Biss der Wölfin: Roman
gefälligst im Gedächtnis behalten.
Als er das Telefon schließlich an sie zurückgab, hörte ich mir den Bericht über ihren Tagesverlauf an; dann war Logan wieder am Apparat, um mich darüber zu informieren, dass er im Herbst in die Schule gehen wollte. Offenbar hatte er einen Anruf mitgehört, den Jeremy entgegengenommen hatte – die Schule hatte uns eingeladen, unsere Kinder für die Kindergarten-Vorbereitungsgruppe einzuschreiben. Die Zwillinge würden im Herbst vier werden, und Clay und ich debattierten immer noch darüber, ob wir sie hinschicken sollten oder nicht.
Clay wollte warten, bis sie wirklich im Kindergartenalter waren. Normalerweise nehme ich jede Gelegenheit wahr, die sie mit anderen Kindern zusammenbringt, aber in diesem Fall neigte ich dazu, Clay zuzustimmen – sie schienen mir noch so jung zu sein, auch wenn es nur eine Halbtagseinrichtung war. Doch jetzt hatte Logan seinen Wunsch hinzugehen geäußert, während seine Schwester im Hintergrund ihren Protest herausheulte. Sie wollte bei uns zu Hause bleiben. Ihn gehen zu lassen und sie nicht kam überhaupt nicht in Frage – die beiden waren unzertrennlich. Glücklicherweise hatte ich im Moment so viel anderes zu bedenken, dass ich diese Entscheidung guten Gewissens aufschieben konnte, bis wir wieder zu Hause waren.
Irgendwann brachte ich Logan dazu, das Telefon Jeremy zu geben, aber ich konnte ihn kaum verstehen, weil die Kinder im Hintergrund weiter über die Schulfrage stritten. Dann hörte ich Jaimes Stimme, die daran erinnerte, dass es Zeit für ihre Zwischenmahlzeit war, und das Gezänk machte dem Getrappel rennender Schritte Platz; schließlich herrschte Stille.
»Essen funktioniert doch immer«, sagte ich.
»Wir werden wirklich Schwierigkeiten kriegen, wenn es nicht mehr funktioniert. Und wie war euer Flug?«
Er äußerte sich sehr beeindruckt von dem, was wir bisher erreicht hatten. Jeremy wusste genau, wir hätten uns nie nach der Landung in Alaska als Erstes acht Stunden lang im Hotel verkrochen, aber wie jedem guten Anführer war ihm klar, der Tag, an dem er von seinen Truppen erwartet, dass sie über ihre Pflichten hinausgehen, ist auch der Tag, an dem sie sich nicht mehr gewürdigt fühlen und anfangen, die Dinge schleifen zu lassen.
»Geht in euer Hotel und schlaft«, sagte er jetzt.
»Hat Paige irgendwas rausgefunden bei Reeses Kreditkarten?«, fragte ich.
Er zögerte.
»Das bedeutet ja«, sagte ich. »Ich könnte sie auch selbst anrufen, weißt du?«
»Er hat eine verwendet, um sich ein Motelzimmer zu nehmen, aber nach dem teuren Flug wird er Alaska sicher nicht gleich wieder verlassen, ihr könnt euch also ausruhen …«
»Ich hab im Flugzeug geschlafen. Wenn Clay müde ist, setze ich ihn im Hotel ab …«
»Alles okay mit mir«, sagte Clay.
»Ich weiß, dass Reese nicht unsere dringlichste Aufgabe ist …«, sagte ich.
»Es gibt keine dringliche Aufgabe, die ihr erledigen müsstet.«
»Und deswegen würde ich das mit ihm gern hinter mich bringen.«
»Du verschwendest deine Zeit, Jer«, rief Clay dazwischen.
Jeremy hörte es und seufzte; dann gab er mir die nötigen Informationen. »Geht zum Motel von diesem Jungen, redet mit ihm, und dann ruht ihr euch aus.«
»Haben wir eine Adresse für Dennis oder Joey Stillwell? Ich habe einfach nur gedacht, wenn es auf dem Weg liegt …«
Er seufzte wieder und gab mir auch diese Adresse.
»Dennis’ Wohnung liegt näher«, sagte ich, als ich mich auf den Fahrersitz schob. »Wahrscheinlich sollten wir da vorbeifahren, bevor wir Reeses Motel suchen.«
»Mhm.«
»Und irgendwie nehme ich an, dir wäre es lieber, wenn wir erst mal bei Dennis vorbeischauten.«
Eine Pause; dann ein leises »Yeah«.
Ich warf einen Blick zu ihm hinüber, als ich vom Parkplatz fuhr. »Ich weiß, dass du dir Sorgen um sie machst – Dennis und Joey.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob Sorgen das richtige Wort ist. Ich fühle mich …« Er sah zum Beifahrerfenster hinaus; seine Finger trommelten auf die Armlehne. »Ich weiß nicht so recht, wie ich mich fühle bei der Aussicht, Joey wiederzutreffen.«
Ich wartete. Es hat keinen Zweck, Clay zum Reden zu ermutigen. Er braucht keine Ermutigung, um anderen seine Empfindungen mitzuteilen – wenn er reden will, wird er es tun.
»Ich fühle mich nicht gut dabei, nehme ich an«, sagte er einen Moment später. »Dass wir jeden Kontakt verloren haben.«
»Ihr wart befreundet.«
Er nickte. »Ich habe Nick nähergestanden. Joey war ein paar
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