Biss der Wölfin: Roman
Schauplatzfotografin und -zeichnerin in Alaska ist. Natürlich liegt das ihr zufolge einfach daran, dass sie die Reinkarnation von Leonardo da Vinci ist.«
»Ah.«
»Ja, sie liebt diesen ganzen paranormalen Kram, aber Obsession kann wirklich gut sein, wenn man nach der besten Quelle für Detailinformationen sucht. Lynn steht im Telefonbuch.« Er buchstabierte den Nachnamen, damit ich ihn mir aufschreiben konnte; dann gab er mir seine Karte und erbot sich – allem Anschein nach aufrichtig –, mir zu helfen, wenn ich seine Hilfe brauchte.
Ich rief Clay vom Geländewagen aus an.
»Und wie ist es bei der Zeitung gegangen?«, fragte er.
»Sie hat mich als dreist bezeichnet.«
»Autsch.«
Ich erzählte ihm von Mallory Hirsch. Nachdem er ein paar sorgsam formulierte Kommentare abgegeben hatte, erklärte ich, wie ich auf Lynn Nygard gekommen war. »Ich hab bei ihr angerufen. Geht keiner dran. Ich fahre unterwegs da vorbei und besorge dann Mittagessen.«
Ich war drei Häuserblocks weit gekommen, als Clay zurückrief.
»Kursänderung, Darling«, sagte er.
»Ist Reese aufgetaucht?«
»Ist er. Und es hat da sozusagen … Entwicklungen gegeben.«
8 Entwicklungen
I ch war noch mindestens drei Meter von Reeses Hotelzimmer entfernt, als ich das Blut roch. Ich ging langsamer, während sich mein Magen instinktiv zusammenzog.
Nein, ich hatte nicht gewollt, dass Reese verletzt wurde, aber wenn er Clay Schwierigkeiten machte, dann würden Fäuste fliegen, und Blut würde fließen. Es hatte eine Zeit gegeben, als ich mir selbst eingeredet hatte, dass es Clay Spaß machte, anderen Schmerzen zuzufügen – es hatte zu dem Bild gepasst, das ich mir von ihm hatte machen wollen. Doch im Inneren hatte ich immer gewusst, dass das nicht den Tatsachen entsprach. Einen widerspenstigen Mutt zu verprügeln war für Clay wie Zähneputzen. Es war nichts, das er mochte oder nicht mochte; er tat einfach, was getan werden musste. Eine schnelle Tracht Prügel half, zu verhindern, dass ein generelles Nachlassen des Respekts einsetzte – die Sorte, die irgendwann zu Attacken auf das Rudel und seinen Alpha führte.
Aus genau diesem Grund gaben Clay und ich so ein gutes Team ab. Ich spielte den netten Cop, und niemand hielt das für ein Zeichen der Schwäche, denn, hey, ich war schließlich eine Frau, also war ich naturgemäß nett und zugänglich. Wenn ein Mutt nicht auf mich hören wollte, bekam er es mit Clays Fäusten zu tun. Die Vermittlerin und der Vollstrecker. Es funktionierte bestens, jedenfalls solange nicht die Hälfte des Teams anderswo war.
Und so rieb ich mir übers Gesicht, als ich mich der Tür näherte, sorgte dafür, dass keinerlei Zeichen des Bedauerns über irgendetwas, das Clay Reese angetan haben mochte, erkennbar waren.
»Tür ist offen«, rief Clay.
Ich traf ihn dabei an, dass er im Zimmer auf und ab ging, das Handy am Ohr. Reese saß auf der Bettkante, ein blutiges Handtuch um die rechte Hand gewickelt.
»Ich war’s nicht«, sagte Clay.
Ich zeigte auf das Telefon.
»Jeremy«, antwortete er. Wegen medizinischer Ratschläge, nahm ich an.
»Was ist passiert?«, fragte ich Reese.
Er sah auf seine handtuchumwickelte Hand hinunter, als sei er verblüfft, sie zu sehen. Seine Pupillen waren geweitet, und er zwinkerte mühsam, hatte offensichtlich Schwierigkeiten, den Blick klar zu bekommen, obwohl er die Hand immer noch hochhielt und anstarrte. Ich warf einen Blick zu Clay hinüber, aber er hatte mir den Rücken zugewandt und hörte zu, während Jeremy Anweisungen gab.
Als ich nach Reeses Hand griff, wehrte er sich nicht dagegen. Die Haut oberhalb des Handtuchs war klamm trotz der Hitze im Zimmer. Ich wickelte das Handtuch vorsichtig ab, bis ich die Hand sehen konnte, und zuckte heftig zusammen. Zwei Glieder des Ringfingers und das letzte Glied des kleinen Fingers waren abgetrennt worden.
»Ich war’s nicht«, wiederholte Clay.
»Du hältst es für notwendig, das klarzustellen, ja?«, sagte ich.
Er grunzte und warf das Telefon aufs Bett.
»Was ist passiert?«
»Keine Ahnung. So weit waren wir noch nicht. Jeremy sagt, wir müssen das zusammenflicken. Um die Details kümmern wir uns hinterher.«
Clay holte meine Tasche, in der sich der Erste-Hilfe-Beutel befand, aus dem Auto. Auch er selbst hatte einen solchen Beutel im Gepäck. Jeremy hätte uns eher ohne Kleidung als ohne medizinische Notfallausrüstung verreisen lassen.
Ich sorgte dafür, dass Reeses Hand gesäubert, genäht und verbunden wurde,
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