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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Jahre älter. Aber ja, wir waren befreundet. Rudelgefährten. Rudelbrüder. Ich hätte in Verbindung bleiben sollen. Ich habe einfach … Ich war sauer auf sie, weil sie gegangen waren. Sie hatten keinen hohen Rang im Rudel, und deswegen hatten sie Angst, sich gegen Malcolm zu stellen. Ich verstehe das schon, aber ich hätte sie geschützt. Joey war kein Kind mehr. Er hätte sich nicht nach seinem Vater richten müssen. Er hätte sagen können, es ist nicht richtig, Jeremy im Stich zu lassen nach allem, was er für sie getan hatte.«
    »Aber er hat’s nicht getan. Und sie sind abgehauen.«
    Clay verstummte – die Loyalität seinen alten Rudelgefährten gegenüber im Konflikt mit einem tiefer sitzenden Gefühl, verraten worden zu sein.
    »Ja, sie sind abgehauen«, sagte er schließlich.
    »Und das hast du ihnen nicht verzeihen können!«
    »Nein. Konnte ich nicht.« Er sah mich an. »Es wäre ihre Pflicht gewesen – ihre Verantwortung –, zu uns zu stehen. Sie sind abgehauen, und danach ist es schlimmer geworden. Ihre Unterstützung hätte vielleicht nicht viel gegolten, aber sie hätte den Ausschlag geben können. Jeremy hätte die Auseinandersetzung um den Alpha-Rang ohne Blutvergießen gewinnen können. Er hätte die Unterstützung der beiden brauchen können, und ich hätte sie beschützt.«
    Und das war es also, worauf es hinauslief. Mit ihrem Verschwinden hatten sie Jeremy im Stich gelassen, und Clay hatten sie nicht vertraut. Ich hatte früher geglaubt, Clay sei einfach nicht in der Lage, andere Sichtweisen zu sehen. Aber er kann sie durchaus sehen – er kann sie nur nicht empfinden. Dennis und Joey hatten ihre Pflichten dem Rudel gegenüber nicht erfüllt, und das kam ihm falsch vor, also war es falsch gewesen.
    »Wenn sie nach Jeremys Amtsübernahme zurückgekommen wären, dann wäre ich sauer gewesen, und es wäre nicht mehr das Gleiche gewesen zwischen Joey und mir, aber ich wäre drüber weggekommen.«
    »Warum sind sie nicht zurückgekommen?«
    »Jeremy sagt, sie hätten sich wohl immer noch Sorgen wegen Malcolm gemacht – dass er zurückkommen und sich an denjenigen rächen könnte, die ihn nicht unterstützt hatten. Das wäre dann aber Bockmist. Malcolm war ein bösartiger, manipulativer Dreckskerl, aber mehr als alles andere war er ein Kämpfer. Ein Kämpfer kommt nach einer Niederlage nicht wieder angekrochen, nicht mal, um sich zu rächen. Wenn er geschlagen ist, geht er und sucht sich anderswo eine neue Auseinandersetzung. Später, als wir gehört haben, dass Malcolm tot war, hat Jeremy ihnen Bescheid gesagt. Aber da hatten sie sich hier in Alaska schon ein neues Leben aufgebaut.«
    »Aber jetzt bist du froh, dass du Joey wiedertreffen kannst? Dass du eine Entschuldigung hast, um den Kontakt wiederherzustellen?«
    »Es ist viele Jahre her. Was ich damals auch empfunden habe, es ist vorbei. Joey müsstest du mögen. Lucas erinnert mich ein bisschen an ihn, aber Joey ist nicht so … Er hat nie viel Selbstvertrauen gehabt, viel …« Er ließ den Satz wieder verklingen. Ich hatte den Verdacht, das Wort, nach dem er suchte, war Rückgrat; er brachte es nur nicht über sich, es auszusprechen. »Er war ein anständiger Typ. Still, nachdenklich. Ein guter Freund.«
    »Und eine nette Abwechslung von Nick hin und wieder?«
    Ein kurzes Auflachen. »Yeah.«
    Ich fuhr eine weitere Meile, bevor Clay sagte: »Wo wir es grade von der Alpha-Nachfolge haben …«
    Meine Hände packten das Lenkrad fester. »Du weißt Bescheid.«
    »Ja, Jeremy hat mir gesagt, er hätte es dir jetzt endlich mitgeteilt.« Sein Tonfall wurde uncharakteristisch sanft. »Du hättest nicht warten müssen, bis ich wieder zu Hause bin, um drüber zu reden.«
    »Es war nicht gerade das, was ich am Telefon erörtern wollte.«
    Er fluchte leise. »Jeremy kann das übelste Timing haben, das …«
    »Nein, er hat sich das Timing sogar sehr sorgfältig ausgesucht. Er hat es mir gesagt, als ich gerade drauf und dran war, zu dir nach Atlanta zu fliegen – er hat gedacht, das würde uns Gelegenheit geben, es unter vier Augen zu besprechen. Aber dann haben die Kinder beschlossen, Superman zu spielen und zum Fenster rauszuspringen. Oh, und übrigens, Kate hat jetzt doch noch zugegeben …«
    »Das kannst du mir später erzählen«, sagte Clay. »Im Moment sollten wir über dies hier reden. Du hast gerade rausgefunden, dass Jeremy dich als nächsten Alpha will. Das ist ein größeres Ding. Wir müssen drüber reden. Du musst drüber

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