine Hand mir die Luftröhre zusammendrückte. Ich keuchte und gurgelte und verlor sekundenlang das Bewusstsein. Als ich zu mir kam, hatte er seinen Griff gelockert, aber er ragte immer noch über mir auf, und sein Gesichtsausdruck warnte mich, dass ich nur zu zappeln brauchte, und er würde mich wieder würgen.
    Ich schlug zu, versuchte sein Auge zu treffen, konnte es nicht erreichen; seine Hände schlossen sich wieder um meine Kehle, und er lächelte, euphorisch angesichts der Entschuldigung, die ich ihm dafür lieferte. Noch während ich mich wehrte, schrie mir die Kleinmädchenstimme zu, ich sollte aufhören. Ich konnte nicht. Mir wurde wieder schwarz vor Augen. Als ich zu mir kam, blitzten Bilder meiner Familie vor meinen Augen auf – kein friedliches letztes Porträt, sondern ihre Wut, ihre Verwirrung.
    War ich bereit zu sterben, um der Vergewaltigung zu entgehen? Glaubte ich, das sei auf irgendeine Art nobel oder willensstark? Nein, es würde

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